Luxemburg, 26. September 2025 – Die Europäische Kommission hat am Dienstag bekannt gegeben, dass sie das Inkrafttreten der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) erneut verschieben wird. Das Inkrafttreten dieses wichtigen Gesetzes zum Schutz der weltweiten Wälder gegen Abholzung wurde bereits im Dezember 2024 um ein Jahr verschoben. Für die europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet dies, dass sie weiterhin zur Zerstörung lebenswichtiger Ökosysteme auf der ganzen Welt beitragen, oft ohne es zu wissen. Gleichzeitig werden die Bemühungen der Produzenten sowohl in Europa als auch im globalen Süden, sich rechtzeitig an die Verordnung anzupassen, durch eine solche Maßnahme, die auf Druck von Lobbyisten ergriffen wurde, einfach ignoriert.
Die Entwaldungsverordnung zielt darauf ab, den globalen Fußabdruck der Europäischen Union im Bereich der Entwaldung zu verringern. Sie regelt mehrere Schlüsselbranchen wie Rindfleisch, Kakao, Kaffee, Palmöl, Kautschuk, Soja und Holz, die maßgeblich zur Entwaldung, zur Zerstörung von Ökosystemen und zu Menschenrechtsverletzungen beitragen. Konkret sollen Produkte, die aus diesen Rohstoffen hergestellt werden, vom europäischen Markt ausgeschlossen werden, es sei denn, sie sind als „entwaldungsfrei” zertifiziert und entsprechen den gesetzlichen Bestimmungen. Ohne diese Vorschriften könnte die EU für die Entwaldung von mehr als 248.000 Hektar pro Jahr verantwortlich sein, eine Fläche von der Größe Luxemburgs. In einer kritischen Phase der weltweiten Entwaldung schafft das erneute Verschiebung des Inkrafttretens der EUDR unter anderem auch rechtliche Unsicherheiten sowohl für Produzenten als auch für Unternehmen und lässt ernsthafte Zweifel am Engagement der EU für nachhaltige Wertschöpfungsketten aufkommen.
Diese Entscheidung zeigt deutlich, dass die Kommission weiterhin den Interessen der Industrie und ihrer politischen Verbündeten ausgeliefert ist, die bereit sind, jeden Cent aus der Zerstörung der Natur herauszuholen. Unterdessen verschwinden die Wälder der Welt weiter, was zu einem Verlust der Artenvielfalt und zu Menschenrechtsverletzungen führt und den Klimawandel weiter verschärft.
Fairtrade Lëtzebuerg a.s.b.l., natur&ëmwelt a.s.b.l. und Greenpeace Luxemburg fordern die luxemburgische Regierung auf, die Entwaldungsverordnung in ihrer aktuellen Fassung zu verteidigen und einer weiteren Verschiebung nicht zuzustimmen. Die EUDR zielt darauf ab, die Wälder in Europa und weltweit zu schützen, die mehr denn je unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden und der Ausbeutung durch die Industrie zum Opfer fallen.
Die Europäische Kommission hat diese Entscheidung etwas mehr als einen Monat vor Beginn der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien gefällt, bei der das Thema Waldschutz im Mittelpunkt der Diskussionen stehen wird und die EU eine Schlüsselrolle bei den Verhandlungen spielen will.
Die Verschiebung des Inkrafttretens der EUDR kommt zu einem Zeitpunkt, da die Europäische Kommission gerade ein Handelsabkommen mit Indonesien, dem weltweit größten Exporteur von Palmöl – einer Kulturpflanze, die seit langem mit massiver Entwaldung in Verbindung gebracht wird – abgeschlossen hat und kurz nachdem sie die Konsultation zum Entwurf des „Umwelt-Omnibus” beendet hat, einer Initiative, die unter dem Deckmantel der „Vereinfachung” zu einer weiteren Schwächung der europäischen Umweltgesetze führen wird. Diese Entscheidung zeugt von politischer Inkohärenz, wird die Glaubwürdigkeit der EU ernsthaft beeinträchtigen und ist ein weiteres Zeichen für eine von der Europäischen Kommission eingeleitete Deregulierungswelle, allen voran dem Omnibus im Zusammenhang mit der Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (CSDDD).