Sollten die wiederholten Warnungen der Klimaforscher nicht ausgereicht haben, dann müssten die jüngsten tragischen Ereignisse in Japan, Europa und Kalifornien uns doch dazu bringen, endlich zuzugeben, dass wir ein Problem haben.
Das Begreifen, dass der Klimawandels bereits eine Realität ist, ist besonders für diejenigen bitter, die in den letzten, tragischen Wochen nach mehreren extremen Wetterkatastrophen geliebte Menschen verloren haben. Wir appellieren hierbei an die Dringlichkeit Maßnahmen zum Schutz unserer Gemeinschaften vor weiteren Schäden zu unternehmen.

California Holy Wild Fire. © David McNew

Nur indem wir die Beweise akzeptieren, dass dieses extreme Wetter mit den Vorhersagen des Klimawandels übereinstimmen, werden wir in der Lage sein, mit der Krise, in der wir uns befinden, klarzukommen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.
Gemeinschaften auf der ganzen Welt fordern Veränderungen. Sie sagen Nein zu Leid, extremem Wetter, schmutzigen, fossilen Brennstoffen und zunehmender Luftverschmutzung. Sie fordern die jeweiligen politischen Akteure auf zu handeln, indem sie Rechenschaft und Klimagerechtigkeit fordern.
In den letzten 30 Jahren haben Politiker häufig über den Klimawandel debattiert und waren sich dabei oft uneinig, während die fossile Brennstoffindustrie immer weiter profitierte und die Realität der Erderwärmung unerbittlich näher rückte.
Die heutige Realität ist, dass die globalen Durchschnittstemperaturen im vergangenen Jahr um 1,1 Grad Celsius über den vorindustriellen Temperaturen lagen und fünf der wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen seit 2010 stattgefunden haben. Wir sind nicht mehr am Rande des Klimawandels, sondern mittendrin. Dies ist die Stunde der Wahrheit.
Kalifornien, für welches Waldbrände nichts Unbekanntes sind, hat in den Jahren 2012 bis 2017 fünf Jahre extreme Dürre erlebt, die die Vegetation des Staates “explosiv trocken” gemacht hat und in Kombination mit der aktuellen Sommerhitze gegen eine Reihe von schrecklichen Waldbränden kämpft. Insbesondere das “Carr”-Feuer streute in weiten Teilen der Wildnis des Staates und zeigte die Folgen und Bedrohung des Klimawandel in Echtzeit.
Europa bleibt aber nicht verschont. Griechenland trauert, da die Zahl der Todesopfer durch (möglicherweise absichtlich angezündete) Brände steigt, während Großbrände die Wälder des Nordens, von Schweden im Westen bis zum russischen Fernen Osten, verwüsten.
Die katastrophalen Brände werden auf Rekordtemperaturen und Hitzewellen in der ersten Sommerhälfte in der nördlichen Hemisphäre zurückgeführt, da 2018 eines der heißesten Jahre in der Geschichte ist und den jüngsten Aufwärtstrend fortsetzt.

Das Ausmaß der diesjährigen Hitzewelle wurde Bewegungen in den West-Ost-Winden zugeschrieben, die als Strahlstrom bezeichnet werden und sich seit etwa zwei Monaten weiter nördlich als üblich bewegen.
Die Erforschung des Strahlstroms und des Zusammenspiels des globalen Wetters geht weiter. Es gibt eine Gewissheit, an der keine Zweifel bestehen: Globale CO2-Emissionen treiben die Temperaturen an und erhöhen das Risiko extremer Wetterbedingungen.
Japan hat in den letzten Wochen extreme Wetterlagen erlebt. Mehr als 200 Menschen wurden kamen bei historischen Überschwemmungen ums Leben, gefolgt von einer extremen Hitzewelle und einem Taifun, der das Land erschüttert hat – all dies geschah im Juli.
Jedes dieser Ereignisse bildet eine separate Tragödie: Von dem sechsjährigen Kind in Japan, das während der Hitzewelle ums Leben kam, oder von den neunjährigen Zwillingen, die mit ihren Großeltern bei den griechischen Bränden ums Leben kamen, bis hin zu dem 81-jährigen Feuerwehrmann, der bei den kalifornischen Waldbränden ums Leben kam. Dies sind nur einige der Gesichter der Opfer des vom Menschen verursachten Klimawandels.
Während die Umstände anders sind, sind die verräterischen Beweise für den Klimawandel die gleichen und es ist an der Zeit, dass wir eine ehrliche, ernste Unterhaltung über die Welt führen, der wir gegenüberstehen.
Die brutale Wahrheit ist, dass wir weit davon entfernt sind, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, und stattdessen uns in Richtung 3-Grad-Welt hinbewegen – oder sogar schlimmer. Einige der ältesten Bäume der Welt sterben und das Schmelzen der Polkappen beschleunigt sich.
Im Oktober wird der Weltklimarat (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) seinen Sonderbericht veröffentlichen, in dem untersucht wurde, wie wir die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen können. Die Botschaft wird klar sein: Keine Erwärmung, ob gross oder klein, ist sicher, aber wir können die Risiken begrenzen.
Wir haben noch immer etwas Zeit, aber es erfordert eine unverzügliche Abwendung von Kohle, Öl und Gas und einen Wandel, bei dem wir unsere Ozeane und Wälder schützen und unser Land bewirtschaften.
Während wir diejenigen, die am Verlust von Leben, Lebensunterhalt oder Lebensraum leiden und verzweifeln, gedenken, so müssen wir aber auch handeln, um Andere zu schützen. Wir müssen den politischen Stellvertretern der Welt einmal mehr sagen, dass es dringend an der Zeit ist zu handeln. Dies ist die Stunde der Wahrheit.

Bunny McDiarmid is Executive Director of Greenpeace International

Article Source : Greenpeace International