Luxemburg, 25. September 2025 – Rindfleisch von Tieren, die illegal auf geschütztem indigenem Land im Amazonas-Regenwald gezüchtet wurden, könnte über die Lieferketten des brasilianischen Rindfleischriesen JBS auf den Tellern von Verbraucher:innen weltweit gelandet sein, wie eine neue Studie von Greenpeace Brasilien aufgedeckt hat. 

Aus Protest gegen die Aufnahme von JBS in den FTSE-USA-Index, dem ersten großen US-Index, in den der brasilianische Rindfleischkonzern seit seiner Notierung an der New Yorker Börse im Juni 2025 aufgenommen wurde, deponierte Greenpeace International einen großen Haufen falschen Kots vor der ikonischen Skulptur „Charging Bull“ an der Wall Street. © Stephanie Keith / Greenpeace

Laut Greenpeace-Ermittlungen soll der brasilianische Geschäftsmann Mauro Fernando Schaedler Rinder verkauft haben, die illegal in einem indigenen Gebiet im Amazonasgebiet gezüchtet wurden. Die Rinder wurden auf eine andere Farm transferiert, die im gleichen Zeitraum zwei JBS-Schlachthöfe belieferte, die beide für den Export außerhalb Brasiliens zugelassen sind. Beide Schlachthöfe exportieren in eine Reihe von Ländern, darunter die EU, das Vereinigte Königreich, China und Japan. [1]

Die Ergebnisse der Ermittlungen zeigen, wie Verbindungen zwischen der Verletzung der Menschenrechte indigener Völker und der Fleischlieferkette von JBS fortbestehen, trotz der Verpflichtungen von JBS und anderen großen Fleischverarbeitern, die Rückverfolgbarkeit ihrer gesamten Lieferkette sicherzustellen, und trotz der Zusagen von Politiker:innen aus aller Welt, die Abholzung zu stoppen und umzukehren.

„Der weltgrößte Fleischkonzern JBS hat sich seit Jahrzehnten dazu verpflichtet, Entwaldung und Rechtsverletzungen aus seiner Lieferkette zu verbannen. Der aktuelle Fall zeigt erneut deutlich, dass das Unternehmen nach wie vor nicht in der Lage oder nicht willens ist, seine Versprechen einzuhalten”, erklärt Martina Holbach, Kampaignerin bei Greenpeace Luxemburg. 

Die Staats- und Regierungschefs der EU werden im Laufe der kommenden Wochen darüber abstimmen, ob sie den Handelsteil des EU-Mercosur-Abkommens genehmigen wollen. Dieses Abkommen der EU mit mehreren lateinamerikanischen Staaten wird unter anderem den Fleischhandel zwischen der EU und Brasilien ankurbeln. Davon profitieren Unternehmen wie JBS auf Kosten des Amazonas und der Menschen, die dort leben: Berichten zufolge würde JBS durch das Abkommen bis zu 1,7 Milliarden Euro zusätzliche Gewinne vor Steuern erzielen.

Anfang des Monats waren auf Einladung von Greenpeace Luxemburg Vertreter:innen der indigenen Gemeinschaften Brasiliens APIB in Luxemburg. In Gesprächen mit mehreren Politikern erläuterten sie anhand ihrer eindrücklichen Erfahrungsberichte, wie politische Entscheidungen in Brüssel oder Luxemburg bereits heute direkte Auswirkungen auf ihr tägliches Leben haben. 

“Das EU-Mercosur-Abkommen wird zweifelsohne zu einer Produktionssteigerung von Rindfleisch, Soja und anderen Agrargütern führen. Die Folgen werden die Zunahme der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes und anderer Biome sowie Verstöße gegen die Menschenrechte sein”, erläutert Martina Holbach. “Trotzdem will die luxemburgische Regierung dem EU-Mercosur-Abkommen zustimmen, obwohl der vorliegende Text keine zufriedenstellenden Bestimmungen für den Schutz des Klimas, der Biodiversität und der indigenen Gemeinschaften enthält und die europäische Entwaldungsverordnung unterwandert. Greenpeace fordert von der Regierung im Sinne einer kohärenten Politik zum Schutz der Wälder, das vorliegende EU-Mercosur-Abkommen abzulehnen und die EU-Entwaldungsverordnung vollständig und ohne weitere Verzögerungen umzusetzen.”  


Notizen
[1] Die Fazenda Três Coqueiros II, eine Farm im Besitz von Schaedler nahe dem Schutzgebiet des indigenen Naruvôtu-Volkes, wurde 2023 von der brasilianischen Umweltbehörde IBAMA mit einer Geldstrafe belegt und teilweise mit einem Verkaufsverbot belegt, weil dort ohne Genehmigung Rinder gezüchtet wurden. Schaedler soll dieses Verbot jedoch umgangen haben, indem Rinder auf eine andere Farm (Fazenda Itapirana) transferiert wurden, von wo aus sie an Schlachthöfe verkauft wurden. Diese Schlachthöfe exportieren das Fleisch unter anderem nach Japan, Hongkong, Argentinien und in die EU. Greenpeace Brasilien berichtet von mehreren Umweltverstößen und laufenden Ermittlungen gegen Schaedler und mögliche Verbindungen des Fleischkonzerns JBS zum illegalen Rinderhandel im Amazonasgebiet.