Luxemburg, 8. September 2025 – Im Rahmen einer Europatournee haben vier Vertreter:innen der Artikulation der Indigenen Völker Brasiliens (APIB), der Referenzinstanz der brasilianischen indigenen Bewegung, am Montag an einer symbolischen Aktion vor der Abgeordnetenkammer teilgenommen. Gemeinsam mit Greenpeace Luxemburg und Vertretern der Zivilgesellschaft richteten sie einen eindringlichen Appell: Stoppt die Zerstörung des Amazonas und schützt die Rechte der Völker, die von ihm leben und abhängen.

Die indigenen Völker Brasiliens stehen an vorderster Front im Kampf gegen die Abholzung des Amazonas. Die Vertreter:innen der APIB werden heute ihr Anliegen luxemburgischen Politiker:innen und Vertreter:innen des Ministeriums für Umwelt, Klima und Biodiversität sowie des Ministerium für Äußeres und Europäische Angelegenheiten vorbringen. Denn es besteht akuter Handlungsbedarf: Der Amazonas-Regenwald hat bereits fast 17 % seiner Fläche verloren. Überschreitet der Verlust eine Schwelle von 20 %, ist ein Kipppunkt erreicht, an dem der Regenwald unwiederbringlich zerstört wird. Der größte tropische Regenwald der Erde könnte dann seine lebenswichtigen Funktionen, unter anderem für die Regulierung des Klimas, nicht mehr erfüllen.
„Die Abholzung des Amazonas-Regenwald zerstört nicht nur Bäume”, betont Martina Holbach, Kampaignerin bei Greenpeace Luxemburg. „Sie gefährdet auch die Völker, die von diesem Wald leben und seit Generationen seine Hüter sind. Für sie bedeutet die Fortsetzung dieser Zerstörung das Verschwinden ihrer Länder, ihrer Kulturen und ihrer Lebensgrundlagen. Ihre Gebiete, die die niedrigsten Entwaldungsraten aufweisen, zeigen jedoch, dass sie eine wesentliche Rolle beim Schutz der Biodiversität spielen. Den Amazonas zu bewahren bedeutet auch, ihre Rechte zu garantieren und Lebensweisen zu erhalten, die eng mit dem Respekt für Ökosysteme verbunden sind.”
Trotz der Notwendigkeit zu handeln, nimmt die luxemburgische Regierung jedoch politische Positionen ein, die das Risiko bergen, den Druck auf diese entscheidende Region zu verstärken. Im Mai, bekräftigte Premierminister Luc Frieden im Rahmen seiner Rede zur Lage der Nation seine Unterstützung für das Handelsabkommen EU-Mercosur, obwohl dieses die Interessen der brasilianischen Agrarindustrie stärken würde, einschließlich des weltgrößten Fleischproduzenten JBS, der in Entwaldung und Menschenrechtsverletzungen verwickelt ist. Parallel dazu steht Landwirtschaftsministerin Martine Hansen an der Spitze der Länder, die die Schwächung der europäischen Entwaldungs-Verordnung (EUDR), einem Schlüsselinstrument der Europäischen Union zum Schutz des Amazonas und anderer Regenwälder, fordern.
„Luxemburgs Regierung darf sich nicht mit schönen Worten begnügen. Wenn sie in ihrer Klimadiplomatie glaubwürdig sein will, muss sie sich entschieden gegen das EU-Mercosur-Abkommen stellen und die EUDR in ihrer aktuellen Fassung respektieren und mit ausreichenden Mitteln ausstatten”, ergänzt Martina Holbach.
Zwei Monate vor der Eröffnung der COP30 in Belém vor den Toren des brasilianischen Amazonas erinnern Greenpeace und die indigene Delegation der APIB an die intrinsische Wechselwirkung von Biodiversität und Klima: Gegen Entwaldung und Angriffe auf natürliche Lebensräume zu kämpfen bedeutet auch, die zunehmende Erderwärmung zu bremsen. Sie rufen daher Luxemburg dazu auf, aktiv zu einem internationalen Aktionsplan beizutragen, damit die Entwaldung bis 2030 unter Anerkennung der zentralen Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinschaften beendet wird.