Luxemburg, 20. Juni 2023 – Greenpeace hat auf der Grundlage des im Mai veröffentlichten Jahresberichts des FDC [1] die Investitionen des Luxemburger Pensionsfonds im Jahr 2022 analysiert. Das ernüchternde Ergebnis: der FDC hat im vergangenen Jahr mit mehr als drei Milliarden Euro einen erheblichen Teil der 26 Milliarden Euro umfassenden Rentenreserve in klima- und umweltschädigende Industrien, in die Nuklearindustrie als auch in Unternehmen investiert, die nicht mit den internationalen Standards zur Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte übereinstimmen. Für Greenpeace ist dies ein weiterer Beweis, dass die Nachhaltigkeitspolitik des FDC nur eine PR-Aktion ist. Sie zielt jedoch nicht darauf ab, nachhaltig zu investieren.

Der FDC investierte im Jahr 2022 rund 888 Millionen Euro in die weltweit klimaschädlichsten Kohle-, Öl- und Gasunternehmen [2], im Vergleich zu 2021 ein Anstieg um rund 6,6 %. Des Weiteren stiegen die Investitionen in die Top-Treiber der weltweiten Waldzerstörung [3] von 137 Millionen (2021) auf 143 Millionen Euro an. Investitionen in Unternehmen aus der Nuklearindustrie [4] fielen mit 691 Millionen Euro ca. 13 % geringer aus als in 2021.

Greenpeace untersuchte auch die Investitionen des FDC in Sektoren mit hohem Menschenrechtsrisiko, insbesondere in den Bereichen Automobil, Lebensmittel und Landwirtschaft sowie IT-Technologie [5]. Das Ergebnis: Fast zwei Milliarden Euro wurden in 119 Unternehmen aus diesen Bereichen investiert, wobei keines dieser Unternehmen die Anforderungen an die Sorgfaltspflicht zufriedenstellend erfüllt.

Außerdem investierte der FDC 2022 mehr als 380 Millionen Euro in Banken wie die Bank of America, Barclays, Citigroup oder JP Morgan Chase, die als Finanzierer klimazerstörender und menschenrechtsverletzender Unternehmen bekannt sind [6]. 

Die Nachhaltigkeitspolitik des FDC, die unter anderem auf unzureichenden Nachhaltigkeits-Labeln und einer inkohärenten Ausschlussliste basiert, ist zweifelsfrei kein Garant dafür, dass der Pensionsfonds  auch tatsächlich nachhaltig investiert. Sie dient vor allem dazu, das Geschäftsmodell des Fonds grün zu waschen und trägt damit zur Täuschung der Luxemburger Öffentlichkeit bei“, kommentiert Martina Holbach, Kampaignerin für nachhaltige Finanzen bei Greenpeace Luxemburg.

So konnte Greenpeace in zehn von zwölf mit Luxflag-Labeln ausgezeichneten FDC-Portfolios Kohle-, Öl- und Gasunternehmen identifizieren, deren Geschäftsmodell nicht mit dem Pariser Klimaschutzziel in Einklang steht. Elf der zwölf Luxflag-gelabelten Portfolios investierten in Unternehmen, die im Bereich Atomkraft aktiv sind. In allen Luxflag-gelabelten Portfolios konnte Greenpeace problematische Unternehmen aus den Branchen Automobil, ICT/IT sowie Lebensmittel/Landwirtschaft auffinden.

Greenpeace hat erhebliche Zweifel daran, dass die im Februar vom FDC beschlossene Investitionsstrategie für die Jahre 2023-2027 mehr Nachhaltigkeit bei den Investitionen des Fonds zur Folge haben wird und erwartet nun vom zuständigen Minister Claude Haagen, dass er endlich für ein ernsthaftes Engagement des FDCs in Punkto Nachhaltigkeit sorgt“, sagt Myrna Koster, Kampaignerin für Klimagerechtigkeit bei Greenpeace Luxemburg.

Anfang des Jahres hat die Luxemburger Abgeordnetenkammer mehrheitlich eine Motion angenommen, die die Regierung einlädt, den FDC dazu anzuhalten, im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen und den Nachhaltigkeitszielen zu investieren und aus Unternehmen, deren Geschäftsmodell nicht mit dem 1.5°C-Ziel in Einklang ist, eben so wie aus Atomstromproduzenten, auszusteigen.


Anmerkungen an die Redaktion:
[1] Jahresbericht der SICAV des FDC, https://fdc.public.lu/en/publications/rapports-financiers-fdc/rapport-annuel-2020-sicav-fdc11.html
[2] Hierbei handelt es sich um 272 Unternehmen, darunter ExxonMobil, Total Energies, Berkshire Hathaway Energy, Chevron und BP Shell. Die Untersuchung erfolgte anhand der Global Coal Exit List sowie der Global Oil and Gas Exit List:
https://www.coalexit.org
https://www.urgewald.org/global-oil-and-gas-exit-list
[3] Darunter: Procter & Gamble, McDonalds, Starbucks, Walmart
[4] Hierbei handelt es sich um 211 Unternehmen, darunter: Engie, EDF, Enel, E.on, Benchmark
[5] https://www.worldbenchmarkingalliance.org/publication/chrb/companies/. Die Untersuchung erfolgte anhand des Corporate Human Rights Benchmarks 2022, der Unternehmen weltweit nach ihrer Menschenrechtsleistung bewertet. Er ist ein Indikator dafür, was Unternehmen tun, um die Menschenrechte zu schützen – sowohl innerhalb ihres Unternehmens als auch in ihren Lieferketten – durch ihre Firmenpolitik, Prozesse und Praktiken, basierend auf öffentlich verfügbaren Informationen. Hierbei handelt es sich um Unternehmen wie z.B. Amazon, Starbucks, McDonald’s, Volkswagen, Coca-Cola oder Microsoft.
[6] https://www.banktrack.org/download/banking_on_climate_chaos_2022/2022_banking_on_climate_chaos.pdf