Greenpeace Frankreich vor Gericht:

Wann wird der Prozess gegen die EDF-Kraftwerke stattfinden?

Communiqués de presse - février 26, 2018
Luxemburg, 26 Februar 2018 - Acht Aktivisten und ein Angestellter von Greenpeace Frankreich erscheinen Morgen vor dem Bezirksgericht in Thionville. Sie werden von EDF juristisch belangt, nachdem sie am 12. Oktober in Cattenom eingedrungen sind. Ihre Aktion hat ermöglicht die erheblichen Mängel bezüglich der Sicherheit von EDF-Anlagen aufzuzeigen - doch der Stromproduzent weigert sich immer noch, die diesbezüglich nötigen Massnahmen einzuleiten.

Greenpeace Frankreich, vertreten durch seinen Generaldirektor Jean-François Julliard, wird hingegen als juristische Person angeklagt. EDF fordert gegenüber der Organisation und den Aktivisten mehr als 700 000 Euro Reparaturkosten, einschließlich 500 000 Euro ... für die "Schädigung seiner Glaubwürdigkeit".

Yannick Rousselet, verantwortlich für die Nuklearkampagne bei Greenpeace Frankreich, wird hingegen als "Komplize" persönlich juristisch verfolgt.

Die Greenpeace-Aktivisten, denen morgen der Prozess gemacht wird, waren in das Kernkraftwerk Cattenom an der Mosel eingedrungen und hatten in direkter Nähe des Lagerbeckens für abgebrannte Brennelemente Feuerwerkskörper gezündet. Sie wollten damit die hohe Verwundbarkeit dieser Gebäude aufzeigen und vor potentiell bösartigen Absichten warnen. Diese Becken sind die Infrastrukturen, die in einem Kernkraftwerk die meiste Radioaktivität enthalten. Und trotzdem sind sie mit ihren 30 cm dicken Wänden und einem Dach aus Metallblech schlecht gegen die Risiken eines Außenangriffs geschützt.

"Während die Nationalversammlung, nachdem Aktivisten von Greenpeace Frankreich in die Kraftwerke Cattenom und Cruas eingedrungen sind, eine parlamentarische Untersuchung zur nuklearen Sicherheit, sowie zur allgemeinen Sicherheit eingeleitet hat, weigert sich EDF, sich dem Ausmaß des Problems zu stellen", erklärt Yannick Rousselet.

"Durch die Anklage unserer Aktivisten oder dem Versuch, uns anhand von exorbitanten Summen einzuschüchtern, wird es EDF nicht gelingen, seine Atomkraftwerke weniger gefährlich zu machen! Das Risiko ist da und ist real: Im Falle eines externen Angriffs auf diese Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente könnten die Folgen auf dem Gebiet noch größer sein als bei dem Unfall in Fukushima. Um das Schlimmste zu vermeiden, muss EDF seine Einrichtungen unbedingt stärker sichern."

Das Eindringen der Greenpeace-Frankreich-Aktivisten in das Atomkraftwerk in Cattenom erfolgte aufgrund der Vorlage eines Berichts von sieben unabhängigen Experten von Greenpeace Frankreich an die zuständigen Behörden für nukleare Sicherheit. Seitdem hat die Behörde für nukleare Sicherheit die Einbeziehung von Sicherheitsfragen in ihre Befugnisse eingefordert.

"Diese schlecht geschützten Abklingbecken welche zwei oder drei mal soviel Brennelemente enthalten wie der Reaktorkern stellen auch eine grosse Gefahr für die Nachbarländer dar. Die Luxemburger und deutsche Regierungen müssen sofortige Maßnahmen von den französischen Behörden fordern", so Roger Spautz von Greenpeace Luxemburg.