Was haben ein brasilianisches Rinderhacksteak, die COP-Klimakonferenzen, die Rechte indigener Völker und Luxemburg gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig – doch alle vier stehen in direktem Zusammenhang mit der Zerstörung des Amazonas und der Klimakrise. Das Steak, weil es sehr wahrscheinlich Teil der Lieferkette von JBS war: dem weltweit größten Fleischkonzern, einem der Hauptverantwortlichen für die Zerstörung des Amazonas, der zudem mehrere Holdings in Luxemburg besitzt. Die UN-Klimakonferenzen (COP) wiederum bieten den Rahmen, um internationale Aktionspläne und Finanzierungen zum Schutz des Klimas, der Wälder und der Menschen auszuhandeln. Die Rechte indigener Gemeinschaften schließlich werden durch die Ausweitung der Rinderzucht im Amazonasgebiet unmittelbar bedroht: eine Entwicklung, die von Unternehmen wie JBS vorangetrieben und durch politische Entscheidungen unterstützt wird, auch hier bei uns, mit Rückendeckung aus Luxemburg.

Der Schutz des einen bedeutet den Schutz des anderen
Klima und Wälder bilden ein untrennbares System: Bricht das eine zusammen, folgt unweigerlich auch das andere, und umgekehrt.
Wälder, insbesondere Primär- und Tropenwälder, spielen eine entscheidende Rolle für die Regulierung des Klimas. Sie speichern Kohlenstoff, beeinflussen den Niederschlagskreislauf, schützen die biologische Vielfalt und sichern die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen, indem sie unter anderem Land und Nahrung bereitstellen. Der Amazonas ist dabei ein Ökosystem von zentraler Bedeutung für die Stabilität des globalen Klimas.

Wälder zu schützen heißt, die Erderhitzung zu verhindern. Dafür ist es unerlässlich, die Rechte der Völker zu achten, deren Territorien sich über diese Wälder erstrecken, und ihnen einen direkten Zugang zu Klimafinanzierungen zu garantieren. Diese Forderung hat Greenpeace auf der letzten UN-Klimakonferenz (COP) erhoben, die in Belém in Brasilien stattfand, in unmittelbarer Nähe des Amazonaswaldes.
Die Rolle der COP
Auch wenn die COP mitunter frustrierend wirken, sollte man nicht vergessen, dass sie wichtige Erfolge für den Klimaschutz ermöglicht haben: etwa die Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls im Jahr 1997, das Pariser Klimaabkommen von 2015 oder die Einrichtung des Fonds für Verluste und Schäden im Jahr 2022, der besonders vulnerable Länder unterstützt, die am stärksten von Klimakatastrophen betroffen sind.
Die 1,5-Grad-Grenze für die Erderwärmung und das Ziel von Netto-Null-Emissionen haben politische Entscheidungen, Finanzströme, Gerichtsverfahren und sektorale Regeln grundlegend verändert. Erneuerbare Energien haben im vergangenen Jahr alle Rekorde gebrochen und machen inzwischen über 90 Prozent der neu installierten Stromerzeugungskapazitäten aus. Auch die Investitionen sind stark gestiegen: Mit über 2.000 Milliarden US-Dollar lagen sie doppelt so hoch wie jene in fossile Energien, ein direkter Effekt internationaler Klimapolitik. Ohne diese Maßnahmen hätte sich der Planet Schätzungen zufolge um rund vier Grad erhitzt, statt der derzeit prognostizierten 2,5 Grad.
Die COP sind das einzige internationale Forum, in dem sowohl kleine Inselstaaten als auch die größten Weltmächte zusammenkommen. Denn das Klima kennt keine Grenzen: Dürren in einer Region der Welt lassen die Lebensmittelpreise auf der anderen Seite des Globus steigen, das Abschmelzen der Himalaya-Gletscher bedroht Menschen auf Inseln, die tausende Kilometer entfernt liegen, und Hitzewellen in Südasien fordern Menschenleben, obwohl ihr ökologischer Fußabdruck weit geringer ist als jener Europas. Die COP existieren, um ein Problem zu lösen, das kein Land allein bewältigen kann. In der Klimakrise gilt: Globale Probleme erfordern globale Lösungen.

Luxemburgs Beitrag zum Klimaschutz
Auch wenn Luxemburg auf den ersten Blick weit vom Amazonas entfernt scheint und seine geringe Größe mitunter als Rechtfertigung für Untätigkeit herangezogen wird, verfügt das Großherzogtum dennoch über entscheidende Hebel, um nicht nur das Klima, sondern auch die Wälder, und damit den Amazonas, wirksam zu schützen.
So haben etwa die von unserem Land angebotenen steuerlichen Vorteile Unternehmen wie JBS angezogen, die Luxemburg ins Zentrum ihrer Finanzströme gestellt haben. Obwohl das Unternehmen im Großherzogtum nur eine Handvoll Menschen beschäftigt und dort keine Produktionsstandorte betreibt, halten seine luxemburgischen Holdinggesellschaften einen Großteil der profitabelsten Aktivitäten des Konzerns in wichtigen Märkten weltweit.

Indem unsere Regierung zudem so schädliche Abkommen wie das EU-Mercosur-Abkommen unterstützt oder aktiv daran mitwirkt, andere zu untergraben, etwa die EU-Verordnung gegen Entwaldung (EUDR), zeigt sie, dass Luxemburg sehr wohl Einfluss nehmen kann, im Guten wie im Schlechten. Zu behaupten, unser Land sei zu klein, um international etwas zu bewirken, heißt daher, Luxemburg aus der Verantwortung zu entlassen.
2025: Ein Jahr im Zeichen des Amazonas
Aus diesem Grund hat Greenpeace Luxemburg beschlossen, seine Arbeit in diesem Jahr dem Schutz des Amazonas zu widmen. Über das gesamte Jahr hinweg haben wir intensive politische Arbeit und Aufklärungsarbeit geleistet, um die luxemburgische Regierung dazu zu bewegen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
In diesem Sinne haben wir unermüdlich auf die Mitverantwortung Luxemburgs an den schädlichen Aktivitäten von JBS hingewiesen. Gemeinsam mit Ihnen haben wir konkrete Maßnahmen zum Schutz des Amazonas gefordert, ebenso wie die Verteidigung der EU-Verordnung gegen Entwaldung und die Ablehnung des EU-Mercosur-Abkommens.

Ein besonderer Höhepunkt war im September der Besuch einer Delegation von Vertreter:innen indigener Völker aus Brasilien (APIB). Gemeinsam mit ihnen haben wir die Regierung ausdrücklich aufgefordert, entschlossen gegen die Zerstörung des Amazonas vorzugehen und die Rechte der Menschen zu schützen, die in und von den Wäldern leben. Die Stimmen jener zu hören, die direkt von den in Luxemburg getroffenen Entscheidungen betroffen sind, setzte ein starkes Zeichen. Dieses Engagement führte schließlich zur Verabschiedung einer Resolution zum Schutz der Rechte indigener Völker in der Abgeordnetenkammer – auf Initiative von Joëlle Welfring, unmittelbar nach ihrem Treffen mit den Vertreter:innen der APIB.

Wir freuen uns sehr über dieses Treffen, dem außerdem die Vorführung des Dokumentarfilms We Are Guardians im Kino Utopia folgte, in Anwesenheit der Co-Regisseurin Chelsea Greene.
Schließlich haben wir im Vorfeld der Eröffnung der COP30 den Amazonas mitten ins Zentrum von Luxemburg geholt: auf den Knuedler. Mit einem Aktionstag wollten wir Passant:innen auf die Katastrophe aufmerksam machen, die sich genau in diesem Moment am anderen Ende der Welt abspielt. Besonders prägend war dabei eine Installation, die nach Stationen in mehreren großen europäischen Städten im Großherzogtum ihre letzte Etappe fand. Um 18.30 Uhr projizierten wir auf riesige Buchstaben, die das Wort „Amazonia“ bildeten, Bilder, die sowohl die Schönheit des Regenwaldes als auch die Bedrohungen zeigen, denen sie ausgesetzt ist.

Wenn der Amazonas 2025 im Mittelpunkt unserer Arbeit stand, werden wir 2026 noch entschlossener den Druck auf Regierungen erhöhen, die zögern, und auf multinationale Konzerne, die den größten tropischen Regenwald der Welt zerstören. Gemeinsam setzen wir uns weiter für den Schutz der Artenvielfalt und des Klimas auf unserem gesamten Planeten ein.


