London / Luxemburg, 17. April 2025 – Laut einer heute veröffentlichten Untersuchung wird JBS, das weltweit größte Fleischverarbeitungsunternehmen mit mehreren Holdinggesellschaften in Luxemburg, die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes in seiner Lieferkette bis Ende des Jahres nicht beenden, trotz Versprechen an seine Investoren [1].

Die Untersuchung, die gemeinsam von The Guardian, Reporter Brasil und Unearthed, der investigativen Journalismus-Abteilung von Greenpeace UK, durchgeführt wurde, kommt außerdem zu dem Schluss, dass JBS die Augen vor dem sogenannten “Cattle Laudering” [2] von Rinderfarmen verschlossen habe, die wegen Abholzung unter Embargo standen, und in einigen Fällen sogar aktiv daran beteiligt gewesen sei. 

JBS bereitet sich derzeit darauf vor, die notwendigen Genehmigungen für seinen Börsengang an der New Yorker Börse zu erhalten [3]. Mit diesem Börsengang geht eine Umstrukturierung einher, durch die die JBS-Muttergesellschaft von Brasilien in die Niederlande verlegt werden soll. Letzte Woche gab das Unternehmen, das unter anderem McDonald’s beliefert, bekannt, dass es im Jahr 2024 einen Gewinn von 1,8 Milliarden Dollar erzielt habe. Laut Greenpeace könnte die heute veröffentlichte Untersuchung darauf hindeuten, dass JBS seine Investoren getäuscht hat, indem es ein Ziel angepriesen hat, das es nicht zu erreichen beabsichtigte [4].

JBS, das weltweit größte Fleischunternehmen, ist nicht nur mit der Abholzung des größten Regenwaldes der Welt verbunden. Durch seine Methanemissionen ist es auch der größte Treibhausgasemittent der globalen Fleisch- und Milchindustrie. Darüber hinaus ist das Unternehmen in Korruptionsskandale und Menschenrechtsverletzungen verwickelt.

Die meisten Luxemburgerinnen und Luxemburger kennen das Unternehmen JBS sicherlich nicht. Und doch ist dieses Unternehmen, das Luxemburg in den Mittelpunkt seiner Finanzströme gestellt hat, einer der Hauptverantwortlichen für die Zerstörung des Amazonas [5], bedauert Martina Holbach, Kampagnenleiterin bei Greenpeace Luxemburg. Will Luxemburg wirklich weiterhin Komplize bei der Zerstörung des größten Regenwaldes der Welt sein?

JBS hält mehrere Holdinggesellschaften in Luxemburg. Das Unternehmen beschäftigt zwar nur eine Handvoll Mitarbeiter:innen und verfügt über keine Betriebsstätten im Großherzogtum, doch seine Holdinggesellschaften sind Eigentümerin vieler der profitabelsten Geschäftsbereiche des multinationalen Konzerns in weltweiten Schlüsselmärkten. Die Mitglieder der Gründerfamilie Batista werden auch versuchen, die Börsennotierung in den Vereinigten Staaten zu nutzen, um mehr Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen. Durch die Umstrukturierung ihrer Aktienanteile planen die Batistas, ihren Stimmrechtsanteil an der künftigen Muttergesellschaft JBS N.V. zu erhöhen (von 48,8 % auf fast 85 %), diese sollen von der luxemburgischen Holdinggesellschaft J&F Investments Luxembourg Sàrl gehalten werden.

Die Verbindungen von JBS zu Umweltzerstörung und Korruption wurden vielfach aufgezeigt, insbesondere in dieser Warnung von NGOs an Investoren bezüglich der doppelten Börsennotierung von JBS an der New Yorker Börse (September 2023 und Oktober 2024). Ein aktueller Bericht von Greenpeace Nordic schätzt zudem, dass die Methanemissionen von JBS mit denen der großen Ölkonzerne ExxonMobil und Shell zusammen vergleichbar sind und dass das Unternehmen weltweit an fünfter Stelle der größten Methanemittenten steht. Finanziell sieht sich JBS mit Verbindlichkeiten in Höhe von fast 6,4 Milliarden US-Dollar aus Straf-, Zivil- und anderen Verfahren konfrontiert.

Große Agrar- und Lebensmittelkonzerne wie JBS verdienen Milliarden, während ihre Lieferketten ganze Ökosysteme zerstören und aktiv zur Klimakrise beitragen. Luxemburg, gemeinsam mit sämtlichen Regierungen der EU, muss handeln, das EU-Mercosur-Abkommen ablehnen, das vor allem klimaschädlichen multinationalen Unternehmen zugute kommt, und stattdessen für die vollständige Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) sorgen, die ein wesentliches Instrument ist, um zu verhindern, dass der europäische Konsum die Wälder weltweit zerstört“, so Martina Holbach abschließend.


Notizen:

[1] JBS hatte im Jahr 2022 angekündigt, dass es bis Ende 2025 jegliche Abholzung im Amazonasgebiet und bis 2030 in allen Regionen aus seinen Lieferketten verbannen wird. Diese Zusage bekräftigt eine weitere aus dem Jahr 2021, die illegale Abholzung im Amazonasgebiet bis 2025, in anderen brasilianischen Biomen bis 2030 zu beenden, bis 2035 einen vollständigen Stopp der Entwaldung entlang der gesamten Lieferkette zu erreichen und bis 2040 Netto-Null-Emissionen zu erzielen.

[2] “Cattle Laundering” ist ein Vorgang, bei dem ein Unternehmen die Herkunft des geschlachteten Viehs verschleiert. Wenn ein Tier zum Schlachthof gebracht wird, wird in der Regel nur der Name des Betriebs, der es geliefert hat – der „direkte Lieferant“ – registriert. Es reicht dann aus, dass dieser direkte Lieferant „sauber“ ist, damit das produzierende Unternehmen behaupten kann, seine Verpflichtungen einzuhalten. Aber ein Rind kann vor seiner Schlachtung zehn Betriebe durchlaufen, darunter auch Betriebe, die gegen das Gesetz verstoßen. Diese Praxis wurde mehrfach in den Lieferketten von JBS angeprangert.

[3] Die jüngste Registrierungserklärung für die Notierung an der New Yorker Börse, die am 25. März 2025 bei der Securities and Exchange Commission eingereicht wurde, ist hier verfügbar.

[4] JBS hat bereits ähnliche Verpflichtungen eingegangen, ohne diese umzusetzen, insbesondere im Jahr 2009, als nach der Veröffentlichung des Greenpeace-Berichts „Slaughtering the Amazon“ ein internationaler Skandal ausbrach, der das Ausmaß der menschlichen und ökologischen Schäden durch die Aktivitäten des Unternehmens aufdeckte. Dieses Versprechen von vor 16 Jahren wurde damals durch rechtsverbindliche Vereinbarungen bekräftigt, die JBS mit den Staatsanwaltschaften der betroffenen Amazonas-Bundesstaaten unterzeichnet hatte und die das Unternehmen dazu verpflichteten, den Kauf von Rindern, die mit der illegalen Abholzung seit 2008 in Verbindung stehen, einzustellen.

[5] AidEnvironment hat mindestens 3.240 km2 Entwaldung – eine Fläche größer als Luxemburg – im Zusammenhang mit 17 der 21 Amazonas-Schlachthöfe identifiziert, die seit den ersten Verpflichtungen von JBS im Jahr 2009 in der Lieferkette des Unternehmens tätig sind.