Das Greenpeace-Flaggschiff Rainbow Warrior ist im Hafen von Rotterdam heute auf den russischen Tanker «Mikhail Ulyanov» getroffen. 80 Arktisschützerinnen und Arktisschützer, darunter eine Schweizerin und ein Liechtensteiner, protestierten mit Schlauchbooten und als Kletterer gegen den Tanker. 44 von ihnen wurden vorübergehend verhaftet. Ihre Botschaft: «No Arctic Oil». Sie forderten ein Verbot von Offshore-Ölbohrungen in der Arktis und eine dringende Umstellung auf neue Energiequellen. Vor Ort ist auch das Greenpeace-Schiff Esperanza.

 

Der Tanker «Mikhail Ulyanov» transportiert Öl von der vom russischen Konzern Gazprom betriebenen Risiko-Bohrinsel Prirazlomnaya in der Petschorasee/Arktis. Das Öl wird in Rotterdam abgepumpt und durch den französischen Konzern Total raffineriert. Gegen sie hatten die Arctic 30, darunter der Schweizer Marco Weber, im letzten Jahr protestiert. Sie mussten über zwei Monate in Haft verbringen. Die Lieferung markiert das erste Mal, dass Öl aus arktischer Offshore-Förderung auf den Markt gebracht werden soll.

Peter Willcox, Mitglied der Arctic 30 in Russland und jetzt Kapitän der Rainbow Warrior sagt dazu: «Das ist Wahnsinn. Das Eis der Arktis schmilzt aufgrund des Klimawandels, und Ölunternehmen wie Gazprom und Shell sehen darin ihren Profit, indem sie dort nach noch mehr Öl bohren. Wir müssen diese rücksichtslose Profitgier stoppen. Der Arktische Ozean sollte ein Paradies für Tiere sein, kein Ölfeld.»

Die Winterthurer Julia Ritschard (24), die als Kletteraktivistin involviert ist, äussert sich zu ihrem heutigen Einsatz wie folgt: «Die Arktis ist unersetzlich. Es ist durch nichts zu rechtfertigen, eines der letzten weitgehend unberührten Gebiete der Erde zu zerstören. Deswegen stelle ich mich der Ölförderung in der Arktis entgegen.» Und weiter: « Dieses Öl hätte nie gefördert werden dürfen. Auch Gazprom weiss, wie riskant die Bohrungen sind. Diese erste Ladung, die jetzt in Europa ankommt, sollte auch die letzte sein.»

Der ebenfalls beteiligte Liechtensteiner Greenpeace-Aktivist Sacha Schlegel (43) sagt: «Die Abhängigkeit vom Erdöl bringt die Erdölindustrie dazu, ökologisch immer riskantere und fragwürdigere Projekte in Angriff zu nehmen, wie jetzt in der hochsensiblen Arktis. Ich bin hier um gewaltlos für die Menschen, Tiere und Natur der Arktis einzustehen.»

Nach Medienberichten hatte Gazprom beabsichtigt, mit dem Öl von der Prirazlomnaya bereits Ende Februar einen europäischen Hafen anzusteuern. Es muss vermutet werden, dass die extremen Wetterbedingungen der Arktis zu den Verzögerungen beigetragen haben. Die Ölförderung in dieser Region ist ein gefährliches Wagnis: Ein Ölunfall würde fast unweigerlich zu einer ökologischen Katastrophe für Mensch und Natur führen. Weltweit gibt es kein erprobtes Mittel, um Öl, das in den eisigen Gewässern ausgelaufen ist, wieder zu bergen. Auch der Transport birgt einige Risiken.

Marco Weber (28) ist nicht in Rotterdam. Er kommentiert die heutigen Ereignisse: «Förderung und Transport von arktischem Öl sind extrem gefährlich. Es gibt mir sehr zu Denken, wie fahrlässig die Menschheit mit unserer Erde und unseren Lebensgrundlagen umgeht. Wenn in der Arktis nach Öl gebohrt wird, ist es eine Frage der Zeit bis ein Unfall passiert. Wer dieses Risiko bewusst eingeht, ist eine Gefahr für die Umwelt und unsere Zukunft. Nachdem sich das EU-Parlament in einer Resolution für den Schutz der Arktis ausgesprochen hat, wäre ein Importverbot gegen arktisches Öl nur konsequent.»

Die Aktion ist Teil einer langjährigen internationalen Kampagne zum Schutz der Arktis. Setzen auch Sie sich für deren Schutz ein: www.savethearctic.org

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