Auf die Vertreter:innen der Vereinten Nationen kommt bei der bevorstehenden UN-Biodiversitätskonferenz (COP16), die vom 21. Oktober bis zum 1. November in Cali, Kolumbien, stattfindet, viel Arbeit zu.
Die Konferenz wird die erste internationale Verhandlungsrunde zum Thema Biodiversität sein, seit sich 2022 196 Regierungen in einem historischen Abkommen auf ein Regelwerk geeinigt haben, um den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt und das Massenaussterben aufzuhalten und rückgängig zu machen, den Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal.
Für Greenpeace sind die folgenden fünf Forderungen an die Regierungen für einen erfolgreichen Abschluss der UN-Biodiversitätskonferenz COP16 entscheidend:
1. Bis 2025 20 Milliarden USD bereitstellen, um den Schutz der weltweiten Artenvielfalt zu finanzieren (ja, ihr, die reichen Regierungen des globalen Nordens, seid gemeint)
Im Jahr 2022 einigten sich die Regierungen darauf, bis 2025 mindestens 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr für die Finanzierung des weltweiten Schutzes der biologischen Vielfalt bereitzustellen. Dies ist das unmittelbar bevorstehende Ziel des globalen Rahmens für die biologische Vielfalt und der erste Test der Unterzeichnerstaaten, ihre Versprechen in die Taten umzusetzen.
Doch bislang halten sich die Regierungen nicht an ihre Versprechen: Einem kürzlich veröffentlichten Bericht zufolge haben 23 von 28 Ländern insgesamt weniger als die Hälfte des zugesagten Betrags gezahlt, so dass zur Erfüllung des Ziels 11,6 Milliarden USD fehlen.
Das Kunming-Montreal-Abkommen legt als ein wichtiges Ziel fest, bis zum Jahr 2030 mindestens 30 % der Land- und Meeresflächen der Welt zu schützen. Dessen Erfolg hängt jedoch von der Bereitstellung der vereinbarten Finanzmittel für die Einrichtung dieser Schutzgebiete ab.
Näheres über die Notwendigkeit, bis 2025 20 Mrd. USD bereitzustellen (und darüber, dass der direkte Zugang zu Finanzmitteln für indigene Völker und lokale Gemeinschaften gewährleistet werden muss) erfahren Sie hier.
2. Den direkten Zugang zu Finanzmitteln für indigene Völker und lokale Gemeinschaften sicherstellen
Indigene Völker und lokale Gemeinschaften sind oft die effektivsten Schützer der weltweiten Artenvielfalt. Damit die Umsetzung des globalen Rahmens für die biologische Vielfalt gelingt, müssen sich die Regierungen auf eine angemessene, zeitnahe und direkt zugängliche Finanzierung für indigene Völker und lokale Gemeinschaften einigen, die nicht durch Eingriffe nationaler oder regionaler Regierungen behindert wird. Darüber hinaus müssen alle auf der COP16 gefassten Beschlüsse sicherstellen, dass die Rechte, die Rollen und die Gebiete indigener Völker und lokaler Gemeinschaften sowohl auf See, in Küstengebieten als auch an Land respektiert werden.
3. Einen Aktionsplan beschließen, um Klimaschutzmaßnahmen mit Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität zu verknüpfen
Die Wissenschaft ist sich darüber im Klaren, dass die Klima- und die Biodiversitätskrise nicht getrennt voneinander angegangen werden können. Wenn Ökosysteme zerstört werden, wird der in ihnen gespeicherte Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt, und die dadurch verursachte Verschärfung des Klimawandels und die damit einhergehenden Hitzewellen, Dürreperioden und Brände führen zu einem noch größeren Verlust an Biodiversität.
Die Regierungen entsenden zwar im Oktober 2024 ihre Delegationen zur UN-Biodiversitäts- (COP16) und im November zur UN-Klimakonferenz (COP29), doch nur wenige Regierungen gehen mit gutem Beispiel voran, indem sie die Klima- und Biodiversitätskrise in ihren Aktionsplänen gemeinsam berücksichtigen.
Auf der diesjährigen COP16 müssen die Regierungen zum Schutz von Ökosystemen mit einer hohen Integrität und Kohlenstoffdichte aufrufen: Ein gemeinsames Arbeitsprogramm zwischen den Konventionen zum Schutz der Biodiversität und zum Schutz des Klimas kann einen großen Beitrag zur Umsetzung dieser Agenda leisten.
Lesen Sie hier mehr über die Notwendigkeit eines gemeinsamen Arbeitsprogramms zwischen Klima- und Biodiversitäts-Abkommen.
4. Höhere Ambitionen und eine bessere Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategien und Aktionspläne fordern
Der auf der letzten UN-Biodiversitätskonferenz (COP15) in Kunming und Montreal beschlossene Globale Rahmen für die biologische Vielfalt – auch als „Biodiversitätsplan“ bezeichnet – ist ein bahnbrechendes Abkommen, das das Potenzial hat, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten und umzukehren.
Damit das gelingt, müssen den Worten Taten folgen.
Mit der Zustimmung über das Abkommen erklärten sich die Regierungen auch bereit, vor der COP16 aktualisierte oder überarbeitete Pläne zum Schutz der biologischen Vielfalt auf nationaler Ebene vorzulegen, die auch als Nationale Biodiversitätsstrategie und Aktionspläne für die biologische Vielfalt (NBSAPs) bezeichnet werden.
Greenpeace verfolgt aufmerksam, ob die Regierungen ihre zugesagten Verpflichtungen einhalten.
Auch Sie können die Entwicklungen mitverfolgen: Schauen Sie sich den NBSAP-Tracker an, den wir in Zusammenarbeit mit dem WWF verwenden, um die aktuellen Geschehnisse in jedem einzelnen Land zu verfolgen.
5. Einigung über die Änderung des Netzwerks der ökologisch oder biologisch bedeutsamen Meeresgebiete erzielen
Mehr als die Hälfte unserer Erde besteht aus Meeren. Und ein Großteil der Artenvielfalt besteht aus Meereslebewesen. Es überrascht daher nicht, dass die Fortschritte auf der UN-Biodiversitätskonferenz (COP16) und der Vertrag über den Schutz der Weltmeere eng miteinander verknüpft sind.
Auf der COP16 müssen sich die Regierungen auf einen Beschluss einigen, der es ihnen ermöglicht, „ökologisch oder biologisch bedeutsame Meeresgebiete“ zu ändern, hinzuzufügen oder zu streichen. Dies ist entscheidend für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten oder anderen Schutzzonen in den Ozeanen.
Da der internationale Vertrag zum Schutz der Ozeane derzeit ratifiziert wird, bietet die COP16 die Gelegenheit, das Übereinkommen zu propagieren und mehr Länder zu seiner Ratifizierung zu bewegen.Lesen Sie hier mehr über die wichtigsten Themen zum Meeresschutz bei der COP16
Die UN-Biodiversitätskonferenz COP16 wird ein entscheidender Moment für den Naturschutz sein. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.