Incheon/Korea, Luxemburg, 8. Oktober 2018 – Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen der Vereinten Nationen (IPCC) hat heute auf die gewaltigen und dringenden Herausforderungen zur Begrenzung der Erderwärmung hingewiesen. Gleichzeitig hat der Weltklimarat einen klaren Plan vorgelegt, um dies zu erreichen. Sollte die Erderwärmung mit der gleichen Geschwindigkeit voranschreiten, wird die globale Erwärmung voraussichtlich zwischen 2030 und 2052 den kritischen Wert von 1.5°C überschreiten. Der Sonderbericht des IPCC (1) belegt die Dringlichkeit der Emissionssenkungen: die globalen Emissionen müssen bis 2030 halbiert werden, bevor sie spätestens Mitte des Jahrhunderts auf Null fallen.

Damit die Erderwärmung den Wert von 1.5 Grad C nicht überschreitet, müsste der Kohleverbrauch bis 2030 um mindestens zwei Drittel reduziert werden und bis 2050 auf fast Null sinken. Der Verbrauch von Öl und Gas muss ebenfalls schnell sinken. Der Ölverbrauch müsste bei einem Reduktionspfad, der nicht auf CO2-Abscheidungstechnologien angewiesen ist, bis 2030 um etwa die Hälfte sinken, während der Gasverbrauch um ein Drittel reduziert werden müsste.
Natürliche Klimaschutzmaßnahmen wie der Schutz der Wälder und Wiederaufforstung haben das Potenzial, bis zum Jahr 2030 zu mehr als einem Drittel der kosteneffektiven Reduktionsmaßnahmen beizutragen, um die Klimaerwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, mit einem hohen Potenzial, ebenso zum Klimaschutzziel von 1.5 Grad beizutragen.

Die Welt brennt. Um die dramatische Zunahme von Bränden, schweren Stürmen und den Verlust von Leben zu vermeiden, muss die Welt die globalen Emissionen im nächsten Jahrzehnt halbieren. Es geht um nichts weniger als um Leben und Tod für Millionen Menschen auf der Welt

erklärt Martina Holbach, Klima-Campaigner bei Greenpeace Luxemburg.

Der Moment der Wahrheit ist gekommen, für radikale Ehrlichkeit. Jetzt ist der Moment zuzugeben, dass wir uns mit Klimaschutzmaßnahmen kosmetischen Ausmaßes nur selbst betrügen. Wir haben keine Zeit mehr für kleine Schritte. Dies ist der Moment, um aufzustehen, mutig zu sein und groß zu denken.

Dieser IPCC-Bericht ist der bislang einzigartigste und wichtigste Bericht zur Klimawissenschaft. Die Verantwortlichen in Regierungen und Unternehmen können sich nicht länger verstecken und müssen mit der gebotenen Dringlichkeit handeln. Und wir alle müssen Verantwortung übernehmen und das in unserer Macht stehende tun, um den katastrophalen Klimawandel abzuwenden

sagt Martina Holbach.

Dies ist eine große Herausforderung, aber sie ist machbar. Werden wir es rechtzeitig schaffen? Niemand weiß es. Worauf es jetzt ankommt ist, dass wir uns dafür entscheiden, den Klimaschutz zu unserer absoluten Priorität zu machen. Nur dann haben wir die Chance, uns vor den verheerenden Auswirkungen zu schützen, die laut Aussagen der Wissenschaft mit einer Temperaturerhöhung von 1.5 Grad verbunden wären. Diejenigen, die behaupten, dass es unrealistisch sei, geben Mensch, Natur und unseren einzigartigen Planeten auf. Wir werden das nicht akzeptieren. Wir zählen auf den menschlichen Einfallsreichtum, auf Mut und Hoffnung gegen politische Apathie und Profitgier von Unternehmen. Wir dürfen uns niemals aufgeben

appelliert Martina Holbach.

Jetzt ist der Moment, wo alles auf dem Spiel steht und alle anpacken müssen. Wir müssen alles schneller und mutiger machen, alle Ebenen mit einbeziehen, kein Sektor darf vernachlässigt werden. Auch das Finanzsystem muss mit der Herausforderung von 1.5°C in Einklang stehen, da eine Verlagerung der Investitionsströme entscheidend zur Vermeidung Kohlenstoff-intensiver Infrastrukturen sein wird. Fortschrittliche Unternehmen und Investoren können den Weg ebnen, indem sie ihre Strategien auf 1.5°C ausrichten.

Greenpeace ist überzeugt, dass Luxemburg und sein Finanzsektor eine führende Rolle beim globalen Klimaschutz spielen können. Greenpeace geht davon aus, dass ein erheblicher Teil der 4.200 Milliarden Euro, die derzeit von der Luxemburger Fondsindustrie verwaltet werden, in fossile Brennstoffe und Kohlenstoff-intensive Industrien investiert werden. Um die globale Erwärmung auf 1.5°C zu begrenzen, müssen Milliarden an Geldern aus dem privaten Sektor mobilisiert werden. Gelder, die derzeit in fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas investiert werden, müssen in erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturprojekte umgeleitet werden.

Für Greenpeace besteht eine zentrale Aufgabe der zukünftigen Regierung darin, keine öffentlichen Gelder mehr in fossile Brennstoffe zu investieren und die potenziellen finanziellen Risiken zu bewerten, denen Luxemburg durch Investitionen des Finanzsektors in fossile Brennstoffe und andere Kohlenstoff-intensive Industrien ausgesetzt ist. Die kommende Regierung muss geeignete Maßnahmen ergreifen, damit nicht nur ein marginaler Teil der in Luxemburg getätigten Investitionen in klimafreundliche und nachhaltige Projekte investiert wird. Der gesamte Finanzsektor muss seinen Beitrag leisten, damit ein schneller Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaftsweise gewährleistet werden kann (2).

Das Umlenken von Milliarden Euro aus klimaschädlichen Investitionen in klimafreundliche und nachhaltige Anlagen ist sowohl eine Notwendigkeit als auch eine Chance für die luxemburgische Finanzindustrie

kommentiert Diogo Guia, Campaigner bei Greenpeace Luxemburg.

Dies könnte Luxemburgs größter Beitrag im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel und für eine nachhaltige Zukunft für alle werden.

Weitere Informationen:
Martina Holbach, Greenpeace Luxemburg, 621 23 33 62
Diogo Guia, Greenpeace Luxemburg, 661 865 705

(1) Der Bericht des IPCC wird nun direkt in den Talanoa-Dialog einfließen, der bei der UN-Klimakonferenz im Dezember dieses Jahres (COP24) zum Abschluss kommen wird. Der IPCC-Bericht soll die Regierungen dabei unterstützen, ihre Klimaschutzziele zu verstärken.

Ein detailliertes Briefing zum IPCC-Bericht ist zum Download <hier> verfügbar

(2) Unterstützen Sie unseren Appell an die Regierung