IAEA-Bericht verharmlost Gesundheitsauswirkungen von Fukushima

Greenpeace fordert eine neue unabhängige Studie

Communiqués de presse - septembre 14, 2015
Wien/Luxemburg – Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA wird morgen in Wien einen umfassenden Bericht über die Ursachen, und Folgen der Katastrophe in Fukushima Daiichi im März 2011 präsentieren. Der im Rahmen der jährlichen Generalkonferenz der IAEA vorgestellte Bericht ist aus Sicht von Greenpeace keinesfalls ausgewogen. Aus diesem Grund fordert Greenpeace eine umfassende und unabhängige Untersuchung zu den Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen von Fukushima. Bereits heute, wurde ein offener Brief von Greenpeace Japan und der Plattform Green Action an den IAEA-Generaldirektor Yukiya Amano verschickt. In dem Schreiben wird die IAEA aufgefordert sowohl mit der betroffenen Bevölkerung in Dialog zu treten, damit diese nicht in kontaminiertes Gebiet zurückkehren muss, als auch von fahrlässigen, vorzeitigen Schlussfolgerungen abzusehen, bevor nicht Sicherheiten über Gesundheitsrisiken vorliegen.

 

„Man gibt vor, dass die Strahlung, der die Bevölkerung in den Tagen nach dem Unfall ausgesetzt war unproblematisch ist. Das kann jedoch auf keinen Fall mit Sicherheit gesagt werden“, sagt der Experte für Atomenergie bei Greenpeace Jan Haverkamp. Zum einen konnte die Strahlungsdosis zu diesem Zeitpunkt nicht gemessen werden, da die Systeme zur Überprüfung in den Tagen nach dem Unfall nicht funktionierten. Zum anderen wurde nach dem Unfall auch bei einigen Kindern Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, was auch die IAEA bestätigt. Das widerspricht jedoch der Behauptung im IAEA-Bericht, die Strahlung sei unproblematisch. Auch heute noch ist die Gegend um Fukushima radioaktiv verseucht. Laut IAEA liegt die durchschnittliche Ablagerungsdichte von dem Cäsium 137 über die ganze Fukushima Präfektur bei 100 Kilobecquerel Radioaktivität pro Quadratmeter. Damit übersteigt sie eindeutig den von der IAEA vorgegeben Grenzwert für kontaminiertes Land, dieser liegt lediglich bei 40.

 

Doch schon bald sollen die Menschen wieder in die verstrahlten Gebiete zurückkehren. Japans Regierung hatte Mitte Juni angekündigt, die Evakuierungsorder im März 2017 auslaufen zu lassen. Dies würde bedeuten, dass Tausende Opfer der Fukushima-Katastrophe bis 2018 die ohnehin niedrigen Kompensationszahlungen verlieren. Ohne Kompensation aber werden Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln in ihre verseuchten Häuser zurückziehen müssen. „Da die IAEA laut Satzung die friedliche Nutzung der Atomenergie beschleunigen und vergrößern sollte, hat die Agentur ein großes Interesse daran, Risiken zu unterschätzen“, so Haverkamp. „Aus diesem Grund fordert Greenpeace eine umfassende und unabhängige Untersuchung der Folgen des Unfalls in Fukushima Daiichi.“ 

 

Luxemburg wird auf der Generalkonferenz der IAEA durch Gesundheitsministerin Lydia Mutsch vertreten. „Wir hoffen, dass Luxemburg sowie andere Länder die der Atomenergie kritisch gegenüberstehen ebenfalls eine unabhängige Untersuchung fordern“, so Roger Spautz von Greenpeace Luxemburg. 

 

Zudem fordert die Umweltschutzorganisation eine unabhängige Atomaufsichtsbehörde, denn diese ist in Japan nicht vorhanden. Mehrere Studien werfen der ehemaligen Regulierungsbehörde „Nuclear and Industrial Safety Agency“ fehlende Distanz von Industrie als auch Regierung vor. Auf Druck des Konzerns TEPCO, der das AWK Fukushima Daiichi betreibt, wurden die Risiken eines Tsunamis für japanische Atomkraftwerke systematisch unterschätzt. Wenige Monate vor dem Unfall, wurde der japanische Länderbericht bei der Konvention für Nukleare Sicherheit präsentiert. Darin wurde festgestellt, dass durch die in Japan gesetzten Sicherheitsmaßnahmen ein Unfall aufgrund der technischen Standards auszuschließen ist.

 

Auch bei dem AKW Sendai fiel die Überprüfung durch die derzeitige japanische Atomregulierungsbehörde NRA positiv aus. Obwohl in dieser Region die Pazifische und die Philippinische Erdplatte aufeinandertreffen und es dadurch immer wieder zu Erdbeben kommt, wurde das AKW im August wieder ans Netz geschlossen. „Es muss eine unabhängige Regulierung ermöglicht werden, denn sonst sind weitere Katastrophen so gut wie vorprogrammiert“, warnt Haverkamp abschließend.

 

Eine kurze Zusammenfassung der Kritikpunkte von Greenpeace in deutscher Sprache finden Sie unter

http://bit.ly/1KG12eC

Eine lange Zusammenfassung der Kritikpunkte von Greenpeace in englischer Sprache finden Sie unter

http://bit.ly/1L4ngpt

 

 

 

 

Rückfragehinweis:

Jan Haverkamp
Experte für Atomenergie

Greenpeace CEE  

Roger Spautz