Luxemburg/Davos, 21. Januar 2020 – Banken, Versicherungen und Pensionskassen – insbesondere diejenigen, deren Geschäftsführer an der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos teilnehmen – sind genauso für die Klimakrise schuldig wie die fossile Brennstoffindustrie. Seit Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens haben zahlreiche der in Davos vertretenen Banken und Pensionskassen zusammen 1,4 Billionen US-Dollar in Kohle-, Erdöl- und Erdgasunternehmen investiert. In Davos sind ebenfalls fünf Versicherungsunternehmen, die zu den größten Investoren von Kohleprojekten gehören, anwesend. Zu diesen Ergebnissen kommt der neue Bericht von Greenpeace International “It’s the finance sector, stupid” (deutsch: Es ist der Finanzsektor, Dummchen) (1).

Der Greenpeace-Bericht untersucht, wie Banken, Pensionskassen und Versicherungen (2), die auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vertreten sind, aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht die Mission des Forums, „den Zustand der Welt zu verbessern“ (englisch: committed to improving the state of the world), verfehlen. Der Bericht und die dazugehörige Webseite www.worldeconomicfailure.com veranschaulichen, wie Lobbyisten und PR-Agenturen von diesen Finanzakteuren und den fossilen Brennstoff-Unternehmen eingesetzt werden, um das Pariser Abkommen zu unterwandern.

„Banken, Versicherungen und Pensionskassen sind mit schuld an der Klimakrise. Trotz Umwelt- und Wirtschaftswarnungen schüren sie eine neue globale Finanzkrise, indem sie die fossile Brennstoffindustrie unterstützen. Die in Davos anwesenden Geschäftsleute sind nichts als Heuchler. Sie täuschen vor, den Planeten retten zu wollen, doch gleichzeitig zerstören sie ihn für kurzfristige Profite “, sagt Jennifer Morgan, Geschäftsführerin von Greenpeace International.

Auch der luxemburgische Ministerpräsident Xavier Bettel reist zum Weltwirtschaftsforum nach Davos. Greenpeace weist darauf hin, dass auch Luxemburg trotz der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens weiterhin fossile Brennstoffe finanziert, insbesondere über den Pensionsfonds FDC (Fonds de Compensation). Zudem schätzt Greenpeace, dass das gesamte Aktienportfolio der in Luxemburg verwalteten Investmentfonds für 300 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr – möglicherweise sogar mehr – verantwortlich ist.

Als einer der wichtigsten Finanzmärkte der Welt hat Luxemburg eine ganz besondere Verantwortung dafür, dass im Finanzsektor die richtigen Weichen in Bezug auf Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung gestellt werden”, erklärt Martina Holbach, Kampagnerin für Klima und nachhaltige Finanzen bei Greenpeace Luxemburg.

Die Zeit für Diskussionen und Medienrummel ist abgelaufen. Die Aufsichtsbehörden müssen handeln, bevor es zu spät ist, und die Finanzakteure müssen ihr Business-as-usual beenden”, sagt Jennifer Morgan, Geschäftsführerin von Greenpeace International. “Wir befinden uns in einer Klimakrise, und auf einem toten Planeten wird es kein Geld geben.


Anmerkungen

(1) Der Bericht von Greenpeace „It’s the finance sector, stupid“ steht zum Download unter www.worldeconomicfailure.com zur Verfügung. Auf der Webseite finden Sie desweiteren alternative und interaktive Visitenkarten der Finanzakteure, die voraussichtlich am WEF 2020 teilnehmen werden.

(2) Laut eines Berichts von BankTrack haben seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens bis Ende 2018 24 der weltweit größten in Davos vertretenen Banken die fossile Brennstoffindustrie mit 1,4 Billionen US-Dollar unterstützt. Darunter zählen: JP Morgan Chase, Citi, Bank of America, RBC Royal Bank, Barclays, MUFG, TD Bank, Scotiabank, Mizuho, Morgan Stanley, Goldman Sachs, HSBC, Credit Suisse, Bank of Montreal, Deutsche Bank, Kanadische Kaiserliche Handelsbank (CIBC), Société Générale, UBS, ING, BPCE / Natixis, Standard Chartered, Santander, BBVA und Royal Bank of Scotland (RBS).

Drei der Pensionsfonds, die in diesem Jahr in Davos erwartet werden, besitzen Anteile in Höhe von mindestens 26 Milliarden USD an fossilen Unternehmen wie Shell, Chevron und Exxon sowie an Banken, die die fossile Energien-Branche unterstützen, wie JP Morgan Chase, Bank of America und Royal Bank of Canada.

2019 untersuchte UnFriendCoal 30 führende Versicherungsunternehmen und bewertete deren Investitionspolitik in Bezug auf Kohle und Teersande und Divestment sowie weitere Aspekte ihrer Klimastrategie. Fünf dieser Versicherungsunternehmen – AIG, Prudential, Sompo, Tokio Marine und Lloyd’s – nahmen an der WEF-Tagung im Jahr 2019 teil und werden voraussichtlich auch in diesem Jahr anwesend sein. Diese Unternehmen haben jedoch in keinster Weise Bemühungen unternommen, ihre Unterstützung für Kohleprojekte zu verringern und/oder ihre Anteile an fossilen Brennstoffindustrien zu veräußern.

Coal Fired Power Plant in the Rhenish Lignite Mining Area. © Bernd Lauter / Greenpeace Machen Sie mit!