Vor 80 Jahren erschütterten die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki die Welt und markierten den Beginn des nuklearen Zeitalters. 2025, während in Gaza ein Genozid geschieht, der Krieg in der Ukraine weiter wütet und erneut mit atomarer Eskalation gedroht wird, wirkt das Versprechen „Nie wieder“ tragisch gebrochen. Umso wichtiger ist es jetzt, dass wir gemeinsam ein deutliches Zeichen für Abrüstung, für Frieden und für eine Welt ohne Atomwaffen setzen.
Am 6. und 9. August 1945 zerstörten zwei Atombomben die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Laut dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz kamen über 220.000 Menschen ums Leben, darunter fast 38.000 Kinder, zwischen diesen beiden Tagen und dem Jahresende. Viele überlebten, doch ihr Leben war fortan geprägt von Krankheiten, seelischen Traumata, sozialer Ausgrenzung oder wiederholten Fehlgeburten. Ihre Erinnerung, verkörpert durch die Hibakusha, wie die Überlebenden dieser Tragödien in Japan genannt werden, wird heute zunehmend von kriegerischer Logik verdrängt. Selbst in Staaten, die sich als demokratisch verstehen, gewinnen militärische Denkweisen wieder an Einfluss.
Im Jahr 2024 wurde die Organisation Nihon Hidankyo, die seit Jahrzehnten als Stimme der Hibakusha gilt, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Gleichzeitig wachsen jedoch die weltweiten Atomwaffenarsenale weiter. Auch in Luxemburg mehren sich die Zeichen einer sicherheitspolitischen Wende. Premierminister Luc Frieden spricht sich für den Aufbau einer europäischen Armee aus. Im Mai dieses Jahres stellte Yuriko Backes einen Plan zur Erhöhung des luxemburgischen Verteidigungshaushalts vor.
Gaza: Die Welt am Abgrund

Heute werden ganze Bevölkerungsgruppen unter Bomben begraben. In Gaza werden Familien ausgelöscht, Krankenhäuser und Schulen zerstört. Ganze Stadtviertel sind vom Erdboden verschwunden. Weder Krankenhäuser noch Schulen, Flüchtlingsunterkünfte oder Lager für Vertriebene bieten noch Sicherheit. Nach aktuellen Schätzungen wurden bereits über 60.000 Menschen getötet.
Durch die Blockade humanitärer Hilfe wird der Einsatz von Hunger als Waffe gezielt vorangetrieben und das in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß. Die Überlebenden sind ohne Zugang zu Wasser, medizinischer Versorgung oder Sicherheit, und die Hungersnot breitet sich weiter aus.
Laut unabhängigen Expertinnen und Experten, zahlreichen NGOs und internationalen Institutionen ist ein Genozid im Gange, gekennzeichnet durch eine erklärte Absicht der Vernichtung und die Missachtung des humanitären Völkerrechts.
An anderen Orten, insbesondere in der Ukraine, wo der Krieg weiterhin tobt, nehmen die geopolitischen Spannungen zu. Das liegt daran, dass immer mehr auf militärische Stärke und die Androhung von Atomwaffen gesetzt wird. Ein Beleg dafür sind die beiden nuklearen U-Boote, die Donald Trump am 1. August vor der russischen Küste stationieren ließ, ein weiteres Zeichen dafür, dass das Tabu der Anwendung von Atomwaffen brüchig wird.
eigene Strategie zu überdenken. Die Normalisierung der Abschreckung, die Anhäufung von Waffen und das Schweigen der Mächtigen zeichnen ein Bild einer zunehmend instabilen und zutiefst unmenschlichen Welt.
Die Strategie der Abschreckung führt zu keinem Ausweg

Wie Frankreich und Deutschland hat auch Luxemburg den Vertrag über das Verbot von Atomwaffen (TPNW) nicht unterzeichnet – einen Vertrag, der von 122 Ländern angenommen wurde und 2021 in Kraft trat. Diese Staaten berufen sich auf die Notwendigkeit, sich gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu verteidigen, und erhalten so ein System aufrecht, das auf Angst, Dominanz und Drohungen basiert. Noch schlimmer ist, dass die Idee, Europa aufzurüsten, immer mehr an Boden gewinnt. Dabei sollen nationale Strategien zu einer gemeinsamen Doktrin verschmolzen werden. Diese Fortschrittsgläubigkeit treibt eine Spirale der Unsicherheit voran, in der jede Aktion eine Reaktion nach sich zieht und die nukleare Verbreitung unvermeidlich scheint. Ein gefährlicher Kreislauf, der den Weltfrieden ernsthaft bedroht.
Entgegen dieser Logik wählt eine wachsende Mehrheit von Staaten, darunter auch einige europäische Länder wie Österreich, einen anderen Weg: den multilateralen Abrüstungskurs, das Völkerrecht und kollektive Sicherheit. Auch sie wollen ihre „überlebenswichtigen Interessen“ schützen, die ständig durch die möglichen Folgen eines absichtlichen, unbeabsichtigten, versehentlichen oder fehlerhaften Einsatzes von Atomwaffen bedroht sind. Auf der letzten Konferenz der Vertragsstaaten des TPNW haben sie unmissverständlich klargestellt: Abschreckung schützt nicht, sie setzt uns nur Risiken aus.
Der Gewalt entsagen, den Mächtigen die Stirn bieten
Der Kampf gegen Atomwaffen lässt sich nicht von den Kämpfen gegen andere Formen systemischer Gewalt trennen: die Gewalt autoritärer Regime, die Unterdrückung von Bürgerbewegungen und die Anhäufung von Reichtum durch eine kleine Gruppe von Superreichen. Diese Haltung vertritt Greenpeace gemeinsam mit vielen anderen Organisationen in einem internationalen Appell, der im Juli von der Internationalen Gewerkschaftsföderation (ITUC) gestartet wurde. Während die Ungleichheiten rasant wachsen, eine Handvoll Milliardäre überproportionalen wirtschaftlichen Einfluss gewinnt und die Grundfreiheiten in vielen Ländern eingeschränkt werden, ist unsere kollektive Sicherheit heute ebenso bedroht durch die Konzentration von Macht und Reichtum in den Händen einer toxischen Allianz aus Milliardären und ultrakonservativen politischen Kräften.
Diese besorgniserregende Entwicklung betrifft zahlreiche Länder weltweit, in denen Regierungen die militärische Aufrüstung und die zerstörerische Ausbeutung fossiler Energien vor die Stärkung öffentlicher Dienste, den Ausbau erneuerbarer Energien und den Schutz vor dem Klimawandel stellen. Dem rasanten Militarismus zu widerstehen bedeutet auch, diese strukturelle Gewalt abzulehnen, und für eine gerechtere Welt zu kämpfen.
Für den Frieden erheben wir unsere Stimmen
Die Gedenktage am 6. und 9. Mai 1945 sind eine Gelegenheit, unsere Stimme zu erheben. Greenpeace International hat sich einem weltweiten Aufruf zur Aktion angeschlossen, der von der Internationalen Gewerkschaftsföderation (ITUC) getragen wird und Frieden, Demokratie und soziale Gerechtigkeit eng miteinander verbindet. Angesichts von Konflikten, systemischer Unterdrückung und der Repression ziviler Widerstandsbewegungen in vielen Ländern fordert dieser Aufruf dazu auf, die Grundrechte als Säulen des Friedens zu verteidigen und eine gemeinsame Sicherheit aufzubauen, die auf Demokratie, Multilateralismus und ökologischer Nachhaltigkeit basiert, und nicht auf militärischer Macht.
Lasst uns gemeinsam eine Vision für eine Welt entwickeln, in der Frieden nicht das Ergebnis eines Gleichgewichts des Schreckens ist, sondern aus einem klaren und entschlossenen Engagement entsteht, eine Gesellschaft zu schaffen, die frei ist von Bedrohung und Herrschaft.
Originalartikel: Greenpeace Frankreich