Nachdem vor 2 Jahren Glyphosat im Januar 2021 in Luxemburg verboten wurde, darf das Unkrautvernichtungsmittel nun wieder verwendet werden. Wir erklären dir, warum dieses Herbizid so umstritten ist und aus welchen Gründen es nun doch wieder eingesetzt werden darf.
Ist Glyphosat gesundheitsschädlich?
2015 wurde Glyphosat von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Und das nicht ohne Grund: Glyphosat ist eine giftige Substanz die eigentlich zur Bekämpfung von (unerwünschten) Unkräutern entwickelt wurde, hat allerdings verheerende Auswirkungen auf die Erde sowie alle Mikroorganismen und Wesen (Insekten, Vögel, Säugetiere) die sie bewohnen. Denn durch den Einsatz von Glyphosat werden Böden, Wasserläufe und Ökosysteme kontaminiert, was zu einer deutlichen Verringerung der lokalen Artenvielfalt führt und so zu der schweren globalen Krise des Aussterbens von Pflanzen- und Tierarten beiträgt. Gleichzeitig wird die menschliche Gesundheit gefährdet.
Gibt es Alternativen zu Glyphosat?
Natürlich gibt es andere Optionen. Die beste Alternative ist zweifellos eine ökologische Landwirtschaft, die sich in Luxemburg bereits vielerorts bewährt hat. Es braucht keine Pestizide oder synthetische Düngemittel um unsere Nahrung anzubauen. Im Gegenteil, wir sollten vor allem gesunde Methoden wie die Permakultur fördern, um die Biodiversität und die menschliche Gesundheit zu erhalten. Nachhaltige Landwirtschaftspraktiken sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch respektvoller gegenüber den Menschen, die die Lebensmittel, die auf diesen Böden wachsen, produzieren und/oder konsumieren.
Wie hatte Luxemburg es 2021 geschafft, Glyphosat zu verbieten?
Vor allem dank einer Massenmobilisierung der luxemburgischen Zivilgesellschaft angesichts des Urteils der WHO. Tatsächlich hat sich ein Großteil der Bürgerinnen und Bürger mit Greenpeace und zahlreichen anderen Verbänden zusammengeschlossen, um ab 2015 ein Verbot der Chemikalie in Luxemburg zu erwirken. Es fehlte nicht an Argumenten: an erster Stelle standen der Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch der Landwirte und Landwirtinnen, die in direktem Kontakt mit der als wahrscheinlich krebserregend eingestuften Substanz stehen, ebenso wie der Schutz der Artenvielfalt, die durch die verheerenden Auswirkungen der Chemikalie gefährdet ist.

Im gleichen Jahr (2015) traf das Unternehmen Cactus, auf das Gehör seiner Kunden und Kundinnen hin, die beispiellose Entscheidung, Round-up aus seinen Regalen zu entfernen. Eine symbolhafte Geste, die die Stärke der Bürgermobilisierung unter Beweis stellte!
Aber damit gaben wir uns nicht zufrieden, es musste eine nationale und europäische Gesetzgebung her. Und dank der Unterschriften von 1 Million Menschen, die 2017 die europäische Initiative “Stop Glyphosat” unterzeichneten, wurde auch auf EU-Ebene die Debatte über ein Verbot des Mittels erstmals entfacht. Die Europäische Kommission beschloss daraufhin, dem Unkrautvernichtungsmittel einen Aufschub zu gewähren, bis es von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bewertet wurde. Diese Bewertung sollte zunächst bis 2022 erfolgen und bis spätestens Ende 2023 abgeschlossen sein.
In Erwartung einer eindeutigen Entscheidung der EU ging das Großherzogtum noch einen Schritt weiter: Luxemburg war das erste Land in der Europäischen Union, das das Herbizid im Januar 2020 (wirksam ab 2021) verbot. Ein Sieg, auf den das Land stolz sein konnte! Bis zu jenem Tag im April 2023, an dem alles auf den Kopf gestellt wurde.
Warum ist der Verkauf und der Einsatz von Glyphosat in Luxemburg seit 2023 wieder erlaubt?
Bayer (der berühmte Pharmakonzern, der Monsanto, den Erfinder von Glyphosat, aufgekauft hat) reichte beim Luxemburger Verwaltungsgericht Klage ein, weil es gegen EU-Recht verstöße, glyphosathaltige Produkte, darunter das berühmte Roundup, vom Markt zu nehmen. Denn auf EU-Ebene ist der Wirkstoff tatsächlich bis Ende 2023 zugelassen, und die Möglichkeit, diese Zulassung zu erneuern, wird derzeit nur geprüft.
Bayer beschuldigt Luxemburg daher, ein vollständiges Verbot bis dahin nicht begründen zu können, d.h. zu beweisen, dass Glyphosat “aufgrund seiner besonderen ökologischen oder landwirtschaftlichen Merkmale” ein unannehmbares Risiko für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellt. Die Begründungen für das Verbot in Luxemburg werden also momentan nicht als relevant genug angesehen. Als Folge musste das Luxemburger Verwaltungsgericht das Verbot aus dem Jahr 2021 aufheben und die Wiedereinführung des Produkts erlauben.
Niedergeschlagen, empfiehlt Landwirtschaftsminister Claude Hagen weiterhin aus gutem Grund, diese Art von Pestizid nicht einzusetzen. Leider hat die Aufhebung des Verbots jedoch zur Folge, dass einige Landwirte und Landwirtinnen das Pestizid wieder auf luxemburgischen Feldern einsetzen, und das ist nicht hinnehmbar!
Unsere Regierung darf Bayer nicht gewähren lassen und muss alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um dieses Gift erneut verbieten zu lassen. Bereits diesen Herbst, beim Verfahren zur Verlängerung der Zulassung von Glyphosat, muss Luxemburg sich auf europäischer und nationaler Ebene für ein endgültiges Verbot dieses schädlichen Produkts einsetzen.

Was tun für das (erneute) endgültige Verbot von Glyphosat in Luxemburg?
Anfangen kannst du mit dem Unterzeichnen unserer Petition für ein Verbot des giftigen Unkrautmittels!
Denn als Reaktion auf die erneute Freigabe des Herbizids, verstärkt Greenpeace sein Engagement, indem es den Druck gegenüber der Luxemburger Regierung erhöht. Unsere Politiker und Politikerinnen müssen erkennen, wie dringlich die Lage ist, sich nicht mit Anreizen begnügen, sondern uns wirklich schützen, indem sie ein für alle Mal ein Gesetz gegen diese schädliche Substanz einführen!
Mit dieser Petition können wir die Verwendung dieses gefährlichen Stoffes für den Schutz unserer Gesundheit und unserer Umwelt stoppen.