Papier- und Palmölproduzenten verzeichnen in Indonesien seit einigen Jahren ein unglaubliches Wachstum – auf Kosten der Umwelt. Möglich wird die rapide Expansion der Plantagenflächen in Regenwald- und Torfmoorgebiete unter anderem durch ausländische Finanzinstitute. Zu den Geldgebern der notorischen Urwaldvernichter gehört auch die Schweizer Grossbank UBS. Diese profitiert von Geschäftsverbindungen mit der Sinar Mas Gruppe, welcher die Holding-Gesellschaft Golden Agri Ressources (GAR) im Palmölbereich sowie der Papier- und Zellstoffbereich Asia Pulp and Paper (APP) angehören.

Wie Wunden klaffen riesige Monokulturen – Palm- und Akazienplantagen – in den immergrünen Wäldern der indonesischen Inselgruppe. 74 Millionen Hektare Regenwald hat das Land in den letzten 50 Jahren geschlagen. Das entspricht fast 40 Prozent der Landesfläche. Und trotzdem werden jedes Jahr weitere 2 Prozent des kostbaren Waldes vernichtet. Bei der Abholzung und Brandrodung der Wälder und Torfböden entladen sich jährlich 1.8 Milliarden Tonnen Co2 in die Atmosphäre – 4 % der weltweiten CO2 Emissionen.

Der unersättlichen Papier- und Palmölhunger unserer Industrienationen fordert nicht nur die Vernichtung eines wertvollen CO2-Speichers, sondern auch die unwiderrufliche Zerstörung letzter Lebensräume zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten wie Sumatra-Tiger, Borneo-Nashorn und Orang-Utan. Allein der Bestand der Menschenaffen ist in den letzten 100 Jahren um 91 Prozent zurückgegangen. Die Chancen auf eine Erholung der Populationen stehen sehr schlecht. Zudem wird den indigenen Völkern der Region ihre Existenzgrundlage entzogen, und es kommt immer wieder zu Landesrechtskonflikten mit Plantagenbesitzern.

Schweizer Finanzierungshilfen

Sinar Mas, einer der Hauptverursacher dieses ökologischen Dramas, ist ein Geschäftspartner der Schweizer Grossbank UBS. Asia Pulp and Paper (APP), der Zellstoff- und Papierbereich von Sinar Mas, ist der viertgrösste Papierproduzent weltweit. Unter seinem Dach sind die größten Zellstoff- und Papierfirmen Asiens zusammengefasst. 5,07 Millionen Tonnen Papier und Verpackung produziert die APP pro Jahr im asiatischen Raum;  2,3 Millionen Tonnen allein in Indonesien. Greenpeace verlieh dem Konzern im Dezember dieses Jahres den Anti-Preis «International Golden Chainsaw Award» .

Als die APP in den 80er Jahren zu expandieren begann, standen ausländischen Geldgeber Schlange, um sich in Form von Krediten oder Anteilen ein Stück vom Kuchen zu sichern. Dass der bis 1998 amtierende indonesische Diktator Suharto dem Sektor riesige Waldgebiete zur Abholzung und Umwandlung in Plantagen überlassen hatte, machte das Geschäft nur umso lukrativer. Auflagen für eine Renaturierung gab es keine – dafür aber Holz zum Nulltarif.

Das Ganze entpuppte sich dennoch als ein Eigentor für die Financiers und APP, denn die Vernichtung wertvoller Wäldern zahlt sich wirtschaftlich nicht aus. Letztendlich steigen die Produktionskosten, etwa wenn das Holz aus immer weiter entfernten Landesteilen herangeschafft werden muss. Trotzdem verschleuderte die APP das Papier zu Spottpreisen auf dem Weltmarkt und steuerte so 2001 auf einen Bankrott zu. Aus dem indonesischen Wirtschaftswunderkind war ein Urwaldvernichter mit einem Schuldenberg von rund 13,4 Milliarden Dollar geworden. Das höchst verschuldete Unternehmen Asiens, dank der vielen ausländischen Kredite. Zu dieser Zeit, übernahm die damalige Credit Suisse First Boston in der Folge das Beratungsmandat für die Refinanzierung des überschuldeten Konzerns.

Unbequeme Greenpeace-Reporte

Obwohl offensichtlich ist, dass der wirtschaftliche und ökologische Unsinn des Geschäftsmodells der APP langfristig nur scheitern kann, fliessen die Kredite auch heute noch. Weder der immense Schuldenberg, noch die skrupellose Abholzung der Wälder scheint die Finanzinstitute abzuschrecken. Damit nicht genug: Aktuell versucht die APP auch in Europa und der Schweiz Fuss zu fassen. Das könnte ihr mithilfe der Schweizer Banken sogar gelingen.

So ist einer ihrer Gläubiger die Schweizer UBS. Sie ist nicht nur Kreditgeber, sondern auch als «Bookrunner» für einen geplanten Börsengang der APP-China Tochter «Golden Paper», tätig. Auch im Palmölbereich von Sinar Mas hat die UBS die Finger im Spiel. Indonesien grösste Palmölproduzentin Golden Agri Ressources (GAR) ist die Holding-Gesellschaft aller Palmölfirmen von Sinar Mas. Die GAR ist börsenkotiert und hat 51 Prozent ihres gesamten Aktienkapitals frei gegeben. Hier zählt die UBS zu den hundert grössten Aktionären. Im Juli 2009 beschloss die GAR ihr Börsenkapital auf rund 215 Millionen Dollar zu erhöhen. Einer der so genannten «Joint Bookrunners» war die UBS – mit 71,7 Millionen Dollar Kapital.

Seitdem Greenpeace mit Reports wie «Burning up Borneo», «Illegal Forest Clearance and RSPO Greenwash» , «How Sinar Mas is expanding its empires of destruction» oder  «How Sinar Mas is pulping the planet» Ausmass und Folgen der Regenwaldvernichtung veröffentlicht,  steigt der Druck auf Sinar Mas. Grosskonzerne wie Unilever, Nestlé oder Burger King haben sich inzwischen von der Gruppe distanziert.

Fadenscheinige «Nachhaltigkeit»

«BankTrack» ist eine Koalition von Nichtregierungsorganisationen, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, weltweit Finanzinstitute unter die Lupe zu nehmen. Im April 2010 veröffentlichte sie eine Zusammenstellung aus der hervorgeht, dass UBS und Credit Suisse in Sachen Richtlinien im Forstsektor mehr als schlecht abschneiden.

Liest man die Verantwortlichkeits- und Nachhaltigkeitsrichtlinien der Banken, würde man sich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen. Bei genauerem Hinsehen muss man aber feststellen, dass es meist nichts anderes ist als ein grobmaschiges Netz mit vielen Schlupflöchern. So lässt die UBS unter «Nachhaltig bei UBS» verlauten:

«Einige Kunden von UBS sind in Sektoren tätig, die im Hinblick auf Umwelt- und Sozialrisiken als besonders sensitiv gelten.[…] Diese Richtlinien decken derzeit folgende Sektoren ab: Chemie, Erdöl und Gas, Versorgung, Infrastruktur, Forstwirtschaft, Biotreibstoffe sowie Bergbau und Gewinnung von Metallen.[…] Wir sind der Ansicht, dass unsere Verpflichtung gegenüber unseren Kunden und der Gesellschaft von uns verlangt, wenn immer möglich nach Lösungen zu suchen. Wir versuchen, mit unseren Kunden Verfahren zu erarbeiten, die umwelt- und sozialverträglicher sind. Davon kann der Kunde profitieren, da möglicherweise das Reputations- und das finanzielle Risiko seines Geschäfts sinkt. Ist eine solche Zusammenarbeit nicht möglich oder scheitern diese Versuche, kann UBS die Transaktion ablehnen.»

Geköpfte Berge

Transaktionen, welche die UBS abbrechen müsste, gibt es genug: Die Liste der von der UBS finanzierten ökologischen Katastrophen geht weit über die Vernichtung des indonesischen Regenwaldes hinaus. Zum Beispiel das in den USA durch die Firma  Massey Energy praktizierte  «Mountain Top Removal». Beim MTR werden ganze Bergkappen abgesprengt um die drunter liegende Kohle zu erreichen. Entstehender Abraum wird in die Täler gekippt, ganze Flüsse zugedeckt und vergiftet. Zurück bleibt eine giftige Anreicherung von Schlamm, Kohlestaub, Arsen und Quecksilber. Die UBS finanzierte «Massey Energy» seit 2008 mit insgesamt 900 Millionen Dollar. Aussteigen will die Bank bislang nicht, sie könne sich aber vorstellen, nur noch Kunden zu unterstützen, welche bereit sind, MTR «graduell zu reduzieren», wie sie in einer Erklärung verlauten liess. Was eine graduelle Reduzierung aber genau heissen soll, bleibt unklar.

Die Forderungen von Greenpeace

Ein weiteres Projekt mit verheerenden ökologischen Folgen, an dem beide Schweizer Grossbanken, UBS und Credit Suisse mitverdienen, ist der Ölsandabbau in Kanada. Kritiken dazu wiesen beide Unternehmen als unberechtigt zurück: Die UBS schiebt die Verantwortung auf den Kunden, denn schliesslich könne die Bank nicht beeinflussen, worin dieser investiert. Die Credit Suisse hingegen ist der Meinung, ihr ausreichendes Nachhaltigkeitskonzept gebe keinen Anlass zur Sorge und ihr Anteil am so genannten Tarsand sei unbedeutend klein.

Die Erklärung von Bern (EvB) fordert schon seit Jahren strengere Richtlinien für Geschäfte mit ökologischen und sozialen Risiken, welche auch unbedingt öffentlich publiziert werden müssen. Greenpeace schliesst sich diesen Forderungen an und fordert von der UBS und allen weiteren in Palmöl, Papier- und Zellstoffsektor investierenden Finanzinstitute:

  • Es müssen strikte Richtlinien zu Geschäften im Papier/Zellstoff- und Palmölsektor erarbeitet und  umgesetzt werden.
  • Diese Richtlinien sollen für sämtliche Geschäftsbereiche der Bank gelten und öffentlich einsehbar sein
  • Der Schutz von sogenannten «High Conservation Value Forests», «High Carbon Value Forests» und «Peatlands» (Torfgebieten) muss gewährleistet sein.

Finanzinstitute wie die UBS müssen von ihren Geschäftspartnern zwingend ein nachhaltiges Geschäftsmodell einfordern. Falls jene dieser Forderung nicht nachkommen und wie im Beispiel der Sinar Mas Gruppe mit der Vernichtung von Regenwald und Torfmoorgebieten fortfahren, müssen die geschäftlichen Beziehungen beendet werden.

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Die Rolle der UBS in Indonesiens Wald- und Torfmoorzerstörung

Report «Die Rolle der UBS bei der Finanzierung der Sinar-Mas-Gruppe und der Abholzung indonesischer Regenwälder»