Heute morgen früh ist der erste Rücktransport von hoch radioaktivem Atommüll in der Schweiz im Zwischenlager Würenlingen angekommen. Vor dem Zwilag hat sich heute Morgen eine 35-köpfige Greenpeace-Trauergemeinde eingefunden, die den massiven Sicherheitsverlust in der Grossregion um Würenlingen beklagt. Die von der Atomindustrie propagierte Illusion, dass die Schweiz kein Atommüllproblem hat, ist seit heute tot.

Würenlingen/Zürich. Das Zwischenlager Würenlingen ist gegen einen Flugzeugabsturz nicht ausreichend gesichert. Spätestens nach dem 11. September müssten terroristische Attacken in das Sicherheitsdispositiv einberechnet werden. Zudem liegt das Zwischenlager Würenlingen in der Flugschneise des Flughafens Kloten. Das Dach könnte einem Aufprall nicht widerstehen, die Behälter wären der vollen Wucht des Aufschlags ausgesetzt. Bei einem nachfolgenden Brand besteht ein erhebliches Risiko, dass Radioaktivität austreten würde. Ein Absturz beim Zwilag hätte katstrophale Konsequenzen: Das Zwischenlager steht in einem dicht besiedelten Gebiet am Rande der Grossagglomeration Zürich; der hochaktive Abfall, der dort gelagert wird, ist hochgefährlich.

Wie real die Absturzgefahr ist, zeigt ein Blick in die Flugunfallstatistik Zürich-Kloten: 1970 stürzte nur etwa drei Kilometer vom heutigen Zwischenlager ein Passagierflugzeug ab, vor wenigen Wochen die Crossair im Anflug auf Kloten.
Heute wird die Illusion zu Grabe getragen, welche die Atomindustrie immer propagiert hat – dass die Schweiz kein Atommüllproblem hat. Heute muss eingestanden werden: Lösungen im Umgang mit Atommüll gibt es nicht, weder in der Schweiz noch in anderen Staaten. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern – wer kann schon ein Lager bauen, das Sicherheit garantieren muss über Tausende von Jahren.
Auch die Glaskokillen, in die der hochaktive Atommüll zur Lagerung eingeschlossen wird, sind zweifelhaft. Studien rügen die mangelhaften Qualitätskontrollen bei der Produktion. Risse, Gasblasen oder eine ungleichmässige Verteilung der Radioaktivität innerhalb der Glaskokillen können bei einem Unfall zur Freisetzung von grossen Mengen Radioaktivität führen.
Zudem gibt auch der Transport- und Lagerbehälter zu Bedenken Anlass. Studien haben aufgezeigt, dass die so genannten Castor-Behälter nicht genügend gegen Transportgefahren wie etwa einen Verkehrsunfall gesichert sind.
Heute ist der erste Atommüll-Transport aus der Wiederaufarbeitung im Zwilag angekommen – noch viele weitere werden folgen. Greenpeace fordert den Ständerat auf, seine Verantwortung als Vertretung des Volkes wahrzunehmen und das Verbot der Wiederaufarbeitung im neuen Kernenergiegesetz zu verankern. Alles andere hiesse, die Interessen der Schweizer Atomindustrie höher zu gewichten als diejenigen der Schweizer Bevölkerung.