Nachdem einige wichtige Vereinbarungen getroffen werden konnten, wurden die abschließenden Verhandlungen in den letzten Minuten der Konferenz unterbrochen, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen zu werden. Die Gespräche über die biologische Vielfalt beantworteten einige wichtige Fragen, ließen aber das Hauptthema der Finanzierung des Artenschutzes offen.
Zunächst die guten Nachrichten
Auf der COP16 wurde ein neues Gremium eingerichtet, das sich mit den Rechten, der Rolle, den Gebieten und dem Know-how indigener Völker befasst. Die Schaffung dieses Nebenorgans für indigene Völker als teilnehmende Einheit an künftigen Biodiversitätsverhandlungen der Vereinten Nationen ist eine Anerkennung der Völker, die seit Jahrtausenden mit der biologischen Vielfalt koexistieren, sie verwalten und durch traditionelles Wissen bereichern. Die Einrichtung dieses Organs als Teil der Biodiversitätskonferenz wurde vom Saal mit Standing Ovations bejubelt.
Im Bereich des Meeresschutzes haben die Mitgliedstaaten endlich ein standardisiertes Verfahren zur Bestimmung von Meeresgebieten mit hohem ökologischen Wert eingeführt. Damit hat die COP16 dazu beigetragen, den Weg für die Ratifizierung des Vertrags über den Schutz der Weltmeere bis Juni 2025 zu ebnen. Darüber hinaus wurde die Verflechtung von Biodiversität und Klimaschutz anerkannt und damit der Weg für den Schutz der Ökosysteme, die die Menschen und den Planeten erhalten, weiter geebnet.
Ein echter Sieg für die Zivilgesellschaft: Trotz intensiver Lobbyarbeit und zahlreicher Vertreter:innen der Pharma- und Agrarindustrie ist es den Lobbyisten der Großkonzerne unter dem starken Druck der Zivilgesellschaft nicht gelungen, eine bahnbrechende Einigung über die Verantwortung der Unternehmen für den Naturschutz zu blockieren und damit ihre Möglichkeiten einzuschränken, weiterhin kostenlos von der Natur zu profitieren. Im Gegenteil: Sie können nun nicht länger ungehindert und ohne Gegenleistung Gewinne aus der Natur schlagen. Unternehmen, welche Gensequenzen von Pflanzen (etwa aus dem Regenwald) für Medikamente, Kosmetika oder Geschmacksverstärker verwenden und damit Milliardengewinne erzielen, müssen künftig für den Schutz derselben Natur zahlen, auf die sie angewiesen sind, um damit Geld zu verdienen.
Nun die weniger guten Nachrichten
Obwohl die Regierungen in Cali Pläne für den künftigen Finanzierungsfonds vorstellten, scheiterten sie in dieser Verhandlungsrunde an der Mobilisierung der tatsächlichen Finanzierung. Inmitten eines immer dringender werdenden Schutzes der Artenvielfalt und trotz der Zusagen der Länder des Globalen Nordens, ihre Schulden zu begleichen, ist die Finanzierung der Artenvielfalt nach wie vor ins Stocken geraten, da die wohlhabenden Regierungen keine glaubwürdigen Finanzierungszusagen gemacht haben. Unsere Natur befindet sich in einer Krise, und bereits heute leiden weltweit Menschen unter den Folgen. Dennoch stellen die Länder des globalen Nordens weiterhin Geld über das Leben auf unserem Planeten.
Wie geht es nun weiter mit dem Schutz der Artenvielfalt?
Es liegt auf der Hand, dass die öffentlichen Gelder der wohlhabenden Regierungen so bald wie möglich fließen müssen. Wie dies zu erreichen ist, bleibt als Hausaufgabe für die Staats- und Regierungschefs zu Hause, auf der nächsten Biodiversitäts-COP, insbesondere für diejenigen, die nächste Woche in Baku, Aserbaidschan, auf der UN-Klimakonferenz COP29 zusammenkommen werden.
Die COP17 wird 2026 in Armenien stattfinden, wo die Mitgliedstaaten bewerten müssen, ob sie schnell genug gehandelt haben und ob sie auf die in Kolumbien geleistete Arbeit aufbauen können. Bis dahin werden wir den Druck aufrechterhalten.