Luxemburg, 13. Juni 2025 – Eine neue, von Greenpeace Luxemburg in Auftrag gegebene Analyse [1] zeigt, dass die von der Behörde für nukleare Sicherheit und Strahlenschutz (ASNR) vorgesehenen Vorschriften nicht ausreichen, damit die 1300-MWe-Reaktoren ein mit Reaktoren der dritten Generation vergleichbares Sicherheitsniveau erreichen. Dazu gehören auch die Reaktoren des Kraftwerks Cattenom. Die Veröffentlichung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die ASNR am 16. Mai eine öffentliche Konsultation zu ihrem Entwurf generischer Vorgaben für die Laufzeitverlängerung dieser Reaktoren eingeleitet hat. Laut dieser Expertise dürften Reaktoren dieses Typs nach heutigen Standards gar nicht mehr gebaut werden.
Aus der Studie geht hervor, dass sich die vorgeschlagenen Maßnahmen im Wesentlichen auf die Beseitigung von während des Betriebs identifizierten Schwachstellen konzentrieren sowie auf die Erkennung, Überwachung und – soweit möglich – Beseitigung von Alterungs- und Obsoleszenzproblemen bei Strukturen, Systemen und Komponenten.
Die grundlegenden Defizite der 1300-MWe-Reaktoren im Vergleich zu den von der ASNR formulierten Anforderungen – nämlich sich dem Sicherheitsniveau des EPR so weit wie möglich anzunähern, um einen Weiterbetrieb über die ursprüngliche Lebensdauer hinaus zu ermöglichen – werden im Modernisierungsprogramm nicht berücksichtigt und bleiben daher bestehen.
Das Sicherheitssystem zur Beherrschung von Störfällen muss besonders strengen Anforderungen in Bezug auf Konstruktion, Herstellung, Einbau, Kontrolle sowie Betrieb und Wartung sicherheitsrelevanter Komponenten und Systeme genügen. Weist dieses System jedoch – wie es bei den 1300-MWe-Reaktoren der Fall ist – technische Defizite auf, sind die für die Beherrschung der in einem Kernkraftwerk vorgesehenen Unfallszenarien erforderliche Zuverlässigkeit und Wirksamkeit nicht mehr gewährleistet.
„Abgesehen von der Tatsache, dass 1300-MWe-Reaktoren niemals das Sicherheitsniveau eines Reaktors der neuen Generation erreichen können, ist der von der ASNR vorgeschlagene Zeitplan für die Umsetzung der Verbesserungen und Änderungen einfach inakzeptabel“, so Roger Spautz, Atomkampagner bei Greenpeace Frankreich und Luxemburg. „Es ist eindeutig, dass nicht alle erforderlichen Nachrüstungen während der für die vierte Zehnjahresinspektion vorgesehenen Stillstandszeiten umgesetzt werden können. Aus diesem Grund sieht die ASNR bereits Fristen von bis zu vier Jahren nach dieser Inspektion für die Umsetzung bestimmter Maßnahmen vor. Noch schlimmer: Im Falle besonderer Schwierigkeiten können die Betreiber sogar eine weitere Fristverlängerung bei der ASNR beantragen.“
Für Greenpeace ist daher nicht klar, ab wann die 1300-MWe-Reaktoren tatsächlich das erforderliche Sicherheitsniveau erreichen, um über 40 Jahre hinaus betrieben werden zu dürfen. Die Organisation fordert, dass ein Weiterbetrieb über 40 Jahre hinaus nur genehmigt wird, wenn alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen vollständig umgesetzt und überprüft wurden.
Notizen
[1] Das Gutachten wurde bei Professor Manfred Mertins, einem Experten für Reaktorsicherheit und ehemaligen Mitarbeiter der Gesellschaft für Reaktorsicherheit an der Fachhochschule Brandenburg, in Auftrag gegeben.