Heute verteilt das dubiose «Nuclear Disarmament Forum» in Zug Preise für aussergewöhnliche Leistungen im Bereich des Weltfriedens. Ob der Auswahl mancher Preisträger reibt man sich erstaunt die Augen, gehören doch der russische Präsident Vladimir Putin und die schwedische Atomkraftwerks-Besitzerin OKG dazu. In Tat und Wahrheit dient die skurrile Friedensinitiative nicht der Friedensförderung, sondern als imageträchtiger Deckmantel für die Interessen der schweizerischen und europäischen Atomwirtschaft.

Zug/Zürich. Das «Nuclear Disarmament Forum» (NDF) ist eine Gründung der schweizerischen Atomindustrie – das Startkapital zahlte zu 98% Franz Hoop, damals Brennstoffeinkäufer bei der Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg (die EGL betreibt das Atomkraftwerk Leibstadt). Hoop hat sich einen zweifelhaften Ruf verschafft, als er im Namen der Industrie eine Absichtserklärung unterschrieb, die den Export des gesamten hochradioaktiven Atommülls aus der Schweiz nach Russland ermöglichen sollte.

Nach wie vor hält die Schweizer Atomwirtschaft an der Option Russland fest. Grund: Im Westen sind Wiederaufarbeitung und Lagerung heftig umstritten, während Russland Billigstlösungen verspricht, ohne Umweltstandards und ohne demokratische Mitsprache der Bevölkerung. Die neuste Variante im russischen Roulette präsentiert jetzt das NDF: Überschüssiges Waffenplutonium aus Russland soll zu MOX-Brennelementen verarbeitet, anschliessend an westliche Atomkraftwerke «vermietet» und nach Gebrauch in Russland endgelagert werden.

Dieser Plan hat allerdings nichts mit Abrüstung zu tun, sondern mit den ureigensten Interessen der hiesigen Atomindustrie. So nachzulesen in einem Artikel der renommierten Fachzeitschrift «Nuclear Fuel» über eine Konferenz in Russland. Die Anwesenheit von Industrie und Organisationen wie etwa dem Nuclear Disarmament Forum belege, schreibt Nuclear Fuel, dass Russland als langfristiger Standort für eine Atommülldeponie als «both potentially good for the future of nuclear energy and highly lucrative» betrachtet wird. Zudem sei das Leasing von Waffenplutonium gemäss Nuclear Fuel vor allem für die schweizerische, deutsche und schwedische Atomwirtschaft interessant, denn damit könne der Atomausstieg verzögert werden «on grounds they were contributing to disarmament». (Nuclear Fuels, 16. September 2002)

Das MOX-Leasing kombiniert das Schlimmste von zwei schlechten Ideen der Atomindustrie: Es führt zum Bau einer Plutonium-Brennstofffabrik in Russland und zum Transport des gefährlichen Bombenmaterials über Tausende von Kilometern. Missbrauch, Diebstahl und Sabotage sind leicht möglich. Terroristen hätten leichtes Spiel, das Plutonium aus frischen MOX-Elementen zu holen und zu Atombomben umzubauen, dies bestätigen internationale Experten und Berechnungen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien.

Greenpeace fordert, dass Plutonium als Atommüll behandelt und dementsprechend entsorgt wird.

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