Mit großer Besorgnis nehmen Greenpeace Luxemburg und natur&ëmwelt die jüngsten Aussagen des luxemburgischen Umweltministers Serge Wilmes zur EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) zur Kenntnis.

In einem Interview am 18. Juni 2025 mit radio 100,7 stärkte Minister Wilmes der Landwirtschaftsministerin Martine Hansen den Rücken und sprach sich erneut für Ausnahmeregelungen und eine Verwässerung der Verordnung aus – eine Haltung, die den Zielen der EU zur Bekämpfung globaler Entwaldung und der Biodiversitätskrise entgegenläuft. 

Trotz der Beteuerung, dass der Schutz der Wälder „eine klare Ambition“ der Regierung sei, sprechen die Forderungen nach vereinfachten oder abgeschwächten Regelungen eine andere Sprache. Die Verbände weisen darauf hin, dass die Einführung einer Null-Risiko- bzw. einer “risikofreien” Kategorie die Grundlagen der EUDR infrage stellen würde. Die wiederholt vorgebrachte Behauptung, man wolle Unternehmen und Landwirt:innen vor zusätzlichen administrativen Belastungen schützen, lässt aus Sicht der Umweltorganisationen die eigentliche Problematik außer Acht: Tropenwälder in Südamerika, Afrika und Südostasien werden weiterhin in alarmierendem Tempo zerstört – auch für den europäischen Markt. Die EUDR ist ein essenzielles Instrument, um genau diese zerstörerischen Lieferketten transparent zu machen und wirksam zu regulieren.

Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass eine pragmatische und bürokratisch unkomplizierte Umsetzung der Verordnung möglich ist, insbesondere für kleinere landwirtschaftliche Betriebe.

Primärerzeuger:innen wie Rinderhalter:innen, Forstwirt:innen oder Soja-Produzent:innen müssen lediglich einmal jährlich eine Sorgfaltserklärung im Informationssystem der Europäischen Kommission abgeben. Die dafür notwendigen Informationen, wie beispielsweise Pachtverträge, Flächennachweise oder Grundbuchauszüge, liegen in den meisten Fällen bereits im Betrieb vor. Lediglich die Ergänzung um Geolokalisierungsdaten der bewirtschafteten Flächen ist eine neue Anforderung, die jedoch mit geringem Aufwand erfüllbar ist.

Greenpeace Luxemburg und natur&ëmwelt weisen zudem auf einen grundlegenden Widerspruch in der aktuellen politischen Debatte hin: Im Rahmen des European Green Deal verpflichtet sich die EU, bis 2030 mindestens drei Milliarden zusätzliche Bäume in Europa zu pflanzen. Dieses Ziel kann jedoch nicht glaubwürdig verfolgt werden, wenn gleichzeitig Maßnahmen unterstützt werden, die eine Abschwächung der EU-Entwaldungsverordnung zur Folge hätten – und damit das Risiko erhöhen, dass für den Konsum in Europa weiterhin großflächig Regenwälder in anderen Teilen der Welt abgeholzt werden.

Besonders beunruhigend ist, dass Luxemburg laut Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen derzeit auf EU-Ebene mit einer Unterschriftenaktion, die sich offenbar an sämtliche europäischen Umwelt-, Landwirtschafts- und Handelsministerien richte, weitere sogenannte „Vereinfachungen“ der EUDR fordert. Auch wenn bislang keine offizielle Bestätigung vorliegt, sehen Greenpeace Luxemburg und natur&ëmwelt in dieser Entwicklung ein alarmierendes Signal:

Wenn das Umweltministerium diese Initiative ins Leben gerufen haben sollte, würde das nicht nur die Umsetzung der EUDR gefährden, sondern auch die Glaubwürdigkeit der EU als verlässlicher Handelspartner untergraben – insbesondere gegenüber Produzentenländern, die sich bereits intensiv auf die Einhaltung der neuen Regeln vorbereiten“, so die beiden Umweltorganisationen.

Außerdem möchten die beiden Organisationen nochmals daran erinnern, dass sie die Kampagne der Koalition #Together4Forest unterstützen, einem Bündnis mehrerer europäischer Umweltorganisationen mit dem Ziel, die Umsetzung der EUDR zu unterstützen. Dieses Gesetz könnte bis 2035 weltweit mehr als 8 Millionen Hektar Wald – das entspricht etwa der Größe Österreichs – vor der Abholzung für die Produktion von Waren schützen, die in Europa verkauft werden.

Greenpeace Luxemburg und natur&ëmwelt appellieren an die politische Verantwortung der Entscheidungsträger:innen auf nationaler und europäischer Ebene. Angesichts der globalen Waldverluste, des Klimawandels und des dramatischen Rückgangs der Artenvielfalt sei jetzt nicht die Zeit für politische Rückzieher, sondern für entschlossenes Handeln.