Luxemburg, 8. Februar 2021- Anlässlich der morgigen Präsentation der Luxembourg Sustainable Finance Strategy fordert Greenpeace die Regierung und die Finanzakteure auf, die Investitionen des Luxemburger Finanzsektors mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens in Einklang zu bringen. Greenpeace begrüßt prinzipiell das Konzept einer Luxemburger Strategie für nachhaltige Finanzen. Eine Strategie, die jedoch nicht darauf abzielt, den Finanzsektor mit den Zielen des Pariser Abkommens in Einklang zu bringen, ist am Ende zum Scheitern verurteilt.

Im Rahmen der öffentlichen Konsultation zum Entwurf der Luxembourg Sustainable Finance Strategy Ende 2020 hatte Greenpeace darauf hingewiesen, dass sich der Strategieentwurf vor allem auf sogenannte nachhaltige Finanzprodukte konzentriert hat, obwohl diese nur einen kleinen Teil der in Luxemburg getätigten Anlageaktivitäten ausmachen. Des weiteren hatte die Umweltschutzorganisation kritisiert, dass der Strategieentwurf keine klaren Ziele, konkrete Maßnahmen oder Zeitvorgaben enthalten hat, um den gesamten Finanzsektor mit den Klimaschutzzielen in Einklang zu bringen.

Eine Ende Januar von Greenpeace veröffentlichte Studie hatte die schädlichen Auswirkungen der aktuellen Investitionen der luxemburgischen Fondsindustrie auf den Klimaschutz aufgedeckt. Der Bericht kam zu dem Ergebnis, dass die 100 größten Investmentfonds, darunter Fonds von Blackrock, Goldman Sachs und JP Morgan, Kohlenstoffemissionen finanzieren, die zu einer globalen Erwärmung auf mehr als das Doppelte des im Pariser Abkommen festgelegten Limits beitragen [1].

Als Reaktion auf die Greenpeace-Studie argumentierte die Association of the Luxembourg Fund Industry (ALFI) unter anderem, dass das Klimaschutzproblem nur auf globaler Ebene gelöst werden könne und dass “der Übergang zu einer klimaneutralen und klimaresilienten Wirtschaft ein langer Weg ist und wir erst am Anfang dieses Prozesses stehen” [2].

Die Zeit drängt jedoch. Wir haben nur noch etwa 10 Jahre Zeit, um einen katastrophalen Klimawandel zu verhindern, sagte Martina Holbach, Klima- und Finanzkampaignerin bei Greenpeace Luxemburg. Luxemburgs Investmentfondsindustrie, die zweitgrößte der Welt, muss sich dieser Herausforderung stellen. Luxemburg könnte so einen globalen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Neben der Verschärfung des Klimawandels stellt die Finanzierung von emissionsintensiven Unternehmen ein erhebliches Risiko für den Finanzplatz Luxemburg dar. Angesichts des absehbaren Rückgangs der Marktnachfrage nach kohlenstoffintensiven Anlagen wird deren Wertverlust in naher Zukunft prognostiziert. Finanzakteure, die diesen Trend ignorieren, riskieren, aufgrund von “gestrandeten Vermögenswerten” finanzielle Verluste zu erleiden [3].

Wir erwarten, dass die Luxembourg Sustainable Finance Strategy die Herausforderungen, vor denen unser Finanzplatz steht, nicht ignoriert“, fügte Martina Holbach hinzu. “Auf globale Lösungen zu warten ist nicht nur Zeitverschwendung im Kampf gegen den Klimawandel. Es bedeutet auch, dass Luxemburg die Chance verpassen könnte, sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Finanzmärkten in Bezug auf klimagerechte Finanzlösungen zu verschaffen.”


[1] Den Bericht und weitere Dokumente finden Sie hier.

[2] Quelle: ALFI

[3] “Stranded assets” ist eine Ressource, die einst einen Wert hatte oder Einkommen produzierte, dies aber nicht mehr tut, in der Regel aufgrund von externen Veränderungen, einschließlich Veränderungen in der Technologie, den Märkten und den gesellschaftlichen Gewohnheiten. Heute wird der Begriff am häufigsten für Kohle-, Öl- und Gasressourcen verwendet, die noch nicht gefördert wurden, aber als Vermögenswerte in den Büchern der Unternehmen erscheinen. Es gibt einen wachsenden Druck auf diese Unternehmen, fossile Energien “im Boden zu lassen” und nicht zu verbrennen. Wissenschaftler sagen, dass die Verbrennung dieser Reserven das “Kohlenstoffbudget” der Welt bei weitem überschreiten würde – das heißt, die Menge an Treibhausgasen, die emittiert werden kann, ohne dass die globale Erwärmung in einem akzeptablen Rahmen bleibt.

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