Luxemburg, 28. November 2025 – Gestern Abend projizierten Aktivist:innen von Greenpeace eine riesige Botschaft auf die Fassade des europäischen Amazon-Hauptsitzes sowie an einem weiteren Standort im Luxemburger Grund. Anlass ist der Make Amazon Pay Day 2025, eine weltweite Kampagne, die die Arbeitsbedingungen bei Amazon sowie die Eingriffe des Tech-Giganten in Demokratie und Freiheitsrechte kritisiert. Die Botschaft lautete: „Jeff Bezos is hiding a secret… Amazon isn’t just a store. It’s a prime tax avoider that helps Israel’s military with data and cloud services. No tech for genocide. Time to resist.“ [1] Damit machte Greenpeace auf die Steueroptimierungsstrategien [2] des US-Unternehmens aufmerksam sowie auf die mutmaßliche Nutzung seiner Cloud- und Datenspeicher-Dienste durch die Regierung Netanjahu und das israelische Militär. [3]

„Neben seiner Rolle als Spitzenreiter in Sachen Steueroptimierung ist Jeff Bezos’ Konzern ein eklatantes Beispiel für die zerstörerischen Auswirkungen der GAFAM-Unternehmen (Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft) auf Menschen und Umwelt. Amazons Cloud spielt eine zentrale Rolle in der wachsenden Allianz zwischen Tech-Giganten und repressiven Regierungen, wobei erstere ihren Einfluss bis in die Politik ausweiten“, kommentiert Xavier Turquin, Direktor von Greenpeace Luxemburg.
Diese Aktion von Greenpeace ist Teil der Kampagne der Make Amazon Pay-Koalition, die Arbeiter:innen, Klimaaktivist:innen und Bürger:innen weltweit vereint und jedes Jahr zwischen Black Friday und Cyber Monday einen weltweiten Aktionstag organisiert. [4]
„Die Bewegung Make Amazon Pay zeigt der Welt, dass milliardenschwere Tech-Unternehmen wie Amazon eine wachsende Bedrohung für unsere Rechte darstellen, Proteste unterdrücken und den Planeten zerstören. Es ist Zeit, sich der Einflussnahme dieser digitalen Großunternehmen auf unser Leben zu widersetzen und Amazon zur Verantwortung zu ziehen!“, so Turquin abschließend.
Am Mittag werden freiwillige Helfer:innen von Greenpeace Luxemburg an der Demonstration teilnehmen, die von der nationalen Vertretung von Make Amazon Pay im Stadtzentrum organisiert wird. Die Aktion wird von mehreren NGOs, Kollektiven und politischen Bewegungen unterstützt und kritisiert die Verletzung verschiedener nationaler, europäischer und internationaler Vorschriften durch das Unternehmen. Im Rahmen der globalen Koalition beteiligen sich auch andere Greenpeace-Organisationen an Mobilisierungen weltweit, unter anderem in Dänemark und Taiwan.
Notizen
[1] Auf deutsch: „Jeff Bezos hat ein Geheimnis… Amazon ist nicht nur ein Online-Shop. Der Konzern ist ein Meister der Steuervermeidung, der das israelische Militär mit Daten- und Cloud-Services unterstützt. Keine Technologie für Völkermord. Es ist Zeit, Widerstand zu leisten.“
[2] Laut der Fair Tax Foundation hat Amazon wiederholt Strategien der Steueroptimierung genutzt, um seine Abgaben zu minimieren. Das Unternehmen soll erhebliche Gewinne aus Ländern mit höherer Besteuerung, wie dem Vereinigten Königreich, in seinen Sitz in Luxemburg verlagern, wo es trotz beträchtlicher Einnahmen oft nur geringe oder gar keine Körperschaftssteuer zahlt. Die FTF schätzt, dass der effektive Körperschaftsteuersatz von Amazon in den letzten zehn Jahren nur bei 19,6 % lag, dank einer systematischen Gewinnverlagerung in Niedrigsteuerländer.
[3] Im Jahr 2021 unterzeichneten die israelische Regierung, Google und Amazon einen gemeinsamen Vertrag über 1,2 Milliarden US-Dollar, bekannt unter dem Namen Project Nimbus. Dieser Vertrag sieht die Bereitstellung wesentlicher Cloud-Computing-Infrastrukturen, Datenspeicherlösungen und fortschrittlicher Künstlicher-Intelligenz-Funktionen (KI) vor, darunter Werkzeuge für Gesichtserkennung und Objektverfolgung. Nach journalistischen Recherchen ermöglichen diese Infrastrukturen der israelischen Armee ein „unbegrenztes Speichervolumen“ für Informationen, die durch die umfassende Überwachung der Bevölkerung im Gazastreifen gesammelt werden. Beschäftigte von Google und Amazon engagieren sich gegen die Verbindungen ihrer Arbeitgeber zur israelischen Armee.
[4] Die Make Amazon Pay-Koalition, Ende 2020 gegründet, vereint mehr als 80 Organisationen: Gewerkschaften, NGOs und Aktivist:innen weltweit. Jedes Jahr rund um den Black Friday organisiert sie Streiks und globale Aktionen, um bessere Löhne, steuerliche Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung von Amazon einzufordern.


