Am heutigen Montag, den 30. Juni 2025 hat die Plattform Meng Landwirtschaft, mit ihren 19 Trägerorganisationen, die vollständig überarbeitete vierte Auflage ihres Plädoyers für eine Neuausrichtung der Landwirtschaft an dem 2000m2-Feld am Haus vun der Natur vorgestellt. Meng Landwirtschaft will die öffentliche Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft in Luxemburg anregen und aktiv mitgestalten.
Meng Landwirtschaft fordert die luxemburgische Politik dazu auf, auf nationaler und europäischer Ebene Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen landwirtschaftliche Betriebe nicht nur als reine Wirtschaftsakteure im Wettbewerb stehen, sondern in ihren sozialen und ökologischen Kontext eingebettet sind und im Sinne des Gemeinwohls wirken können.
Inmitten der Umsetzung der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP 2023-2027) der EU, in der Evaluationen und Anpassungen anstehen, aber gleichzeitig bereits die nächste Phase vorbereitet wird, ist eine breite und kritische Auseinandersetzung mit der Agrarpolitik unerläßlich. Vor dem Hintergrund der großen umwelt- und ernährungspolitischen Herausforderungen sind die aktuellen nationalen und europäischen Liberalisierungs- und Deregulierungsvorhaben eine große Gefahr für die kleinbäuerliche und nachhaltige Landwirtschaft in Luxemburg und weltweit, den Schutz der natürlichen Ressourcen und mehr Gerechtigkeit.
Meng Landwirtschaft setzt sich für eine grundlegende Neuausrichtung der Agrarpolitik ein. Ein zentraler Leitgedanke dabei lautet: „Public money for public goods“. Öffentliche Mittel sollten immer dem Gemeinwohl dienen. Entsprechend sollten staatliche Subventionen stärker dazu genutzt werden, konkrete öffentliche Leistungen wie Umwelt- und Naturschutz zu unterstützen. Die Abwendung von rein wirtschaftlichen Leistungskriterien bietet gleichzeitig die Möglichkeit, den landwirtschaftlichen Beruf aufzuwerten und anregendere Zukunftsperspektiven für die Landwirt*innen zu schaffen.
Die luxemburgische Agrarpolitik: seit Jahrzehnten in der Sackgasse
Die luxemburgische Landwirtschaft ist geprägt von wirtschaftlichen Zwängen, Konkurrenzdenken und einer Spezialisierung auf eine intensiv betriebene Rinderzucht. Den vergleichsweise beachtlichen Spielraum, den die EU den Mitgliedstaaten im Rahmen der letzten GAP-Reform gewährt hat, hat die luxemburgische Regierung bislang nicht für eine umweltfreundlichere Agrarpolitik genutzt. Dabei wächst die Kluft zwischen den ökologischen und sozialen Bedürfnissen der Gesellschaft und der Verbraucher*innen einerseits, und der Art und Weise, wie die Landwirtschaft heute produziert und wie sie organisiert ist andererseits.
Im aktuellen System gibt es für die Allgemeinheit wenig zu gewinnen, dafür aber viel zu verlieren. Viel zu verlieren, weil die vorherrschende landwirtschaftliche Praxis erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und Biodiversität, das Klima und das Wohlergehen und die Gesundheit der Menschen in Luxemburg und im globalen Süden hat. Wenig zu gewinnen, weil der Sektor nur dank öffentlicher Beihilfen überhaupt ein positives Netto-Einkommen erwirtschaftet und den Landwirt*innen kaum attraktive Zukunftsperspektiven bietet.
Neue Wurzeln schaffen für eine gerechte und krisenfeste Landwirtschaft
Umgekehrt birgt eine sozial und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft große Chancen – mit wenig zu verlieren und viel zu gewinnen. Als aktiver Akteur im Umwelt-, Natur- und Klimaschutz ergeben sich für die Landwirtschaft nicht nur neue Einkommensquellen, sondern der gesamte Sektor wird insgesamt resilienter.
Ein weiteres Ziel sollte es sein, die vielfältigen Aspekte von Landwirtschaft und Ernährung vermehrt als Ganzes zu betrachten und die luxemburgische Landwirtschaft aus ihrer derzeitigen politischen Isolation zu lösen.Ein integrativer Ansatz, der die Wechselwirkungen zwischen Landwirtschaft, Ernährung, Umwelt, Klima und Gesundheit berücksichtigt, ist unerlässlich für eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Luxemburg. Dazu gehört auch der Schutz und die Förderung lokaler Produktions-, Vertriebs- und Verteilungssysteme: Kleinere Betriebe und regionale Netzwerke müssen gestärkt werden, um die Abhängigkeit von globalen Lieferketten zu verringern und die Resilienz des Agrarsystems zu erhöhen.
Ein hochaktuelles Plädoyer mit konkreten Impulsen und Beispielen für die Zukunft
Unterteilt in acht Impulse werden Denkanstöße gegeben, wie die Landwirtschaft zum Wohl aller beitragen kann. Meng Landwirtschaft schlägt vor, das Potenzial der Landwirtschaft für Natur- und Umweltschutz zu nutzen, Biolandwirtschaft konsequent zu fördern und die Nutztierhaltung nachhaltig und tierfreundlich zu gestalten. Gleichzeitig soll die lokale Produktion diversifiziert und gestärkt sowie die gesunde Ernährung gesellschaftlich verankert werden. Ernährung und Landwirtschaft müssen endlich zusammen gedacht und die landwirtschaftlichen Berufe aufgewertet werden.
Eine nachhaltige Agrarpolitik ist möglich, wie bereits heute viele Initiativen im In- und Ausland beweisen. Dementsprechend werden im neuen Plädoyer von Meng Landwirtschaft acht Best Practice Beispiele erläutert: von Regionen und Ländern mit hohem Bioanteil, Initiativen, die den Bäuer*innen und Gärtner*innen faire Preise garantieren über innovative Initiativen hin zur Promotion der pflanzlichen Ernährung.
Neuauflage des Plädoyers von Meng Landwirtschaft gratis erhältlich
Die Neuauflage des Plädoyers von Meng Landwirtschaft ist digital auf www.meng-landwirtschaft.lu abrufbar und kann in Papierform gratis über [email protected] bestellt werden. Am kommenden Freitag ist die Broschüre auch beim Klimatag vom Klimabündnis, am Samstag beim Festival Voices for planet von CELL und am gesamten Wochenende auf der Foire Agricole bei natur&ëmwelt und der Biovereenegung erhältlich.
Meng Landwirtschaft: seit 15 Jahren engagiert für eine Agrarwende
Meng Landwirtschaft ist eine Plattform luxemburgischer Nichtregierungsorganisationen, die sich mit Themen rund um Landwirtschaft, Ernährung, Umwelt, Naturschutz, Tierschutz, Verbraucherschutz, Gesundheit und Entwicklungszusammenarbeit befassen. Meng Landwirtschaft will die öffentliche Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft in Luxemburg anregen und aktiv mitgestalten. Die Plattform wurde 2010 gegründet und präsentierte 2014 erstmals ihre agrarpolitischen Forderungen.
Das neue Plädoyer wird von folgenden 19 Organisationen getragen: natur&ëmwelt natur&ëmwelt a.s.b.l., Vereenegung fir Biolandwirtschaft Lëtzebuerg a.s.b.l., Greenpeace Luxembourg, Action Solidarité Tiers Monde, SOS Faim Luxembourg, Mouvement écologique, etika, CELL, Slow Food Luxembourg, Cercle de Coopération, Aide à l‘Enfance de l‘Inde et du Népal, Lëtzebuerger Landesverband fir Beienzuucht, SEED, Kampagne „ohne Pestizide“, Fairtrade Lëtzebuerg, Frères des Hommes, Foodsharing Luxembourg, Netzwierk Agroökologie, Fondation Partage.