Eine Delegation von Schiffsverschrottungs-Arbeitern aus Bangladesh und Greenpeace Mitarbeiter haben heute vor dem Hauptsitz der Mediterranean Shipping Company (MSC) einen Protest durchgeführt. Anschliessend kam es zu einem Gespräch. Dem Schweizer Reeder gehören rund 200 zum Teil schrottreife Schiffe, die zur „Entsorgung” nach Indien oder Bangladesh verkauft werden. Zehntausende von Arbeitern müssen sie dort buchstäblich von Hand zerlegen, wobei sie ungeschützt krebserregenden Substanzen ausgesetzt sind. Die Umwelt-verschmutzung ist massiv. Greenpeace und die Betroffenen fordern u.a., dass die Schiffe vor der Verschrottung vollständig dekontaminiert werden.

Genf. Während Greenpeace-Aktivisten vor dem
Hauptsitz der MSC eine alte Schiffsglocke Sturm läuten lassen,
dauern die Verhandlungen im Innern des Gebäudes an. Der Genfer
Reeder MSC besitzt weltweit die zweitgrösste Handelsflotte. Seit
Januar 1999 liess MSC 21 riesige Containerschiffe in Alang/Indien
verschrotten, ohne sie vorher zu entgiften und entzog sich damit
der Verantwortung für die Entsorgung der hochgiftigen Substanzen.
Asbest, Dioxine, Furane, PCBs, Schwermetalle, Schweröl und
Explosionen führen in den Schiffsfriedhöfen von Indien und
Bangladesh zu riesigen Schäden an Mensch und Umwelt. Das Leben von
schätzungsweise über 100’000 Schiffverschrottungs-Arbeitern ist
direkt bedroht.

Am 30. Mai besetzte Greenpeace in
Antwerpen/Belgien den 31-jährigen Schrottfrachter MSC INSA, der
seither im Trockendock liegt. Am 6. und am 8. Juni verhandelte die
Umweltorganisation sowie die Arbeiter-Delegation aus Bangladesh wie
dieses Schiff vor der Verschrottung zu entgiften wäre. Aufgrund
ihrer Marktstellung hat MSC eine besondere Verpflichtung, ihre
ausgedienten Schiffe fachgerecht zu entsorgen. Die Delegation der
Betroffenen verlangt deshalb heute von MSC eine Absichtserklärung,
in Zukunft die gesamte Schiffs-Flotte vor der Verschrottung zu
dekontaminieren.

Die Basler Konvention verbietet den Export von
Sondermüll in den Süden. Die Reeder können dank einer
Regelungslücke bezüglich der Verschrottung von Schiffen das Verbot
umgehen. Greenpeace und die Betroffenen werden am Mittwoch den
11.6.03 bei ihrem Treffen mit den Schweizer Behörden darauf
drängen, die Schliessung dieser Lücke bei der Internationalen
Meeresorganisation IMO zu veranlassen, um für alle Schiffe
Verbindlich-keiten zu schaffen. Da in den nächsten Jahren mit der
Verschrottung vieler einhülliger Tankschiffe zu rechnen ist, werden
sich die damit verbundenen Probleme noch verschärfen. In einem
kürzlich publizierten Bericht belegt Greenpeace dass die
Schiffsbesitzer durchschnittlich 3 Mio. Franken (2 Mio. Dollar) pro
abgewracktem Schiff erhalten. Anstatt die Gifte im Westen
gesetzeskonform fachgerecht und deshalb kostspielig zu entsorgen,
werden sie gewinnbringend in 3.Welt-Länder verkauft.

Kontakt:

Matthias Wüthrich, Chemiekampagne Greenpeace Schweiz 01/447 41
31

Greenpeace Medienabteilung 01/447 41 11