Luxemburg, 30. Juli 2024Inmitten der Olympischen Spiele verfolgt Votum Klima [1] aktiv den Wettlauf zwischen Luxemburg und der Erde. Werden sie es schaffen, die Ziellinie rechtzeitig zu erreichen, sprich ein Gleichgewicht zwischen ihren ökologischen Fußabdrücken und den jährlich erzeugten natürlichen Ressourcen herzustellen?

Credits: Anaïs Hector

Der Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) fällt dieses Jahr auf den 1. August, einen Tag früher im Vergleich zum Vorjahr. 1971 fiel dieses symbolische Datum noch auf den 25. Dezember, seither verschiebt sich dieser Tag immer weiter nach vorne. Das bedeutet, dass die Menschheit alle Ressourcen, die der Planet in einem Jahr erzeugt, in sieben Monaten aufgebraucht hat und wir ab sofort auf Kredit leben. 

In Anspielung auf die Olympischen Spiele organisierte Votum Klima heute einen symbolischen Wettlauf zwischen der Erde und Luxemburg. Dabei sollte sich zeigen, wer zuerst die Zielgerade erreicht, sprich ein Gleichgewicht zwischen der Regeneration der natürlichen Ressourcen und deren Verbrauch durch menschliche Aktivitäten. Leider hat keiner der beiden Kontrahenten es ins Ziel geschafft, da sie Opfer von nicht nachhaltigen Praktiken wie übermäßigem Konsum oder der übermäßigen Nutzung fossiler Energien sind. Luxemburg fiel schnell zurück, da sein Erdüberlastungstag bereits auf den 20. Februar dieses Jahres fiel – damit war es das erste europäische Land, das diese Grenze erreichte. Auch die Erde erreichte die Ziellinie nicht und musste ihre Niederlage am 1. August 2024 hinnehmen. Würde die gesamte Erdbevölkerung so leben wie die Bevölkerung Luxemburgs, bräuchten wir mehr als sieben Planeten, um zu überleben.

Auch auf globaler Ebene fällt die Bilanz nicht besser aus. Der Lebensstil der westlichen Industrieländer belastet unsere Ressourcen, wodurch die Nachfrage nach natürlichen Rohstoffen nicht nachhaltig gedeckt werden kann: Beim aktuellen Tempo würden wir 1,7 Planeten benötigen, um den Bedarf zu stillen. Die Menschheit lebt zunehmend auf Kredit, während sich die Rechnungen zu häufen beginnen. Viele Teile der Welt, meist in den Ländern, die für diese Situation am wenigsten verantwortlich sind, leiden bereits unter den entsetzlichen Folgen: Wassermangel, extreme Hitze…
Mit ihrer Aktion will Votum Klima die Alarmglocke läuten und an die Dringlichkeit erinnern, unser System zu überdenken. In ihren jüngsten Forderungen erinnert die Plattform daran, dass der ökologische Übergang ohne tiefgreifende Veränderungen unserer Wirtschaft, unserer Gesellschaft und unserer Verwaltungs- und Regierungsformen nicht erfolgreich sein wird. Nur durch einen Paradigmenwechsel, bei dem das Wirtschaftswachstum als einziger gesellschaftlicher Erfolgsmaßstab in Frage gestellt wird, können die Probleme der Umweltverschmutzung und der wachsenden Ungleichheiten gelöst werden.

Die Erhaltung der verfügbaren Ressourcen ist ein zentrales Element, um ein nachhaltiges Gleichgewicht zu erreichen. Denn auch in Luxemburg befinden sich die Natur und die Biodiversität in einem besorgniserregenden Zustand. Um die Widerstandsfähigkeit einzelner Regionen zu fördern und die angeschlagenen Ressourcen zu erneuern, ist ein kohärentes Bündel ehrgeiziger und sozial gerechter politischer Maßnahmen auf allen Ebenen und in allen Bereichen erforderlich. Zu den konkreten Lösungen gehören die Wiederaufforstung natürlicher Gewässer und Grünflächen, die Schaffung ökologischer Flusssysteme oder die Stärkung des gesetzlichen Naturschutzes. 

Auf internationaler Ebene ist die industrielle Landwirtschaft eine der Hauptursachen für Umweltprobleme. Verschiedene Studien zeigen, dass es möglich ist, eine wachsende Bevölkerung zu ernähren und gleichzeitig die Umwelt zu schonen, wenn ehrgeizige Veränderungen in Bezug auf den Verbrauch (weniger tierische Produkte und weniger Lebensmittelverschwendung) und die Produktion von Lebensmitteln vorgenommen werden. Biologische Landwirtschaft, Agrarökologie, Permakultur und andere Methoden zur Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume stellen Alternativen zur industriellen Landwirtschaft dar, da sie Ressourcen und Tiere respektieren und natürlichen Kreisläufen folgen.

Angesichts der Dringlichkeit fehlt es nicht an Lösungen: Die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft durch Wiederverwendung und gemeinsames Nutzen, Energieeinsparung und gemeinschaftliche Mobilitätslösungen sind ebenfalls Teil der entwickelten Forderungen.

Vor kurzem hat die Regierung den nationalen Klima- und Energieplan vorgestellt. Obschon wir auf dem richtigen Weg sind, brauchen wir effektivere Klimaschutzmaßnahmen, um die angestrebten Ziele zu erreichen, wie z. B. den Ausbau der sozial gerechten CO2-Steuer oder die Ausweitung des öffentlichen Nahverkehrs.

Votum Klima fordert die Regierung auf, sich des Themas anzunehmen und die notwendigen Antworten zu geben, um eine gerechte und nachhaltige Welt zu gewährleisten, damit Luxemburg die Zielgerade für ein nachhaltiges ökologisches Gleichgewicht erreichen kann. Dies sollte das Herzstück für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft werden. 


Notizen: 

[1] Votum Klima ist eine Plattform, die folgende Organisationen umfasst: Greenpeace, ASTM, CELL, Caritas Luxembourg, Cercle de coopération, etika, Eurosolar Lëtzebuerg, frères des hommes, Fairtrade Lëtzebuerg, partage, SOS Faim, natur&ëmwelt, Vereenegung fir Biolandwirtschaft Lëtzebuerg a.s.b.l., proVelo.