Luxemburg, 29. April 2025 – Anlässlich der heute stattfindenden JBS-Aktionärsversammlung im brasilianischen Sao Paulo protestieren Aktivist:innen von Greenpeace Luxemburg am Sitz der JBS-Holdinggesellschaft J&F Investments Luxembourg S.à.r.l. gegen den weltweit größten Fleischproduzenten. Der Protest, der gleichzeitig mit einer Greenpeace-Aktion in São Paulo stattfindet, ist Teil weltweiter Demonstrationen, darunter Luxemburg, den Niederlanden, Schweden und Italien, gegen JBS und seine Tochtergesellschaften.
„JBS und seine unersättliche Profitgier verkörpern alles, was an der industriellen Landwirtschaft falsch ist. Seine Lieferkette treibt die Abholzung lebenswichtiger Ökosysteme wie den Amazonas weiter voran, und seine kolossalen Emissionen – insbesondere Methan – stehen denen einiger der weltweit größten Ölfirmen in nichts nach“, erklärt Martina Holbach, Kampaignerin bei Greenpeace Luxemburg.
Der Protest findet nur wenige Tage, nachdem die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC einen Antrag von JBS auf Notierung der Aktien an der New Yorker Börse genehmigt hat, statt. Die Notierung geht mit einer Umstrukturierung einher, bei der die Muttergesellschaft von JBS von Brasilien in die Niederlande verlegt wird. Die geplante Umstrukturierung würde auch die Stimmrechtskontrolle der milliardenschweren Brüder Batista von 48 % auf fast 85 % erhöhen, die in der luxemburgischen Holding J&F Investments Luxembourg Sàrl gehalten wird. Die Umstrukturierung würde die Möglichkeiten der Minderheitsaktionäre einschränken, das Unternehmen in Fragen des Umwelt- und Menschenrechts zu beeinflussen.
JBS hat Luxemburg in den Mittelpunkt seiner Finanzströme gestellt. Das Unternehmen beschäftigt zwar nur eine Handvoll Mitarbeiter:innen und verfügt über keine Betriebsstätten im Großherzogtum, doch seine luxemburgischen Holdinggesellschaften sind Eigentümer vieler der profitabelsten Geschäftsbereiche des multinationalen Konzerns in weltweiten Schlüsselmärkten. „Das Fleischimperium von JBS wurde auf Korruption, gebrochenen Versprechen und Umweltzerstörung aufgebaut. Es sollte nicht mit einer Notierung an der New Yorker Börse belohnt werden, die die Taschen seiner milliardenschweren Chefs füllen und eine globale Expansion finanzieren wird, die den Planeten noch tiefer in das Klimachaos stürzen wird,” erklärt Martina Holbach. “Greenpeace fordert, dass die Börsennotierung von JBS gestoppt wird und dass Finanzaufsichtsbehörden verstärkt tätig werden. Wir brauchen Regierungen, die die industrielle Landwirtschaft für die Schäden, die sie weltweit verursacht, zur Rechenschaft ziehen.“
JBS ist eines der Unternehmen, die voraussichtlich stark vom Handelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur profitieren werden. Laut Le Monde ist JBS bereit, das Handelsabkommen zu nutzen, um seine Präsenz in Europa auszubauen. Im Jahr 2024 machten die EU-Exporte rund 7 % seiner Gesamtexporte aus. Die im Rahmen des EU-Mercosur-Abkommens vorgesehene Erhöhung der EU-Rindfleischimportquoten aus Mercosur-Ländern könnte die Fleischexporte Brasiliens in die EU verdoppeln. Dies wird dem Konzern einen enormen Aufschwung verschaffen. Nach Angaben des Institut d’Elevage werden die im EU-Mercosur-Abkommen vorgesehenen Senkungen der EU-Zölle auf Rindfleischimporte den Mercosur-Rindfleischproduzenten, die in die EU exportieren, Einsparungen in Höhe von 347 Millionen Euro pro Jahr bringen. JBS und die anderen großen brasilianischen Fleischexporteure werden allein durch die Zollsenkungen jährlich von mindestens 215 Millionen Euro profitieren.
Die EU-Staaten werden voraussichtlich 2025 über den Handelspakt zwischen der EU und den Mercosur-Staaten abstimmen. Das Abkommen wird den Amazonas-Regenwald weiter gefährden, der sich bereits in alarmierender Nähe zum Kipppunkt befindet. Zusätzlich bedroht es europäische Landwirt:innen, indem es die Einfuhr günstiger landwirtschaftlicher Produkte wie Rindfleisch und Geflügel aus Südamerika erhöht. Greenpeace fordert deshalb von der Luxemburger Regierung mittels einer Petition ein klares “Nein” zum EU-Mercosur-Abkommen.