Areva-Skandal: Greenpeace veröffentlicht Report zu fehlerhaften Bauteilen

18 AKW in Frankreich droht akuter Störfall

Actualité - septembre 29, 2016

 

Detaillierte Zusammenfassung der Studie 
Gesammte Studie


Paris/Luxemburg, 29. 9. 2016 – 18 französischen Atomkraftwerken droht ein massiver Störfall verursacht durch fehlerhafte Bauteile aus der Stahlschmiede Forges du Creusot. Darunter sind auch Reaktoren an den Standorten Fessenheim und Cattenom unweit der deutschen Grenze. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Londoner Ingenieursbüro John Large und Associates im Auftrag von Greenpeace. Bei den betreffenden Bauteilen können Mängel im verarbeiteten Stahl zum plötzlichen Bersten des Materials führen. „Die französische Atomaufsicht muss sofort handeln und den Weiterbetrieb dieser Kraftwerke verbieten“, sagt Greenpeace-Atomexperte Roger Spautz. „Dieses akute Risiko für Millionen Menschen in Europa darf nicht billigend in Kauf genommen werden.“

 

Das Büro John Large hat bereits bekannte Mängel an den Dampfgeneratoren und anderen großen AKW-Aggregaten von Forges du Creusot näher untersucht und kommt zu einem alarmierenden Ergebnis: Insgesamt sind 28 französische AKW von dem Skandal betroffen. Bei 18 Reaktoren droht auch nach Ansicht der französischen Sachverständigenorganisation Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire (IRSN) ein akutes Versagen und damit ein ernster Störfall. Lediglich drei Reaktoren, unter ihnen ein Reaktor in Fessenheim bei Freiburg, stehen für Untersuchungen vorübergehend still.

 



Fehlerhafte Bauteile müssen ausgetauscht werden

 

Im Mai dieses Jahres wurde bekannt, dass sich in den Produktionsunterlagen des Atomanlagenbauers Areva gut 400 Dossiers fanden, in denen geschlampt oder gefälscht wurde. Areva hatte das Schmiedewerk Forges du Creusot im Jahr 2006 erworben. Vertuscht werden sollte ein Materialfehler im Stahl: Eine zu hohe Kohlenstoffkonzentration macht ihn spröde und kann bei starker Belastung zu plötzlichem Bersten führen. Die Verwendung des mangelhaften Stahls wurde in 87 Fällen bereits nachgewiesen. Die Bauteile haben teilweise mehrere Meter Durchmesser und werden aus komplexen Stahllegierungen hergestellt.

 

Der Large-Report kritisiert, dass die derzeitigen Untersuchungsmethoden von AREVA und dem AKW-Betreiber EDF bei weitem nicht ausreichen, um einen sicheren Weiterbetrieb der AKW zu garantieren. Einzig mögliche Lösung sei der Austausch der betreffenden Dampfgeneratoren durch Bauteile eines anderen Herstellers.