Was wäre, wenn sich der größte Fleischkonzern der Welt als Klimaretter aufspielen würde? Genau das macht JBS, ein milliardenschwerer Großkonzern, der von der Wall Street träumt, dessen Lieferkette jedoch den Amazonas seit Jahren in alarmierend steigendem Tempo in Schutt und Asche legt.
Wenn Greenwashing ein Unternehmen wäre, dann hieße es wahrscheinlich JBS. Der brasilianische Fleischriese, dessen Methan-Ausstoß und Beitrag zur globalen Klimakrise mit denen der größten Ölkonzerne konkurriert, pflegt seit Jahren ein Image als verantwortungsbewusstes und umweltfreundliches Unternehmen. Sein Name sagt dir möglicherweise nichts, aber der Einfluss von JBS auf die Welt ist beträchtlich, und spiegelt sich in den schwarzen Rauchwolken über dem Amazonas, in den tausenden Hektar abgeholzten Waldes und in den stetig steigenden Emissionen, die unseren Planeten vergiften, wieder.
JBS ist der größte Fleischproduzent der Welt und profitiert von einem System, das unsere Wälder zerstört, um daraus Gewinn zu schlagen.

JBS ist nicht nur irgendein Riesenkonzern…
Die Entscheidungstragenden bei JBS wollen der Welt weismachen, dass das Unternehmen „die Welt nur mit dem Besten versorgt“. In Wahrheit verwandelt es die Erde in eine regelrechte Methan-Fabrik – täglich werden rund 76.000 Rinder, 14 Millionen Geflügeltiere und 147.000 Schweine geschlachtet, um unaufhörlich Fleischmengen zu produzieren, die weit über die Belastungsgrenzen des Planeten hinausgehen. Dies passiert unter der Leitung von Joesley und Wesley Batista, milliardenschweren Unternehmern, die eine Spur aus Korruption, Betrug und Umweltzerstörung hinter sich herziehen.
Die Namen der beiden Brüder tauchen immer wieder in Verbindung mit schweren Vorwürfen auf. So bekannte sich JBS im Jahr 2020 in den USA der Korruption schuldig und musste eine Strafe in Höhe von 256 Millionen US-Dollar zahlen. Allein in diesem Jahr musste das Unternehmen weitere 6,4 Milliarden Dollar an Gerichts- und Schuldenzahlungen leisten. Und dennoch stützt sich das Geschäftsmodell weiterhin auf eine weitreichende Lieferkette, die den Amazonas und andere brasilianische Biome in einem Ausmaß zerstört, dass der Begriff „Umweltverbrechen“ nur noch ein Euphemismus zu sein scheint – alles im Namen des Profits.
Zwischen 2009 und 2023 sollen die Schlachthöfe von JBS direkt mit der Zerstörung von fast 470.000 Hektar Wald in Verbindung stehen – das entspricht fast der doppelten Fläche von Luxemburg. Die indirekte Lieferkette des Unternehmens wiederum wird mit dem Verlust von mehr als 1,5 Millionen Hektar Wald in Verbindung gebracht. Diese Verwüstung ist das Ergebnis krimineller Aktivitäten wie dem “Cattle Laundering”, illegaler Aneignung indigener Gebiete und der Verletzung der Menschenrechte der dort lebenden Gemeinschaften.
Die Gewinne von JBS sind enorm – doch den Preis für ihre Aktivitäten zahlt der Rest der Welt, denn ihre Methanemissionen entsprechen denen von Shell und ExxonMobil zusammen.

Warum sollten wir uns ausgerechnet JBS vornehmen?
JBS behauptet, es verfolge eine Politik der Null-Entwaldung. Und doch steht das Unternehmen 14 Jahre nach seinem Versprechen, der Waldzerstörung ein Ende zu machen, immer noch in enger Verbindung mit Lieferanten, die in illegal abgeholzten Gebieten aktiv sind. Der „nachhaltige“ Entwicklungsplan von JBS gleicht eher einer PR-Aktion als einem echten Versprechen, Verantwortung zu übernehmen. Der Direktor für nachhaltige Entwicklung des multinationalen Unternehmens erklärte, dass ihre Verpflichtung „Netto-Null 2040“ eher ein Wunsch als ein Versprechen sei.
JBS versucht gerade, über eine niederländische Briefkastengesellschaft an die New Yorker Börse zu gehen, begleitet von einem Vorschlag zur Umstrukturierung des Unternehmens, der der Familie Batista mehr als 85% der Stimmrechte des Unternehmens, die von einer luxemburgischen Holdinggesellschaft gehalten werden, zugestehen würde. Dieses Vorgehen wirft ernsthafte Fragen in Bezug auf Transparenz und Rechenschaftspflicht auf. Es ist weit entfernt von den großen Versprechungen des Klimaschutzes. Es ist die Konsolidierung einer industriellen Macht auf Kosten des Vertrauens der Öffentlichkeit, der Gesundheit und der Zukunft der Menschen, aber vor allem des gesamten Planeten.
Genug ist genug
Es ist höchste Zeit, das wahre Gesicht von JBS zu zeigen: ein Natur- und Klima-Schurke, dessen Geschäftsmodell auf Ausbeutung, Zerstörung und Unterdrückung basiert.
Es ist ein kritischer Zeitpunkt für das Klima. Methan ist ein schnell wirkendes Gas, das den Planeten rasant erwärmt, und JBS emittiert riesige Mengen davon. Wenn das Unternehmen erfolgreich an der New Yorker Börse notiert wird, würden seine Kapitalgeber nicht mehr nur einfache Aktien kaufen. Sie würden die Zerstörung des Amazonas und lebenswichtiger Ökosysteme sowie die Störung des Weltklimas mittragen.
Es geht nicht mehr nur darum, Aufklärung zu leisten. Es reicht jetzt! Wenn auch du der Meinung bist, dass der Amazonas eine Zukunft verdient, dann lass uns gemeinsam handeln.
Originalartikel von Alessandro Saccoccio, Projektbeauftragter für Respect the Amazon bei Greenpeace International.