Diese Rückschau widmen wir unseren Aktivisten die derzeit in Russland in Untersuchungshaft sitzen. Sie haben sich friedlich für die Arktis eingesetzt.
Wir denken an sie und ihr Mut und Einsatz macht uns stolz.

Text Inga Laas, Bilderrückschau Hina Strüver

Ein Rückblick:

Es ist der Morgen des 18. September, als unsere Aktivisten ihre Schlauchboote ins Wasser lassen. Sie nehmen Kurs auf die Gazprom Ölplattform „Prirazlomnaya“ in der Petschorasee. Als erste Bohrinsel hat Prirazlomnaya die Förderung von Erdöl in der Arktis aufgenommen. Unsere Aktivisten wollen mit einem Banner auf die Umweltrisiken der Gas- und Erdölförderung aufmerksam machen. Dass sie dabei zum Spielball einer politisch motivierten Machtdemonstration im Kampf um die Erdölreserven werden sollen, ahnen sie nicht.

Mit dem Schmelzen der Eisfläche, wird die Arktis zur Öl- und Gasgrube. Die Anrainerstaaten bringen sich in Stellung und Russland hat seit dem kalten Krieg erstmals wieder Kriegsschiffe in der Region postiert. Der Run auf die Reserven hat längst begonnen und der politische Machtkampf wird nun an den 30 Aktivisten ausgefochten.

 

Marco Weber, Schweizer Aktivist und Sini Sareela, finnische Aktivistin beginnen die Ölplattform zu erklettern. Sie werden nach kurzer Zeit mit eiskaltem Wasser aus Feuerwehrschläuchen attackiert. Russische Beamte bedrohen die Aktivisten und stechen mit Messern auf die Schlauchboote ein. Unsere Aktivisten werden gezwungen ihre friedliche Aktion abzubrechen. Marco und Sini werden sofort von der Russischen Küstenwache  festgenommen. Die anderen können zur „Arctic Sunrise“ zurückkehren. Im Verlaufe des nächsten Tages wird das Greenpeace-Schiff illegal vom Russischen Inlandsgeheimdienst FSB besetzt. Der Kontakt zu den Greenpeace-Büros bricht ab; die Artic Sunrise wird nach Murmansk verschifft.

Seit dem sitzen 28 Aktivisten und zwei freischaffende Medienjournalisten aus 18 verschiedenen Ländern in russischer Untersuchungshaft.

Die Anklage: bandenmässige Piraterie. Die Strafe: 15 Jahre.

Weit mehr als 1 Millionen Unterschriften sind in unserer Online Petition für die Freilassung unserer Aktivisten bisher eingegangen. Tausende gingen in mehr 135 Städten rund um den Globus auf die Strasse und forderten die sofortige Freilassung. Greenpeace-Chef Kumi Naidoo bat in einem Brief um ein Treffen mit Präsident Wladimir Putin. Er bot an, im Falle einer Freilassung persönlich für die Aktivisten zu bürgen und bis zum Ende der Verhandlungen nach Russland zu ziehen.

Die in Moskau ansässigen Diplomaten der betroffenen Länder sind gefragt. Argentinien bat die Haft in Hausarrest um zuwandeln. Das ukrainische Aussenministerium überreichte eine Protestnote. Australien forderte eine Stellungnahme, ob der „sehr schwerwiegende“ Piraterievorwurf gegen die Aktivisten „angemessen“ sei. Die Niederlande, unter deren Flagge die „Artic Sunrise“ fuhr, leiteten ein Verfahren vor dem internationalen Seegerichtshof ein, denn: Für ein Schiff, im internationalem Gewässer muss die heimatliche Rechtssprechung gelten.

Das Vorgehen der russischen Behörden ist absolut unverhältnismässig. Präsident Putin persönlich hat kürzlich an einer Arctic Konferenz gesagt, dass die AktivistInnen «offensichtlich keine Piraten» sind. Die in Russland inhaftierten Aktivisten und Aktivistinnen haben friedlich für den Schutz der Lebensgrundlagen von uns allen protestiert. Die Arktis ist tatsächlich in Gefahr. Konzerne wie Gazprom und Shell drohen sie mit gefährliche Ölbohrungen langfristig zu zerstören. Um die Arktis zu schützen sollte Russland gegen diese Konzerne vorgehen – und nicht gegen friedlich protestierende ArktisschützerInnen.