Der Entwurf zur Revision der Energieverordnung schöpft das Stromsparpotenzial bei Geräten und Industriemotoren bei weitem nicht aus. Die Umweltorganisationen Greenpeace Schweiz, Schweizerische Energie-Stiftung SES und WWF Schweiz kritisieren insbesondere, dass für gewichtige Stromfresser-Kategorien keine Verbrauchsvorschriften vorgesehen sind. Die Umweltverbände legen einen eigenen Vorschlag vor, der zehnmal mehr Strom spart und die Schweizer Volkswirtschaft um mehr als 1 Milliarde Franken pro Jahr entlastet.

Mit der Revision der Energieverordnung werden
erstmals Vorschriften zum maximalen Stromverbrauch von Haushalt-
und elektronischen Geräten formuliert. Ziel der Regelung ist es,
ineffiziente Geräte Schritt für Schritt vom Markt zu verbannen.
Abgesehen von einigen begrüssenswerten Regelungen (für Tumbler,
Haushaltgeräte) nutzt der Entwurf des Bundesamts für Energie (BFE)
das riesige Effizienzpotenzial bei den Geräten, Anlagen und
Industriemotoren jedoch nicht aus. Dies hat eine gemeinsame 
Untersuchung von Greenpeace, SES, WWF und SAFE (Schweizerische
Agentur für Energieeffizienz) ergeben.

Bei den Tiefkühl- und Kühlgeräten orientiert
sich die Vorlage noch nicht am Standard der «Best Available
Technology» (beste verfügbare Technologie) und bei den
Industriemotoren hinkt sie gar hinter den Verbrauchsstandards von
Ländern wie Korea, USA,  Australien oder Mexiko her. Insbesondere
aber fehlen in der Vorlage die Geräte- und Anlagekategorien mit dem
grössten Spareffekt.  «Mit dem Entwurf des BFE sinkt der
Stromverbrauch um maximal 1 Prozent bis 2020, das ist viel zu
wenig», so Ulrike Saul vom WWF.

Die Umweltverbände reichen daher zum Ende der
Vernehmlassungsfrist beim BFE einen umfassenden
Verbesserungsvorschlag ein. Dieser zeigt auf, wie mit konsequenten
Massnahmen in den Bereichen Elektromotoren, Haustechnik und
Beleuchtung zehnmal mehr Strom gespart werden kann als mit dem
BFE-Entwurf. «Mit den vorgeschlagenen Verbesserungen liessen sich
bis 2020 10 Prozent des Schweizer Stromverbrauchs einsparen –
doppelt soviel Strom wie das Atomkraftwerk Mühleberg pro Jahr
produziert», sagt Annette Reiber von Greenpeace. «Haushalte und
Industrie würden von jährlich über 1 Milliarde Franken tieferen
Stromkosten profitieren.»

Die Umweltorganisationen fordern den Bund mit
ihrem Vorschlag zu deutlichen Verbesserungen seiner Vorlage auf.
«Nur so ist die Revision der Energieverordnung ein glaubwürdiger
erster Schritt zur Ausschöpfung eines Effizienzpotenzials, das
insgesamt notabene 30 Prozent beträgt!» sagt Sabine von Stockar von
der SES.

Kontakt:

Annette Reiber, Energieeffizienz-Kampagne Greenpeace Schweiz,
044 447 41 84,

Sabine von Stockar, Schweizerische Energie-Stiftung SES, 044 271
54 64, sabine.vonstockar(at)energiestiftung.ch 

Ulrike Saul, Klimapolitik WWF Schweiz, 044 297 23 57, ulrike.saul(at)wwf.ch

Der Vorschlag der Umweltverbände ist zu finden unter: http://www.greenpeace.ch/energieverordnung

Mit Effizienz ernst gemacht: Die Forderungen der Umweltverbände
in Kürze

  • Orientierung der Mindestanforderungen an der Best Available
    Technology für alle Gerätekategorien, insbesondere auch
    Kühlschränke (mindestens A+ ab 2010, A++ ab 2012) und
    Elektromotoren (IE2 ab 2010 und IE3 ab 2012). Es sollen nur noch
    die technologisch fortschrittlichsten, effizientesten Geräte zum
    Verkauf zugelassen werden.
  • Mindestanforderungen an die Effizienz auch für die Bereiche
    Beleuchtung (Haushaltslampen, Leuchten für Dienstleistung und
    Industrie, Strassenbeleuchtung) und Haustechnik (Umwälzpumpen,
    Wärmepumpen, Elektroboiler und Raumklimageräte).
  • Energieverbrauchs-Deklaration (Energieetikette) für alle
    elektrischen und elektronischen Geräte.
  • Regelmässige Anpassung (Dynamisierung) der Energieetikette an
    den aktuellen Stand der Technik, entsprechend dem EU-Prozess.
  • Orientierung an den international besten Effizienz-Normen.
    Mindestens Übernahme aller EU-Normen (Ökodesign-Richtlinie).

Mit Effizienz ernst gemacht: Gewinn für
Umwelt und Wirtschaft

  • Elektrizitätseinsparung von 6000 GWh pro Jahr (doppelte
    Jahresstromproduktion AKW Mühleberg) bis 2020 bzw. 10% des
    Stromverbrauchs der Schweiz
  • Einsparung von jährlich rund 3 Millionen Tonnen CO2
    (knapp 6 % des gesamten CO2 Jahresausstosses der
    Schweiz)
  • Einsparung von 1,2 Milliarden Franken pro Jahr für Wirtschaft
    und Haushalte durch Reduktion von unnötigem Stromverbrauch;
    Förderung von Innovation, Wertschöpfung und Beschäftigung.