Greenpeace-Schiff Esperanza läuft zu einer einjährigen Expedition aus
Das Greenpeace-Schiff Esperanza bricht auf, um bedrohte Meeresregionen zu erkunden. Am Ende der einjährigen Expedition soll ein globaler Vertrag zum Schutz der Ozeane stehen.

Die Esperanza in London, im Hintergrund die Tower Bridge. Von hier aus geht es für das Greenpeace-Schiff auf eine einjährige Expedition.
Wer von sich behauptet, die Welt zu kennen, hat in der Regel gerade einmal von einem Drittel etwas Ahnung – wohlwollend betrachtet. Denn die Erde ist mehr als Festland: 70 Prozent des Lebensraums unseres Planeten sind unter Wasser, in den Meeren. Wir kennen diese Welt kaum, aber wir wissen, was sie für das Leben über Normalnull bedeutet. Die Ozeane produzieren rund die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen. Dazu braucht es gesunde Ökosysteme. Dazu braucht es Meeresschutzgebiete.
Das Greenpeace-Schiff Esperanza brach kürzlich zu einer einjährigen Expedition auf, um diese kaum bekannten Regionen in Augenschein zu nehmen – getreu des Sinnspruchs „man schützt nur, was man kennt“. Ihr Weg führt sie vom Nordpol zum Südpol – mit Stationen in der geologisch aktiven Tiefseeregion „Lost City“ im Atlantik, in der Sargassosee, am Amazonas-Riff und am Tiefseeberg „Mount Vema“ vor der Küste Südwestafrikas. „Die Expedition wird zeigen, welche Geheimnisse die Hohe See birgt und welchen Gefahren sie ausgesetzt ist“, sagt Christian Bussau, Meeresexperte von Greenpeace Deutschland. Ihr Schutz ist überfällig – aber auf internationaler Ebene bewegt sich was: Unter dem Dach der Vereinten Nationen verhandeln Regierungsvertreter derzeit über einen globalen Ozean-Vertrag.

Eine Schirmqualle, wie man ihr in arktischen Gewässern begegnet. Hier ist die erste Station der Esperanza auf ihrer Tour.
30 Prozent bis 2030
Die Route ist sehr bewusst gewählt. Sie führt an Orte, die durch industriellen Fischfang, Plastikmüll, Ölförderung und Tiefseebergbau bedroht sind. Viele dieser artenreichen Lebensräume fallen in ein Netzwerk von Schutzgebieten, das Greenpeace für eine aktuelle Studie modelliert hat. Greenpeace und Meeresforscher britischer Universitäten fordern darin, bis zum Jahr 2030 mindestens ein Drittel der Hohen See vor menschlichen Eingriffen zu bewahren.
Die Hohe See ist die riesige blaue Wildnis, die beinahe zwei Drittel der Weltmeere ausmacht. Sie bedeckt fast die Hälfte unseres Planeten und ist größer als alle Kontinente zusammen. Sie ist besonders wegen ihrer Artenvielfalt, aber auch wegen ihres rechtlichen Status. Die Hohe See beginnt dort, wo die nationalstaatliche Zuständigkeit aufhört: 200 Meilen von der Küste entfernt. Bisher ist sie ein weitestgehend rechtsfreier Raum. Der Selbstbedienung sind also keine Grenzen gesetzt: Flotten von Fischtrawlern durchpflügen die Meere – bis zu 300.000 Wale und Delfine verenden so jährlich als Beifang. Viele kommerziell genutzte Arten stehen am Rande der Ausrottung, Lizenzen für Rohstoffabbau bedrohen noch unerforschte Meeresregionen.

Die Esperanza besucht erneut das Amazonas-Riff: einen unerwartet vielfältigen Lebensraum vor der Küste Brasiliens.
Eine historische Chance
Bisher ist nur rund ein Prozent der Hohen See geschützt. Das von Greenpeace vorgeschlagene Netzwerk von Schutzgebieten verknüpft Lebensräume mit hoher biologischer Vielfalt und Routen für wandernde Arten: Viele Meerestiere wie Wale, Schildkröten oder Albatrosse legen zwischen Kinderstube und Nahrungsgründen große Entfernungen zurück. Diesen Reichtum an Leben will die Besatzung der Esperanza auf ihrer Reise von Pol zu Pol dokumentieren. „Mit der Expedition machen wir sichtbar, was sich unter der Meeresoberfläche verbirgt“, sagt Christian Bussau: „Eine faszinierende Unterwasserwelt, die es an Fülle und Vielfalt ohne weiteres mit den Küstengewässern und dem Festland aufnehmen kann.“
Die Reise startet in London und endet im Frühjahr 2020 bei den Vereinten Nationen in New York. Diese beraten bis dahin einen rechtsverbindlichen Vertrag zum Schutz der Hochseegewässer.
Die Tour der Esperanza

Karte Schiffstour ‘Pol zu Pol’
Article Source : Greenpeace Deutschland

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