Uralte, majestätische Bäume, der Gesang der Vögel in den Baumkronen, ein dichtes, grünes Blätterdach, das leise Rascheln der Tiere im Unterholz – willkommen in einem Primärwald.
Gemäß den Verpflichtungen der Europäischen Union zur Erhaltung der biologischen Vielfalt müssen die Primärwälder in Europa streng geschützt werden, und dennoch geht deren Abholzung unvermindert weiter, und die letzten verbliebenen Vertreter dieser Lebensräume verschwinden nach und nach von der Bildfläche.
Offiziellen Angaben zufolge sind nur 4,9 Millionen Hektar, sprich 3 % der gesamten Waldfläche in der EU, Primärwälder. In Wirklichkeit wurde jedoch eine Fläche, die der Größe der Niederlande entspricht, nicht richtig kartographiert und steht daher bislang nicht unter Schutz. Dabei sind diese Wäldervon hohem ökologischen Nutzen, u.a. indem sie eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Biodiversität spielen und den Auswirkungen der Klimakrise entgegenwirken.
Zu den Vorzügen von Primärwäldern zählen:
Ein Lebensraum für eine unglaubliche Vielfalt an Lebensformen
Verglichen mit von Menschen künstlich angelegten oder genutzten Wäldern sind Primärwälder die Heimat einer großen Artenvielfalt. Ihre lange Geschichte und die natürlichen Regenerationsprozesse haben zu einer hohen strukturellen Komplexität beigetragen, die einer Vielzahl von Arten Unterschlupf bietet, darunter auch den empfindlichsten Arten sowie solchen, die Zeit brauchen, um zu migrieren und sich an ein wärmeres Klima anzupassen.
Ein hohes CO2-Speicherpotential
Urwälder helfen beim Klimaschutz, indem sie eine bedeutende Menge an Kohlenstoff speichern, deutlich mehr als andere Wälder unter ähnlichen Bedingungen. Neue Untersuchungen belegen sogar, dass sie Treibhausgase länger speichern als bisher angenommen.
Ein natürlicher Wasserfilter
Wälder sorgen dafür, dass wir frisches und sauberes Trinkwasser haben. Sie erhöhen die Wassermenge im Grundwasser sowie in Oberflächengewässern und haben einen Einfluss auf Flussbetten und andere Wasserläufe. Sie können Niederschläge auffangen, den Abfluss von Regenwasser regulieren und Bäche reinigen, indem sie Verschmutzungen aus dem Boden aufnehmen. Bäume sammeln und absorbieren Wasser durch ihre Äste, Blätter und Wurzeln und geben es dann langsam wieder an die Umwelt ab.
Das natürliche Erbe Europas
Primärwälder spielen eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden der Menschen und ihre Lebensgrundlagen, ganz zu schweigen von ihrer kulturellen und historischen Bedeutung. Diese Wälder sind ebenso Teil des Naturerbes Europas wie die Überreste der Städte unserer Vorfahren. Um sicherzustellen, dass künftige Generationen ebenso wie wir in den Genuss der positiven Eigenschaften von Wäldern (Schutz vor extremen Wetterbedingungen, sauberes Trinkwasser usw.) kommen, müssen wir unverzüglich für ihren Erhalt sorgen.
Unsere Wälder, unsere Gesundheit
Studien zeigen, dass der Kontakt mit der Natur, wie z. B. ein Spaziergang im Wald, einen direkten Einfluss auf unser körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden hat. Der Aufenthalt im Wald reduziert die Nervenaktivität, was zu einer Senkung der Herzfrequenz und des Blutdrucks, zum Abbau von Stress sowie zu einer Steigerung des inneren Gleichgewichts führen kann. Zudem fördert die Natur soziale Kontakte und die Kommunikation zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, was wiederum die soziale Integration fördert.
Wir müssen diese wunderbaren alten Wälder lieben, schätzen und schützen.
Sie sind lebenswichtig für unsere Zukunft.
Die Karpaten beherbergen das größte zusammenhängende Gebiet von Primärwäldern in Europa, außerhalb Skandinaviens und der russischen Taiga. Weitere Informationen über die Karpaten finden Sie hier.