Amsterdam / Luxemburg, 20. Mai 2025 – Die geplante Standortverlegung von JBS in die Niederlande als Teil der geplanten Notierung an der New Yorker Börse könnte das Unternehmen erheblichen rechtlichen Risiken aussetzen. Diese Warnung hat Greenpeace International an die Aktionäre gerichtet, bevor diese am 23. Mai über das Vorhaben abstimmen sollen.

In einem Schreiben [1] an die Minderheitsaktionäre, darunter Capital Group, Black Rock sowie mehrere luxemburgische Minderheitsaktionäre [2], warnte Greenpeace International, dass die Organisation „alle Schritte unternehmen wird, die wir für notwendig erachten“, um sicherzustellen, dass JBS das niederländische Gesellschaftsrecht einhält, sollte es ein niederländisches Unternehmen werden. 

In dem Schreiben wird eine kürzlich ergangene Entscheidung des niederländischen Berufungsgerichts zitiert, die deutlich macht, dass die niederländischen Gerichte die Wachstumspläne von Unternehmen, die zu einem Anstieg der Emissionen beitragen, sorgfältig prüfen werden. Erst letzte Woche hatte die gemeinnützige Organisation Milieudefensie aus ähnlichen Gründen eine Klage gegen Shell eingereicht. Der Börsengang von JBS an der Wall Street geht mit einer beträchtlichen Ausweitung der Fleischproduktion einher, die laut Klimaschützern zu einem explosionsartigen Anstieg der Emissionen führen würde, was einen Verstoß gegen internationale Klimavereinbarungen darstellt. 

Das Greenpeace-Schreiben erscheint wenige Tage, nachdem JBS seinen Vorschlag für eine doppelte Börsennotierung verteidigt hat, nachdem das Beratungsunternehmen Institutional Shareholder Services (ISS) argumentierte, dass die geplante Struktur „problematisch sei und Minderheitsaktionäre stark entmündige“ und den Aktionären empfahl, mit Nein zu stimmen. Der Aktienkurs von JBS brach nach der Intervention des Unternehmens um fast 6 % ein und ist im letzten Monat um fast 10 % gesunken. 

Martina Holbach, Kampaignerin bei Greenpeace Luxemburg, erklärte: „Das offenbar schwankende Vertrauen der Aktionäre in JBS zeigt, dass die Investoren endlich aufwachen und erkennen, was die Zivilgesellschaft seit über einem Jahr sagt: Ihnen wird ein extrem schlechtes Geschäft angeboten. Die vorgeschlagenen Governance-Strukturen dienen nur dazu, die Taschen der Milliardärsbrüder Batista zu füllen und gleichzeitig ihren eisernen Griff über das Unternehmen aufrechtzuerhalten.


In dem Brief an die Minderheitsaktionäre argumentiert Greenpeace außerdem, dass die vorgeschlagene Umstrukturierung eine Machtübernahme durch Joesley und Wesley Batista, die Söhne des Unternehmensgründers und Hauptaktionäre, darstellt. Durch die Einführung unterschiedlicher Anteilsklassen würde sich das Stimmrecht der Brüder fast verdoppeln, so dass sie Anteile zu Geld machen und gleichzeitig über ihre luxemburgische Holdinggesellschaft J&F Investments Luxembourg S.à r.l. die absolute Kontrolle über das Unternehmen erhalten könnten.

Die Batista-Brüder werden seit langem mit einer Reihe von unsauberen Praktiken in Verbindung gebracht, darunter Abholzung und Sklavenarbeit in den Lieferketten von JBS und politische Korruption. Im Jahr 2020 bekannte sich die Holdinggesellschaft der Brüder, J&F Investimentos, in den USA der Bestechung im Ausland schuldig und erklärte sich bereit, fast 128,25 Mio. USD an Strafgeldern zu zahlen. JBS zufolge drohen Verbindlichkeiten in Höhe von bis zu 6 Mrd. USD aus straf- und zivilrechtlichen sowie anderen Fällen.


Notizen:

[1] Der offene Brief von Greenpeace an die Minderheitsaktionäre von JBS ist hier verfügbar.
[2] Fonds de Compensation (FDC),  Waystone Management Co Lux SA,  Lemanik Asset Management SA, FundRock Management Co SA, Itaú Funds