Luxemburg, 17. April 2020 – Greenpeace fordert von der EU und den Mitgliedstaaten die Unterstützung von bäuerlichen und nachhaltig wirtschaftenden Betrieben  und gleichzeitig das Beenden jeglicher Rettungspakete oder anderer öffentlichen Subventionen der industriellen Landwirtschaft, auch um das Risiko künftiger Pandemien zu verringern. Lobbyisten der Landwirtschaftsindustrie haben bereits um Unterstützung für den Fleisch- und Milchsektor gebeten.

Die Rolle der industriellen Tierhaltung bei der Entstehung und Verbreitung von Virusinfektionen ähnlich wie bei Covid-19, ist nicht zu verleugnen. Schätzungsweise 73% aller neu auftretenden Infektionskrankheiten stammen von Tieren. Es ist nachgewiesen, dass Nutztiere eine außergewöhnlich hohe Anzahl von Viren auf den Menschen übertragen, ähnlich wie bei den Corona- und Influenzaviren. Die industrielle Landwirtschaft, wie sie weltweit insbesondere bei Geflügel und Schweinen praktiziert wird, bei denen das Vieh auf sehr engem Raum zusammengehalten und über große Strecken gehandelt wird, erhöht wahrscheinlich die Krankheitsübertragung.

Die weltweite industrielle Tierhaltung ist ebenfalls der Haupttreiber der globalen Waldzerstörung. Forscher schätzen, dass 31% der Ausbrüche neu auftretender Krankheiten mit der sich wandelnden Bodennutzung zusammenhängen – einschließlich HIV, Ebola und Zika.

Raymond Aendekerk, Direktor von Greenpeace Luxemburg erklärt: „Die weltweite industrielle Tierhaltung sowie die Waldzerstörung, angetrieben vom Anbau von Futtermitteln, bilden den idealen Ausgangspunkt für zukünftige Pandemien. Wenn wir weiterhin Wildtiere aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraumes in Kontakt mit Menschen bringen und beengte Massentierhaltungsbetriebe als Brutstätten tolerieren, wird Covid-19 nicht der letzte Ausbruch sein unter dem wir leiden. Die EU und die Mitgliedstaaten müssen die kleineren und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe in dieser Krise verstärkt unterstützen. Die weitere undifferenzierte Förderung, vor allem in der Milch- und Fleischproduktion müssen schnellst möglichst gestoppt werden. Diese industriellen landwirtschaftlichen Methoden mit viel Input an Gebäude- und Stalltechnik sowie chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel sind keine resiliente, zukunftsfähige Produktionsmodelle. Unser Landwirtschaftsminister soll sich daher auf europäischer Ebene für einen wahrhaftigen “Green New Deal” einsetzen und in Luxemburg den notwendigen Wandel des  Landwirtschaftssektors angehen. Der Aktionsplan “Biolandwirtschaft” ist ein guter und wichtiger Anstoß.

Der Tierhaltungssektor erhält im Rahmen der derzeitigen europäischen Agrarpolitik bereits direkt und indirekt über die Futtermittelproduktion öffentliche Subventionen in Höhe von 28 bis 32 Mrd. Euro pro Jahr, sprich 18 bis 20% des Gesamtbudgets der EU. Mit der überwiegenden Mehrheit dieser Zahlungen werden Europas größte landwirtschaftliche Betriebe unterstützt, die über 72% der tierischen Produkte in der EU liefern, während kleinere und mittlere Bauernhöfe immer seltener werden. Alleine zwischen 2005 und 2013 wurden fast drei Millionen Betriebe geschlossen, rund ein Drittel aller EU-Bauernhöfe.

Greenpeace fordert die Gewährleistung eines gerechten und fairen Übergangs, indem in erster Linie lokale und ökologisch wirtschaftende Landwirte und Lebensmittelproduzenten finanziell unterstützt werden.

Abgesehen von Infektionskrankheiten trägt die weltweite industrielle Tierhaltung  zu weiteren Gesundheitsproblemen bei, wie der Verschmutzung unserer Luft durch den Ausstoß von Ammoniak sowie der Belastung des Trinkwassers mit Stickstoff. Darüber hinaus ist ein hoher Fleischkonsum mit vielen schwerwiegenden Gesundheitsproblemen verbunden, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Typ-2-Diabetes. 

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