Greenpeace startet Offenen Brief für einen nachhaltigen Luxemburger Finanzplatz

Luxemburg, 22. März 2022Gemeinsam mit VertreterInnen aus Finanzwesen, Wirtschaft und Gesellschaft hat Greenpeace heute einen Offenen Brief [1,2] für einen nachhaltigen Luxemburger Finanzplatz gestartet. In dem Offenen Brief appellieren die Unterzeichner*innen an die luxemburgische Regierung und das Parlament, sicherzustellen, dass die Gesetze, die den Finanzplatz regulieren, dazu führen, dass Investitionen in fossile Energieunternehmen progressiv reduziert und klare Kriterien für als nachhaltig gekennzeichnete Anlageprodukte festgelegt werden. Damit dies gewährleistet werden kann, muss auch die vollständige Transparenz von Finanzprodukten in Bezug auf ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen hergestellt werden.

Diese VertreterInnen aus Finanzwesen, Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen als Erstunterzeichner den Offenen Brief für einen nachhaltigen Luxemburger Finanzplatz.

Luxemburg ist heute der wichtigste Finanzplatz für Investmentfonds in Europa und nach den USA der zweitgrößte weltweit. Mehr als fünf Billionen Euro werden durch luxemburgische Investmentfonds verwaltet; ein Teil dieser Gelder wird nach wie vor in die klimaschädlichsten und nicht nachhaltigsten Unternehmen der Welt investiert. So finanzierten 2019 die 100 größten luxemburgischen Investmentfonds Treibhausgasemissionen in der vierfachen Höhe der direkten Emissionen Luxemburgs [3]. Zudem besteht das Greenwashing-Risiko im Finanzsektor: laut einer Greenpeace-Studie leiten sogenannte Nachhaltigkeitsfonds kaum mehr Gelder in nachhaltige Unternehmen als konventionelle Fonds [4].

Welche Folgen unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen hat, führt uns der aktuelle Krieg in der Ukraine drastisch vor Augen. Der Krieg der russischen Regierung in der Ukraine ist nur eines von vielen Beispielen dafür, wie durch unsere Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle Regierungen unterstützt werden, die die Menschenrechte missachten. Umso wichtiger ist es daher, schnellstmöglich unabhängig von allen fossilen Energien gleich welcher Herkunft zu werden und Finanzströme in Energieeffizienz-Technologien und erneuerbare Energien umzuleiten. Auch mit Hinblick auf den weltweiten Frieden trägt Luxemburg und sein Finanzplatz eine große Verantwortung.

Mit der Luxembourg Sustainable Finance Strategy haben die Regierung und der Finanzsektor zwar einen Ansatz geschaffen, den Finanzsektor nachhaltiger zu gestalten. Doch der Strategie mangelt es an ambitiösen Zielen und Maßnahmen, um den globalen Herausforderungen gerecht zu werden [5]. So sind die Belastungsgrenzen der Erde bereits überschritten, sei es durch den Klimawandel, den Verlust von Biodiversität oder Landnutzungsänderungen. Darunter leiden nicht nur unsere Ökosysteme, sondern auch unzählige Menschen, deren Lebensgrundlagen zunehmend zerstört werden.

Eine wesentliche Voraussetzung für den Wandel hin zu mehr Klimaschutz und einem nachhaltigen Umgang mit den globalen Ressourcen ist die Transformation des Finanzsystems. Enorme Investitionen sind notwendig, um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen. Nach wie vor werden jedoch Milliarden an Geldern in Finanzprodukte investiert, die keinerlei oder nur wenigen ökologischen und ethischen Kriterien genügen. Das Umlenken von Finanzströmen stellt somit einen gewaltigen Hebel dar, um Gelder für nachhaltige Investitionen bereitzustellen und gleichzeitig ökologisch oder sozial schädlichen Unternehmen die Grundlage zu entziehen oder sie zum Umstieg zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell zu bewegen.

Luxemburg mit seinem weltweit wichtigen Finanzplatz kann also einen kolossalen Einfluss auf Klima- und Biodiversitätsschutz, Energiesicherheit und eine nachhaltige Entwicklung im Allgemeinen haben. Greenpeace appelliert deshalb zusammen mit den Erstunterzeichner*innen an alle Bürger und Bürgerinnen, den Offenen Brief für einen nachhaltigen Luxemburger Finanzplatz zu unterstützen.


  1. https://www.greenpeace.org/luxembourg/fr/action/petition-finance-lettre-ouverte/
  2. Folgende VertreterInnen aus Finanzwesen, Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen als Erstunterzeichner den Offenen Brief für einen nachhaltigen Luxemburger Finanzplatz:
  • Patrick Goodman, Associé Fondateur et Administrateur, innpact
  • Paola D’Angelo, Membre du Comité de Direction, innpact
  • Marco Caldana, Founder and Chair of Farad Group
  • Youth for Climate Luxembourg
  • Fernand Muller, Fonctionnaire de l’Etat, e.r.
  • Gennaro Pietropaolo, Avocat à la Cour
  • Patrick Kolbusch, Directeur de Biogros
  • Änder Schanck, CEO Oikopolis SA
  • Gilbert Pregno, Président de la Commission des droits de l’Homme du Grand-Duché de Luxembourg
  1. https://www.greenpeace.org/luxembourg/fr/communiques-de-presse/10619/les-fonds-dinvestissement-luxembourgeois-financent-la-crise-climatique/
  2. https://www.greenpeace.org/luxembourg/fr/communiques-de-presse/11514/la-finance-pas-vraiment-verte-les-fonds-dinvestissement-durables-ne-font-pas-honneur-a-leur-nom-2/
  3. https://www.greenpeace.org/luxembourg/fr/communiques-de-presse/12321/sadapter-ou-echouer-la-lsfs-a-besoin-dune-revision-fondamentale-pour-atteindre-les-objectifs-de-la-finance-durable/