Wir sprechen von digitaler Umweltbelastung bei jeglicher Form von Umweltverschmutzung, verursacht durch moderne Technologien: Treibhausgasemissionen, chemische Verunreinigungen, dem Verlust der Artenvielfalt oder der Produktion von Elektroabfällen. Der Großteil dieser Belastung fällt bei der Herstellung von Geräten an. Die Bekämpfung der digitalen Umweltverschmutzung bedeutet daher zunächst, weniger Eektrogeräte zu verwenden und deren Lebensdauer zu verlängern.
Eine Umweltbelastung augfrund der Herstellung unserer digitalen Endgeräte
Paradoxerweise verbrauchen wir im digitalen Zeitalter, einer Epoche der Entmaterialisierung, immer mehr Material und Energie. Nehmen wir als Beispiel einen gewöhnlichen Laptop. Für dessen Herstellung werden Dutzende von Metallen aus aller Welt benötigt: kongolesisches Tantal, bolivianisches Lithium, australisches Gold, chinesische Seltenerdelemente. Die Gewinnung dieser Mineralien ist sehr kostspielig für die Umwelt: Sie benötigt viel Energie (fossile Brennstoffe), verbraucht Wasser und schädigt unsere Ökosysteme. In Luxemburg ist diese digitale Umweltverschmutzung oft unsichtbar. Wir sprechen von “importierter Verschmutzung”,
Wussten Sie zum Beispiel, dass für die Herstellung eines Fernsehers 2,5 Tonnen Rohstoffe gewonnen werden müssen und 350 kg CO₂ erzeugt werden? Mit anderen Worten, ein Fernseher stößt bereits vor seiner Verwendung so viel CO₂ aus wie ein Hin- und Rückflug von Luxemburg nach Mailand. Und je komplexer das Gerät ist, umso größer ist sein Impakt auf die Umwelt. Die Herstellung eines 60-Zoll-4K-Bildschirms belastet die Ökosysteme viel stärker als ein 30-Zoll-Fernseher. Ratet mal, welches Modell die Hersteller zum Kauf anpreisen?
Es entsteht nicht nur ein Überschuss an Energie, vielmehr werden auch noch unsere Ökosysteme verschmutzt und tagtäglich müssen Menschen unter den Tragödien von Bergbauarbeiten leiden. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo sprechen wir von “Blutmineralien” (Wolfram, Zinn, Tantal, Gold), weil ihr illegaler Handel den Bürgerkrieg finanziert. Im brasilianischen Amazonasgebiet sind die Flüsse Waimiri-Atroari durch den Zinn- und Tantalbergbau dauerhaft verschmutzt. In der chinesischen Region Baotou führt der Abbau von Seltenerdelementen zu erheblichen toxischen Freisetzungenin Luft, Wasser und Boden.
Und das Ende der Lebensdauer dieser Geräte lässt wenig Hoffnung zurück. In einem UN-Bericht (2013) wurde geschätzt, dass 75% der Elektroabfälle nicht legal oder ordungsgemäß recycelt werden. Sie werden illegal nach China, Indien oder Afrika exportiert und enden in riesigen offenen Deponien wie in Agbogbloshie, Ghana. Und alle Abfälle, die ordnungsgemäß recycelt werden, können aufgrund ihres Designs nicht für die Rückgewinnung von Rohstoffen genutzt werden. Viele Metalle aus digitalen Geräten (Gallium, Germanium, Indium, Tantal, Seltenerdelemente) werden kaum recycelt!
Unsere Umweltbelastung augfrund des Internets
Auch das Interet an sich ist nicht “immateriell”: Es wird angetrieben von einer Vielzahl von IT-Geräten (Computern, Kabeln, Antennen usw.), mit denen Daten gespeichert und zu uns nach Hause auf unsere Endgeräte übertragen werden können (Videos, Fotos, E-Mails, Webseiten usw.). Alle diese digitalen Technologien müssen hergestellt und versorgt werden, was erhebliche ökologische Kosten verursacht.
Allein das Streaming von Videos macht aufgrund des Gewichts der Videodateien 60% des Datenflusses im Internet aus. Ein Film wie Pulp Fiction, der von Netflix in sehr hoher Auflösung (4K) angeboten wird, ist etwa 10 Gigabyte groß bzw. 300.000 Mal größer als eine E-Mail ohne Anhang (30 KB). Der weltweite Streaming-Verbrauch (VoD, Pornografie, Youtube, soziale Netzwerke usw.) stößt jedes Jahr 300 Millionen Tonnen CO₂ aus. Eine digitale Umweltbelastung so hoch wie die von ganz Spanien.
Dieser CO2-Fußabdruck wird durch den erheblichen Einsatz fossiler Brennstoffe (Gas und Kohle) zur Stromversorgung von Rechenzentren erhöht. Während sich immer mehr Unternehmen für 100% erneuerbare Energien einsetzen, bleiben einige Konzerne (Amazon, Netflix, Pinterest, Twitter) auf der Strecke.
Die Verbreitung des 5G-Netzes erhöht die Gefahr, dass sich die digitale Umweltverschmutzung verschlimmert.
5G entspricht der fünften Generation von Mobilfunkstandards. Bei gleicher Datenmenge benötigt 5G weniger Energie als 4G. Diese Leistungsfähigkeit wird jedoch den starken Anstieg des übertragenen Datenvolumens nicht kompensieren. Wir erwarten daher einen deutlichen Anstieg des Stromverbrauchs im digitalen Bereich. Zusätzlich sind für den Einsatz von 5G neue Geräte für die Infrastruktur des 5G-Netzes sowie neue Endgeräte für Einzelpersonen erforderlich, was die digitale Umweltbelastung verschärft.
Das Hauptrisiko seiner Verbreitung ist eine Explosion neuartiger digitaler Endgeräte (Smartphones, Virtual-Reality-Headsets, usw.) um den Mobilfunk vollständig nutzen zu können, wodurch der CO2-Fußabdruck des digitalen Sektors erheblich vergrößert wird. In Anbetracht des Klimanotstand, in dem wir uns aktuell befinden, erscheint es jedoch wichtig, die von einer Technologie erwarteten Dienstleistungen mit den damit verbundenen Umwelt-, Sozial- und Gesundheitskosten in Einklang zu bringen.
Wie können wir unsere digitale Umweltverschmutzung reduzieren?
Hier sind zwei Vorschläge, wie Sie einen Unterschied, zugunsten eines umweltfreundlicheren Internets, machen können.
1. Verlängern Sie die Lebensdauer Ihrer digitalen Geräten
Hersteller von IT-Geräten (Computer, Tablets, Smartphones, Fernseher) verlassen sich darauf, dass Ihre Produkte irgendwann außer Mode oder nicht mehr aktuell genug sind, um uns zum Kauf neuerer zu ermutigen. Die Verkaufsstrategien sind uns bekannt: die Anfälligkeit für Schäden, exorbitante Reparaturkosten, Nichtverfügbarkeit von Ersatzteilen, aggressives Marketing usw. Hier sind einige Tipps wie Sie diese Fallen umgehen können:
- Lassen Sie sich nicht von Werbungen beeinflussen. So lange Ihr Gerät noch funktioniert, gibt es keinen Grund ein neues zu kaufen. Bestimmt gibt es ein neueres, schöneres, leistungsstärkeres oder cooleres Smartphone auf dem Markt, aber brauchen Sie das wirklich?
- Wenn Ihr Gerät kaputt ist, versuchen Sie es zu reparieren. Möglicherweise unterliegt es noch der Garantie (selbst überholte Geräte haben eine Garantie, erkundigen Sie sich). Andernfalls, oder wenn die Reparatur zu teuer ist, können Sie es in ein Reparaturcafé bringen, wo man Ihnen (kostenlos) bei der Reparatur Ihres Artikels zur Seite steht.
- Kaufen Sie gebraucht und “Low-Tech” ein, wenn Sie keine andere Wahl haben. Bevorzugen Sie überholte Geräte (billiger und umweltfreundlicher) und Produkte mit möglichst geringem Energieverbrauch.
2. Videos: Reduzieren Sie sehr hohe Auflösungen
Hochauflösende Videos verschlimmern die digitale Verschmutzung: Sie fördern den Erwerb größerer und aufwändigerer Bildschirme (daher umweltschädlicher) und verbrauchen mehr Energie beim abspielen (weil die Dateien größer sind). Hier einige Tipps, um auf eigener Ebene etwas dagegen zu übernehmen:
- Vermeiden Sie den Kauf von 4K oder 8K Fernsehern. Wenn Ihr aktueller Bildschirm wirklich nicht mehr funktioniert oder Ihren Anforderungen entspricht, können Sie sich für einen überholtes Fernsehgerät entscheiden. Billiger ist es auch.
- Passen Sie die Auflösung Ihres Bildschirms an. Eine Auflösung von 144px oder 240px ist ausreichend, wenn Sie sich ein Video auf Ihrem Handy ansehen wollen. Wenn Sie sich eine Serie auf Ihrem Laptop ansehen, sollten 360px oder 720px ausreichen. Manchmal ist es sogar möglich, die Standardeinstellungen zu ändern (z. B. auf Netflix), damit Sie nicht jedes Mal daran denken müssen.
- Benutzen Sie WLAN oder Fiber, wenn Sie zu Hause sind. Sie verbrauchen 23-mal weniger Energie als mit 4G und haben das gleiche Ergebnis. Wenn möglich bevorzugen Sie auch das Herunterladen von Videos an Stelle von Streaming.
- Stellen Sie die automatische Wiedergabe von Videos in Ihren sozialen Netzwerken ein. Auf Facebook, wie auf YouTube ist es möglich, die automatische Wiedergabe von Videos zu deaktivieren. Diese Netzwerke versuchen ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung, Sie dazu zu bringen, so viele Videos wie möglich anzusehen. Sie haben die Macht.
Wenn Sie alle diese Tipps bereits umsetzen…
Sind hier einige zusätzliche Ideen für all diejenigen, die noch mehr unternehmen möchten, um ihre digitale Umweltbelastung zu begrenzen:
- Boycottieren Sie Geräte, die miteinander vernetzt werden müssen. Benötigen Sie wirklich einen virtuellen Assistenten, der Ihnen hilft, das Licht aus- oder das Radio einzuschalten? Einen Kühlschrank, der Ihnen eine E-Mail sendet, wenn Ihnen der Tofu ausgeht? Auch diese Geräte haben hohe ökologische Kosten. Sie stellen auch erhebliche Risiken für Ihre Privatsphäre dar.
- Schalten Sie Ihr Internet-Modem nachts und während Ihrer Abwesenheit aus. Diese Geräte verbrauchen viel Strom, auch wenn sie nicht genutzt werden. Ihr Jahresverbrauch liegt zwischen 150 und 300 kWh, so viel wie bei einem großen Kühlschrank!
Quelle Artikel: Greenpeace Frankreich