Luxemburg, 19. Oktober 2024 – Wenige Tage vor der Eröffnung der UN-Biodiversitätskonferenz in Cali, Kolumbien, ruft Greenpeace die Regierungen weltweit dazu auf, ihre Maßnahmen zum Schutz der Natur zu verstärken. In Luxemburg machten Aktivist:innen der Umweltorganisation am Fuße des Schiessentümpel im Müllerthal, einem kulturellen Erbe und beliebten Ausflugsziel im Osten des Großherzogtums, auf die Dringlichkeit des Biodiversitätsschutzes aufmerksam. [1]

Aktivist:innen versammelten sich am Schiessentümpel-Wasserfall, einem beliebten Ausflugsziel im Osten Luxemburgs, um ihre Hoffnung für die Natur auszudrücken. Diese Aktion ist Teil eines weltweiten Aktionstages im Vorfeld der UN-Biodiversitätskonferenz COP16. © Simon Hoffmann / Greenpeace

Vom 21. Oktober bis zum 1. November 2024 werden Vertreter:innen der Vereinten Nationen erneut zusammenkommen, um Optionen und Fortschritte für eine effektive Umsetzung des Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming und Montreal (KM-GBF) zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur zu erörtern. Der Rahmen wird als „Pariser Abkommen für die Natur“ und als „historisches Abkommen zur Umkehrung des Biodiversitätsverlustes bis 2030“ bezeichnet. 

Der Schutz der Natur und der Schutz des Klimas haben ein und dieselbe Dringlichkeit. Wenn wir die Natur nicht wirksam schützen, untergraben wir den Kampf gegen die Klimakrise”, erklärt Martina Holbach, Kampaignerin bei Greenpeace Luxemburg. „Die Natur zu zerstören bedeutet, unser eigenes Zuhause zu zerstören. Und dennoch ziehen große Lebensmittelkonzerne, Fleischproduzenten, die Holzindustrie und die Institutionen, die diese Unternehmen finanzieren, kurzfristige Gewinne aus der Zerstörung von Ökosystemen. Das muss aufhören“. 

Die EU und ihre Mitgliedstaaten, darunter auch Luxemburg, haben sich verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, um das sechste Massenaussterben zu stoppen, bei dem der Mensch den Rückgang der biologischen Vielfalt in einem Ausmaß verursacht, der die Zukunft der Menschheit selbst bedroht. Trotz aller Versprechungen reichen die Strategien und ersten legislativen Maßnahmen jedoch nicht aus, um den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Er schreitet ungebremst voran und wird durch ein Wirtschaftssystem gefördert, das Wachstum über alle anderen Belange stellt. Darüber hinaus investieren und vergeben Banken weiterhin Kredite an Industrien, die für das Artensterben und den Verlust von Lebensräumen verantwortlich sind [2].

Nachdem sie sich 2022 auf einen neuen Biodiversitätsrahmen geeinigt haben, müssen die Regierungen nun sicherstellen, dass dieser umgesetzt wird. Es muss gelingen, die Biodiversitäts- und Klimakrise gemeinsam anzugehen. Dreh- und Angelpunkt für die Umsetzung des Regelwerks ist die dringende Vorlage der überarbeiteten nationalen Biodiversitätsstrategien und Aktionspläne sowie die Schließung der Finanzierungslücke für den Schutz und die Wiederherstellung der Natur. Die Industrieländer müssen mindestens 20 Milliarden US-Dollar bis 2025 zur Bekämpfung der Biodiversitätskrise bereitstellen, doch die meisten Regierungen haben ihren fairen Beitrag bislang nicht geleistet“, so Martina Holbach abschließend. 

Zu den wichtigsten Forderungen von Greenpeace gehört, dass sich die Regierungen verpflichten, Gesetze zu verfassen, um die Finanzströme in ökologisch schädliche Unternehmen zu unterbinden und den Finanzsektor an den internationalen Klima- und Biodiversitätszielen auszurichten [3]. Banken und Finanzinstitute müssen reguliert werden, um Gelder in Geschäftsbereiche umzuleiten, die unser Wohlbefinden fördern und gleichzeitig natürliche Lebensräume und Ökosysteme schützen und wiederherstellen.


Notizen:

[1] Angesichts der Klimakrise und des dramatischen Rückgangs der Artenvielfalt haben Greenpeace-Aktivisten weltweit gestern und heute Aktivitäten organisiert, um auf die Dringlichkeit hinzuweisen, die Zerstörung der Natur zu stoppen und den Finanzsektor zu regulieren, indem Gelder in den Schutz und die Wiederherstellung der Umwelt umgeleitet werden. Die Aktionen sollen nicht nur die breite Zustimmung von Menschen auf der ganzen Welt für Maßnahmen zur Erhaltung der wichtigsten Ökosysteme verdeutlichen, sondern auch konkrete Maßnahmen von den Regierungen fordern, die auf der COP16 zusammenkommen. Die Protestaktionen finden in Österreich, der Tschechischen Republik, Deutschland, Ungarn, Indonesien, Polen, Rumänien, Spanien, Schweden und den Niederlanden statt. Sie verleihen den Stimmen der Bürgerinnen und Bürger Gehör, die dringende Maßnahmen zur Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt fordern, oder porträtieren Tausende von Hoffnungsbotschaften, die überall auf der Welt gesammelt wurden.
Die Bilder aller Aktionen können in der Greenpeace-Mediathek heruntergeladen werden. Diese Sammlung wird den ganzen Tag über aktualisiert, schauen Sie also gerne vorbei. 

[2] Europäische Banken haben einer rezenten Studie zufolge seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 rund 256 Milliarden Euro an Krediten an Unternehmen vergeben, die Wälder, Savannen und andere klimakritische natürliche Ökosysteme gefährden. Die EU ist weltweit das zweitgrößte Finanzzentrum, das diese Rohstoffsektoren finanziert.

[3] Die im Mai 2023 verabschiedete EU-Verordnung (EU) 2023/1115 ist ein erster Schritt zur Erfüllung der globalen Klima- und Biodiversitätsverpflichtungen der EU. Sie zielt darauf ab, die Auswirkungen des EU-Konsums zu verringern, indem Unternehmen verpflichtet werden, nur entwaldungsfreie und legal hergestellte Produkte in der EU zu verkaufen. Die derzeitigen EU-Vorschriften beziehen sich zwar auf physische Produkte, die Wälder gefährden und die auf dem EU-Markt in Verkehr gebracht werden, nicht aber auf die Geldströme, die in die Zerstörung von Ökosystemen fließen. Die Europäische Kommission hat einen Zeitplan aufgestellt, um die Rolle des Finanzwesens bei der Entwaldung und Waldschädigung zu überprüfen und gegebenenfalls bis Juni 2025 einen Gesetzesvorschlag vorzulegen.