Luxemburg, 30. März 2023 – Eine neue, von Greenpeace Europa in Auftrag gegebene Analyse zeigt, dass die Zahl der Privatjetflüge in Luxemburg im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 67 Prozent auf 2.767 Privatjetflüge gestiegen ist. Während Europa die letzten Monate unter einer schweren Hitzewelle und Winterdürre litt, haben sich die Emissionen von Privatjets in Luxemburg nahezu verdoppelt [1] und folgen damit dem europäischen Trend. Europaweit waren 55 Prozent aller Privatjetflüge im vergangenen Jahr Kurz- oder Extremkurzflüge unter 750 km. Greenpeace Luxemburg fordert ein Verbot von Privatjets, ein Verbot von Kurzstreckenflügen und die Einführung einer Kerosinsteuer.

Die alarmierende wachsende Anzahl von Flügen mit Privatjets steht in völligem Widerspruch zu dem, was uns die Klimawissenschaft rät – nämlich den CO²-Ausstoß sofort zu reduzieren, um eine totale Katastrophe zu verhindern. Der neue IPCC-Bericht zeigt deutlicher als je zuvor, dass wir den exzessiven Konsum von fossilen Brennstoffen dringend drosseln müssen. Mehr als 60% des weltweit genutzten Erdöls wird für den Verkehr verwendet. Die sofortige Reduzierung der mit Erdöl angetriebenen Verkehrsmittel ist eine Notwendigkeit, angefangen mit einem Verbot von extrem umweltschädlichen Privatjets, die wertvolle Energie verschwenden und schädliche Treibhausgase ausstoßen, die dem Klima, der Umwelt und der Gesundheit schaden“, erklärt Frédéric Meys, Campaigner bei Greenpeace Luxemburg.

Die von der niederländischen Umweltberatungsfirma CE Delft durchgeführte Untersuchung ergab, dass trotz der Covid-Pandemie, der Ausfälle auf den Flughäfen und der steigenden Treibstoff- und Energiekosten, der Verkehr mit Privatjets in den letzten drei Jahren stark angestiegen ist und mehr als 5,3 Millionen Tonnen CO² ausgestoßen hat. [2] Die drei beliebtesten Ziele für Privatjets, die von Luxemburg aus starteten, waren Genf, Paris und London – Ziele, die auch mit dem Zug erreichbar sind. Die kürzeste Strecke für den Privatflugverkehr war über alle Jahre hinweg die 72,23 km lange Strecke zwischen Luxemburg und Metz/Nancy, mit 29 Flügen im Jahr 2022.

Privatjets und Luxusabgase sind in der EU derzeit nicht geregelt und von zentralen EU-Rechtsvorschriften zur Bekämpfung von Treibhausgasemissionen ausgeschlossen, obwohl sie pro Passagierkilometer das umweltschädlichste Verkehrsmittel der Welt sind. Im Jahr 2022 forderten mehrere EU-Länder erstmals eine EU-weite Regelung der Emissionen von Privatjets. Das überarbeitete EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS) soll in den nächsten Wochen in Kraft treten – doch dieser selbsternannte Eckpfeiler der EU-Politik im Kampf gegen CO²-Emissionen wird Privatjets und andere luxuriöse Transportmittel wie Yachten nicht miteinschließen.

Um eine gerechte und ökologische Zukunft für alle zu gewährleisten, müssen wir unser politisches und wirtschaftliches System überdenken, insbesondere durch die Umgestaltung des Verkehrs, dem Ende des Tanktourismus und der Einführung einer Kerosinsteuer. Politische Entscheidungen dürfen sich nicht an den Interessen von Lobbys orientieren. Der Schutz aller Lebewesen muss unsere Politiker:innen zu einer gerechten und nachhaltigen Zukunft für alle, zu mehr sozialer Integration und Solidarität bewegen. Es ist höchste Zeit für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber unverantwortlichen großen Umweltverschmutzern“, so Frédéric Meys.


Notizen

[1] Von 4,6 Tonnen im Jahr 2021 sind die CO2-Emissionen um 98 Prozent auf 9,1 Tonnen im Jahr 2022 gestiegen, was nicht nur auf die steigende Zahl der Flüge, sondern auch auf die geflogene Entfernung zurückzuführen ist.

[2] Die Grundlage für die Analyse von CE Delft bilden Daten des Luftfahrtanalyseunternehmens Cirium. Die Untersuchung befasst sich mit allen privaten Flügen, die in einem Zeitraum von drei Jahren (2020 – 2022) von europäischen Ländern aus gestartet und in diesen angekommen sind. Die Flüge werden nach Jahr, Strecke und Flugzeugtyp aufgeteilt. Einige kleine Flugzeugtypen mit weniger als drei Plätzen wurden von den Daten ausgeschlossen, da sie hauptsächlich für Freizeit- und nicht für Geschäfts- oder Privatflüge genutzt werden. Außerdem wurden Flüge von und zu Flughäfen ohne IATA-Code sowie Flüge, die auf demselben Flughafen ankommen, von dem sie abgeflogen sind, ausgeschlossen. Die CO2-Emissionen aller Flüge wurden mit dem Eurocontrol Small Emitters Tool berechnet.

Die von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie bestätigt einen allgemeinen Aufwärtstrend bei der Nutzung von Privatjets: Nach einem Rückgang des Gesamtluftverkehrs im Jahr 2020 und einem rasanten Anstieg der Nutzer von Privatjets im Jahr 2021, die versuchten, den Ausgangssperren zu entgehen, pendelt sich der Markt derzeit auf einem Wachstumsniveau von rund 6 % im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum im Jahr 2019 ein. Brancheninsider geben an, dass die Vermietung von Privatjets inzwischen etwa 17 % der europäischen Flüge ausmacht, gegenüber 7 % im Jahr 2019.

[3] Internationale Petition von Greenpeace zum Verbot von Privatjets: http://www.greenpeace.org/ban-private-jets